Wirtschaft

Globale Reisenachfrage hoch trotz Sorgen um die Weltwirtschaft

Robuste Nachfrage bei Reisekonzernen gibt Fluggesellschaften und Hotels Auftrieb vor einem unsicheren Winter
27.09.2022 17:24
Aktualisiert: 27.09.2022 17:24
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Nachfrage nach Reisen boomt weiter trotz der Sorgen um die Weltwirtschaft und die Lebenshaltungskosten, und gibt Fluggesellschaften und Hotels vor einem unsicheren Winter Auftrieb.

Wie die Financial Times berichtet, haben Hotelbuchungen für das vierte Quartal in diesem Jahr das Niveau von 2019 übertroffen, so die Zahlen des Reiseunternehmens Amadeus, das die Daten von 35.000 Hotels weltweit zusammengefasst hat.

Laut Henrik Kjellberg, Geschäftsführer des europäischen Ferienvermietungsunternehmens Awaze, hielten sich die Buchungen über den Winter gut, sowohl in Bezug auf das Volumen als auch auf die Preise.

„Selbst im Falle einer Rezession erwarte ich, dass die Reisebranche weiterhin gut abschneidet," sagte Kjellberg.

Weiterer Boom nach Sommersaison

Die Buchungsdaten der Fluggesellschaften zeigen auch, dass sich die Erholung des Reiseverkehrs seit der starken Sommersaison nicht verlangsamt hat. In der Sommersaison herrschte so viel Betrieb, dass einige Flughäfen in und außerhalb Europa überfordert waren.

Die weltweiten Flugbuchungen für September, Oktober und November lagen in dieser Woche um 33 Prozent unter dem Niveau von 2019, aber dennoch eine Verbesserung gegenüber dem Sommer, als die Buchungen um 40 Prozent zurückgingen, so das Datenunternehmen der Reisebranche ForwardKeys.

Die Flugdaten, die aus einer branchenweiten Ticketdatenbank stammen, umfassen alle großen nationalen Fluggesellschaften und schließen Teile Asiens ein, wo die Flugbewegungen noch weit unter dem normalen Niveau liegen. Darin enthalten sind auch die Verkäufe von Billigfluggesellschaften (wie Ryanair und easyJet), von denen sich viele schneller erholt haben und bereits nahe am oder über dem Niveau von 2019 fliegen.

Wie die Financial Times berichtet, teilte Reiseveranstalter Tui diese Woche mit, dass die Buchungen im Vereinigten Königreich, in Deutschland und in den Niederlanden in den letzten Wochen über dem Niveau vor der Pandemie lagen. „Das ist ermutigend und zeigt, wie wichtig Urlaub und Reiseerlebnisse in der Post-Corona-Ära sind", sagte Tui-Chef Fritz Joussen.

Höhere Ticketpreise

Die Erholung erfolgt trotz steigender Ticketpreise, da die Fluggesellschaften versuchen höhere Treibstoffkosten weiterzugeben.

Die Langstreckenfluggesellschaft Virgin Atlantic erwartet, dass die Wintereinnahmen das Niveau von 2019 übertreffen werden, obwohl sie nur 90 Prozent ihres Flugplans von vor der Pandemie fliegen wird. Vinod Kannan, Geschäftsführer von Vistara, der zweitgrößten indischen Fluggesellschaft, sagte es gebe noch einen Nachholbedarf: „Es ist noch nicht so weit, dass die Nachfrage wegen der Preise sinkt. Viele Menschen sind in den letzten zwei Jahren nicht gereist."

Fluglinien-Aktien fallen

Die Aktien der Fluggesellschaften haben in den letzten Monaten trotz der Erholung des Reiseverkehrs gelitten, da sich die Anleger über die hohen Treibstoffpreise und die sich abschwächenden Wirtschaftsaussichten Sorgen machen.

Analysten zufolge ist die größte Frage, mit der sich die Branche beschäftigt, ob die Nachfrage angesichts eines erheblichen wirtschaftlichen Abschwungs stabil bleiben kann.

Vermögensverwaltungsfirma Bernstein hat errechnet, dass die Flugpläne der europäischen Fluggesellschaften für das vierte Quartal bei transatlantischen und innereuropäischen Flügen vollständig auf das Niveau von 2019 zurückkehren, und um 9 bis 15 Prozent niedriger ausfallen für Reisen in den Rest der Welt.

Die Investmentfirma warnt jedoch, dass die Winternachfrage ungewiss bleibe. Und Kannan von der indischen Fluggesellschaft Vistara glaubt, dass „wir in diesem Winter noch gut über die Runden kommen sollten, weil sich die Wirtschaft von Covid erholt hat, und die Menschen immer noch Freunde, Verwandte und Unternehmen treffen wollen."

Was dann nächstes Jahr passiert ist allerdings noch ungewiss, so Kannan.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Politik
Politik Sondergipfel in Katar: Forderung nach internationalem Waffenembargo gegen Israel
15.09.2025

Der Sondergipfel in Katar hat mit scharfer Kritik auf das israelische Vorgehen reagiert. Mehrere Staaten der Region erklärten ihre...

DWN
Politik
Politik UN-Kritik: Israel zielt auf Journalisten um eigene Gräueltaten zu vertuschen
15.09.2025

252 Reporter sind in gut zweieinhalb Jahren im Gazastreifen getötet worden. Diese Zahl sei kein Zufall, meinen Menschenrechtsexperten und...

DWN
Politik
Politik Elektroautos: Autofahrer revoltieren gegen Brüsseler Kurs
15.09.2025

Subventionen statt Innovation: Während China den Markt dominiert, setzt die EU auf Elektroautos um jeden Preis. Für Autofahrer und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apothekennetz schrumpft - Branche verlangt Reform
15.09.2025

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken: Allein im ersten Halbjahr sank die Zahl der Standorte um 238 auf 16.803. Damit hat in den...

DWN
Technologie
Technologie Klage gegen Google: Streit um KI-Zusammenfassungen
15.09.2025

Der US-Medienkonzern Penske Media, zu dem Titel wie Rolling Stone und Hollywood Reporter gehören, hat Google wegen seiner neuen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Handel und Öl: China droht nach Trumps Vorstoß
15.09.2025

Nach den jüngsten Forderungen von Ex-US-Präsident Donald Trump an die Nato-Partner, hohe Zölle auf chinesische Waren zu erheben und den...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Zeit für Gewinnmitnahmen und ein Dämpfer für Bitcoin
15.09.2025

Rekorde an der Wall Street, Warnungen vor Rezession und ein Rückschlag für Bitcoin: Anleger fragen sich, ob jetzt die Zeit für...

DWN
Politik
Politik Hybrider Krieg: Moskau intensiviert Angriffe auf Europa
15.09.2025

Russische Drohnen über Polen, Drohungen gegen die NATO: Moskau intensiviert seinen hybriden Krieg. Für Deutschland wächst der Druck,...