Politik

USA: Regierung für Pipeline-Stopp kritisiert

Die Kritik an der US-Regierung wegen dem Stopp des Keystone-XL-Projektes wird lauter. Die Baugenehmigung der Öl-Pipeline war 2021 widerrufen worden.
13.09.2022 09:06
Lesezeit: 2 min
USA: Regierung für Pipeline-Stopp kritisiert
Die US-Regierung wird für den Stopp des Keystone-XL-Projektes kritisiert. (Foto: dpa) Foto: Joel Angel Juarez

Neal Crabtree, ehemaliger Mitarbeiter der Keystone XL warnte Ende August in der Sendung „Fox & Friends First“ Fox & Friends First vor einer Treibstoffknappheit im Nordosten der USA wegen Joe Bidens Politik und dem Interesse von grünen Aktivisten. Er befürchtet eine mögliche Energiekatastrophe.

Crabtree ist überzeugt, dass die Problematik ohne die Regierung und Klimaaktivisten nicht da wäre: „Es ist eine Kombination aus dem, was die Umweltschützer in den letzten zehn Jahren getan haben, die uns in die Situation gebracht hat, in der wir jetzt sind. Präsident Biden hat unsere Arbeit an der Keystone XL zerstört. Es ist aber nicht richtig ihm alleine die Schuld zu geben, da muss man fair bleiben. Das Problem mit den Umweltschützern gibt es schon seit etwa einem Jahrzehnt.“

Pipeline von Kanada bis nach Oklahoma

Die im Jahre 2010 im Betrieb gegangene Keystone Pipeline, geht von der kanadischen Provinz Alberta, über die US-Bundestaaten Montana, South Dakota, Nebraska und Kansas nach Oklahoma. Sie transportiert Rohöl aus den Erdölfeldern in Alberta in die USA. Inzwischen wurden mehrere Erweiterungen realisiert. Besonders für die Menschen, die in den betroffenen Bundesstaaten leben, ist die Pipeline ein wichtiger Arbeitgeber. Gleichzeitig ist man energietechnisch davon abhängig.

Die größte Debatte gab es um die Erweiterung Keystone XL. Die Keystone XL sollte den alten Strang von 2010 durch einen größeren und neuen Strang ersetzen. Problem: Die Keystone XL durchquert den High-Plains-Aquifer, einen Grundwasserleiter im Untergrund der Great Plains. Er ist für die Landwirtschaft in den Great Plains unverzichtbar. Klimaaktivisten und die Obama-Regierung stellten sich gegen den Bau der Erweiterung.

Donald Trump genehmigte 2 Monate nach seinem Amtsantritt im März 2017 den Bau. Umweltverbände klagten gegen die Genehmigung und im Jahr 2020 entschied das oberste Gericht der USA, dass es Umweltverträglichkeitsprüfungen braucht, um den Bau durchzuführen. Ein Jahr darauf strich Joe Biden per Dekret die Baugenehmigung für die Pipeline und im Juni 2021 gab die Betreibergesellschaft das Projekt auf.

Hoffnung auf Aufmerksamkeit 2021

Anfang 2021 hatte Crabtree noch viel Hoffnung, dass die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam wird: „Anfang letzten Jahres, als die Colonial Pipeline gehackt und stillgelegt wurde, hatte ich gehofft, das würde genug Aufmerksamkeit erregen, um zu zeigen, wie verwundbar unsere Infrastruktur ist, besonders hier im Nordosten, wo wir eine so große Bevölkerung haben, die sich auf ein paar kleine Pipelines verlässt.“ Für die Menschen in Staaten wie Nebraska oder South Dakota hatten die Pipelines immer eine Art Sicherheitscharakter, wie Crabtree verdeutlicht, dieser fehlt nun.

Crabtree nicht der erste Kritiker

Kritiker haben laut Fox News Biden wiederholt vorgeworfen, einen Krieg gegen die amerikanische Energiewirtschaft zu führen. Sie beriefen sich dabei auf seine Entscheidung, die Keystone XL zu streichen und sich darauf zu verlassen, dass die Differenz von Partnern im Ausland ausgeglichen wird.

Crabtree machte auch deutlich, dass das Heizöl-Problem im Nordosten der USA leicht gelöst werden könnte: „Es ist besonders frustrierend, dass wir das letzte Jahrzehnt damit verbracht haben, die Marcellus-Shale im Bundestaat New York für Erdgas zu erschließen. Dort befindet sich eines der größten Erdgasvorkommen der Welt. Selbst nach einem Jahrzehnt reden wir immer noch über den Mangel an Heizöl im Nordosten, obwohl das Problem mit Erdgas gelöst werden könnt.“

Zeitpunkt der Kritik kein Zufall

Der Zeitpunkt der Kritik ist kein Zufall. Die USA befinden sich mitten im Wahlkampf für die Midterm-Elections und die Ölindustrie ist durch die Abnahme der Anzahl von Ölbohranlagen und Bohrinseln unter Druck. Je stärker der Druck, desto stärker die Kritik an Joe Biden für seine Entscheidung bezüglich der Pipeline.

Sollten die Republikaner bei der Wahl Anfang November sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus eine Mehrheit erhalten, dann könnte die Baugenehmigung der Pipeline wieder ein Thema werden und auch Interessenten für Projekte wieder am Start sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Regierungsfrust wächst: Umfrage zeigt historischen Tiefstand der Zufriedenheit
24.11.2025

Die Zustimmung zur Arbeit der Bundesregierung ist laut einer aktuellen Insa-Erhebung so niedrig wie noch nie. Nur 22 Prozent der Befragten...

DWN
Politik
Politik Rentenstreit spitzt sich zu: Spahn pocht auf Handlungsfähigkeit der Koalition
24.11.2025

Der Konflikt über die Rentenreform ist weiterhin ungelöst. Unionsfraktionschef Jens Spahn mahnt die Regierung zur Geschlossenheit – und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimagipfel im Stillstand: Welche Beschlüsse Belém wirklich brachte
24.11.2025

Bei der Klimaanpassung und dem Schutz des Regenwaldes wurden zwar frische Finanzzusagen gemacht – doch bei den eigentlichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...