Deutschland

Deutschland 2023: Rezession, Inflation, Armut

Das IfW-Institut erwartet für 2023 eine Rezession in Deutschland sowie eine Inflation in Rekordhöhe. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abwärtssog", so die Ökonomen.
08.09.2022 09:47
Aktualisiert: 08.09.2022 09:47
Lesezeit: 2 min

Rezession, Rekordinflation, Kaufkraftverlust: Wegen massiv steigender Energiepreise infolge der russischen Invasion in der Ukraine erwartet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein extrem schwieriges Jahr 2023 für Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt werde dann um 0,7 Prozent schrumpfen, sagten die Kieler Forscher in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Herbstprognose voraus. Im Juni hatten sie noch ein kräftiges Plus von 3,3 Prozent erwartet.

Für das laufende Jahr rechnet das IfW zwar noch mit einem Wachstum, das jedoch mit 1,4 Prozent deutlich niedriger ausfallen soll als noch im Sommer mit 2,1 Prozent angenommen. 2024 könnte es dann wieder zu einem Plus von 1,7 Prozent reichen.

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abwärtssog", fassten die Ökonominnen und Ökonomen ihre Prognose zusammen. "Die jüngsten Preissprünge bei Strom und Gas werden die Kaufkraft der privaten Haushalte spürbar verringern und zu einem Rückgang der privaten Konsumausgaben führen." Zudem dürften die weltweite Konjunkturflaute nicht nur die Exporte, sondern auch die Investitionen merklich dämpfen. "Im Ergebnis wird die deutsche Wirtschaft erneut in eine Rezession abgleiten - in einer Phase, in der sie sich gerade von den pandemiebedingten Rückschlägen erholte", so das IfW.

Keine Entspannung erwartet das Institut bei der Teuerung. "Sofern die Preise für Strom und Gas für längere Zeit hoch bleiben – so wie es sich derzeit abzeichnet – wird die Inflation ausgehend von ihrem Rekordniveau von acht Prozent im laufenden Jahr voraussichtlich auf 8,7 Prozent im Jahr 2023 steigen", erwarten die Fachleute. Grund dafür sei, dass die Marktpreise für Strom und Gas erst verzögert bei den Verbrauchern ankämen. Erst 2024, wenn die Energiepreise wieder nachgeben, dürfte sich die Inflation beruhigen und auf 3,1 Prozent sinken.

"Neben Belastungen für die energieintensiven Industrien führt der massive Energiepreisanstieg insbesondere zu einem erheblichen Kaufkraftentzug bei den privaten Haushalten", warnen die Kieler Ökonomen. "Deren Kaufkraft dürfte im kommenden Jahr mit 4,2 Prozent so stark einbrechen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland und in der Folge den privaten Konsum bis weit ins kommende Jahr hinein schrumpfen lassen."

Die Rezession wird auch Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen, befürchten die Ökonomen. "Aufgrund des Fachkräftemangels dürften sie jedoch vergleichsweise gering ausfallen." Die Arbeitslosenquote wird demnach von 5,3 Prozent im laufenden Jahr auf 5,6 Prozent 2023 steigen. Trotz erheblicher Mehrausgaben für das Abfedern der hohen Energiepreise dürften sich die Staatsfinanzen kaum verschlechtern, da die steigenden Preise für Mehreinnahmen sorgen. Der Bruttoschuldenstand in Relation zum Bruttoinlandsprodukt dürfte sogar bis 2024 auf 64,6 Prozent sinken. 2021 lag er bei 68,7 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...