Politik

USA: Republikaner riskieren mit Trump-Treue sicher geglaubten Wahlsieg

Wie sehr belastet die Razzia auf Donald Trumps Anwesen die Republikaner bei den Midterm-Wahlen? In den Umfragen schmilzt der Vorsprung massiv, dabei galten die Wahlen als gewonnen.
02.09.2022 16:27
Aktualisiert: 02.09.2022 16:27
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
USA: Republikaner riskieren mit Trump-Treue sicher geglaubten Wahlsieg
Die Republikaner gehen mit ihrer Trump-Treue Wahlrisiko ein. (Foto:dpa) Foto: Julia Nikhinson

Es sah im Frühjahr nach einer sehr klaren Sache für die Republikaner aus. Bei den Umfragen zum Kongresshaus lagen sie weit vorne und auch die Umfragen zum Senat sahen gut aus. Fox News prognostizierte einen Durchmarsch für die Konservativen. Seit den FBI-Untersuchungen auf Donald Trumps Anwesen Mar-a-Lago, hat sich das Blatt gewendet.

Anstatt sich vom Ex-Präsidenten zu trennen und einen Nachfolger aufzubauen, halten die Republikaner weiter am Ex-Präsidenten fest. Sie vernachlässigten dabei die Immobilienkrise und weitere Wirtschaftsprobleme im Land. Resultat: Trumps Kandidaten funktionieren in den wichtigen Bundesstaaten, in denen Senatswahlen stattfinden, nicht mehr wie gewünscht und der Vorsprung schmilzt in den Umfragen.

Skurriler Wahlkampf

Beispiel Pennsylvania: Der Kandidat der Demokraten und Vizegouverneur John Fetterman macht nicht viel Wahlkampf und hat wegen einem Schlaganfall im Mai 2022 kaum Auftritte. Fettermans Vorteil: er kommt direkt aus der Kleinstadt Reading (Pennsylvania) und ist durch seine Erfahrung als Vizegouverneur mit dem Bundestaat gut vertraut.

Die Republikaner setzen auf den Trump-Kandidaten und ehemaligen Leibarzt von Donald Trump und Kardiologen Dr. Mehmet Oz aus Ohio. Oz ist neben seiner Arzttätigkeit als Moderator auch in den US-Medien aufgetreten und hatte eine eigene Talkshow bei Sony Pictures Television.

Oz fiel im bisherigen Wahlkampf durch fragwürdige Positionen auf. So warb er laut NBC für das Malariamittel Hydroxychloroquin als „Corona Heilmittel“ und vermied es als türkisch-stämmiger US-Amerikaner den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen, wie NBC berichtete. Auch vor persönlichen Attacken macht das Kampagnenteam des Kardiologen nicht halt und behauptete laut dem Guardian Fetterman hätte seinen Schlaganfall vermeiden können, wenn er mehr Gemüse gegessen hätte. Aktuell führt Fettermann in den Umfragen deutlich. Die amerikanischen Nachrichtenwebsite Fivethirtyeight sieht eine Siegchance von Fetterman bei 80%.

Aufregung auch in Arizona

Ähnlich schlecht sieht es für die Republikaner in Arizona aus. Dort setzen sie alles auf den Trump-Kandidaten und Unternehmer Blake Masters, der laut NBC Afroamerikaner pauschal beschuldigte für Waffengewalt verantwortlich zu sein. Masters spricht sich gegen das Recht auf Abtreibung aus, wie das Magazin Politico berichtet und unterstützt der L.A Times nach Verschwörungsmythen um die Präsidentschaftswahl 2020.

Zu seinen Standpunkten zu stehen, scheint nicht Blakes Stärke zu sein. Sein Wahlkampfteam entfernte kürzlich laut der lokalen Arizona Republic alle Posts von Masters zum Thema Abtreibung und Stürmung des Kapitols. Masters Gegenkandidat Mark Kelly ist amtierender Senator von Arizona, war vor seiner Karriere als Senator Raumfahrer und nahm an einer Shuttle Mission im Jahr 2011 teil. Kelly setzt sich unter anderem für stärkere Kontrollen beim Verkauf von Waffen ein. In der Zusammenfassung von realclearpolitics liegt Kelly sechs Prozent vor Masters.

Senatsmehrheit für Demokraten in Reichweite

In Nevada und New Hampshire sieht es ähnlich ungut für die Republikaner aus. Dort haben die Amtsinhaberinnen Catherine Cortez-Mastro und Maggie Hassan laut fivethirtyeight eine 62 Prozent beziehungsweise 79 Prozent Siegchance gegenüber ihren Gegenkandidaten.

Wisconsin war zuletzt bei Präsidentschaftswahlen ein hart umkämpfter Bundesstaat. Hier führt der Herausforderer Mandela Barnes gegenüber dem amtierenden Senator Ron Johnson in der Zusammenfassung von realclearpolitics ebenfalls mit 4 Prozent. Hart umkämpft ist der Bundestaat Georgia, den Joe Biden 2020 für die Demokraten gewinnen konnte. Hier führt der Demokrat und amtierende Senator Raphael Warnock mit 2,70 Prozent, verliert aber in den letzten Umfragen an Boden gegenüber seinem Konkurrenten Herschel Walker. In der aktuellen Zusammenfassung von realclearpolitics würden die Demokraten alle Umfragen zusammengefasst 2 Senatssitze hinzugewinnen.

Trump-Vertraute Palin verliert Wahl in Alaska

Auch bei den Umfragen zum Repräsentantenhaus wird das Rennen enger. Lag die GOP im Juli noch bei über 2% schmilzt der Vorsprung der Republikaner in der Statistik von realclearpolitics auf 0,2 Prozent. Aktuell wird prognostiziert, dass die Republikaner 219 Sitze im Kongress gewinnen werden – für eine Mehrheit, benötigt man 218 Abgeordnete.

Die Wahl in Alaska ist hingegen schon gelaufen: Die Trump-Vertraute und ehemalige Senatorin von Alaska Sarah Palin, verlor deutlich 32 zu 40 Prozent gegen ihre Gegenkandidatin von den Demokraten Mary Peltola. Für die Republikaner sind die aktuellen Umfragen und das Ergebnis der Wahl in Alaska, ein Warnsignal Monate vor den Midterm-Elections.

Ändert sich an der aktuellen Stimmungslage in den umkämpften Bundestaaten nichts, droht ein deutlich engerer Wahlkampf als die Republikaner es sich gewünscht haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Führen Sie die weltweit größten Kryptowährungen wie DOGE und BTC direkt ein und erzielen Sie über die COME-Mining-Plattform einen Gewinn von über 5.000 US-Dollar pro Tag.

Die Nachfrage nach Bitcoin (BTC) ist in letzter Zeit weiter gestiegen, und die Anlegerstimmung hat sich deutlich verbessert. Die COME...

DWN
Finanzen
Finanzen Trade Republic-Aktie im Fokus: Trade Republic hat Portfolio um Festzinsprodukte erweitert
16.10.2025

Die Trade Republic-Aktie steht erneut im Fokus, nachdem das Unternehmen sein Angebot im Bereich Zinsprodukte erweitert hat. Anleger...

DWN
Politik
Politik 123.000 Sicherheitsbeauftragte sollen wegfallen
16.10.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) will Betriebe von Bürokratie beim Arbeitsschutz entlasten und mehr als 123.000 spezielle...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Wirecard-Insolvenz: BGH prüft Ansprüche von Aktionären
16.10.2025

Fünf Jahre nach der spektakulären Pleite von Wirecard stehen zehntausende Aktionäre noch immer mit leeren Händen da. Ihre Forderungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ryanair-Aktie im Blick: Fluggesellschaft Ryanair reduziert Angebot in Deutschland
16.10.2025

Die irische Fluggesellschaft Ryanair setzt ihren Kurs der Angebotsreduzierung in Deutschland fort. Im Winterflugplan 2025/2026 werden...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis auf Rekordniveau: Warum Silber den großen Bruder Gold aktuell in den Schatten stellt
16.10.2025

Nach seinem Allzeithoch zur Wochenmitte zeigt sich der Silberpreis aktuell kaum schwächer und bleibt auf Rekordniveau. Während der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quereinsteiger: Fachfremde Talente finden und erfolgreich einarbeiten
16.10.2025

Vor einigen Jahrzehnten war es noch üblich, den Beruf, der als junger Erwachsener erlernt wurde, bis zur Rente auszuführen. In unserer...

DWN
Finanzen
Finanzen TSMC-Aktie auf Wachstumskurs: Neuer Höchstwert durch KI
16.10.2025

TSMC profitiert vom globalen KI-Boom und setzt neue Maßstäbe im Chipmarkt. Der taiwanische Konzern erwartet 2025 einen höheren Umsatz...

DWN
Politik
Politik Nach Geiselfreilassung: Netanyahu und Israels Rolle im Gaza-Krieg
16.10.2025

Die Situation in Israel und Gaza zeigt die anhaltende Fragilität des Friedens im Nahen Osten. Politische Entscheidungen, militärische...