Der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren ist unter Dach und Fach. Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen brachte 113,9 Millionen Vorzugsaktien der Stuttgarter Sportwagen-Tochter Porsche AG zum Preis von je 82,50 Euro bei neuen Aktionären unter, wie er am Mittwochabend mitteilte. Mit einem Volumen von 9,4 Milliarden Euro ist es die zweitgrößte Neuemission in Deutschland, knapp übertroffen nur vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996. Der Erlös geht komplett an Volkswagen. Die Porsche AG kommt zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro.
Am Donnerstag werden die Porsche-Aktien erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt. Vorstandschef Oliver Blume will den Handel selbst mit der großen Börsenglocke einläuten. Trotz der schwachen Aktienmärkte lag der Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne, die von 76,50 bis 82,50 Euro reichte. "Die hohe Nachfrage zeigt das Vertrauen der Investoren in die Zukunft von Porsche", sagte Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz. Laut Insidern lagen Zeichnungsaufträge für mehr als 50 Milliarden Euro vor, die Emission war vielfach überzeichnet. "Die Porsche AG hat sich vollständig vom negativen Markttrend abgekoppelt", sagte ein Investmentbanker. Als "Eisbrecher" für weitere Börsengänge in diesem Jahr tauge Porsche aber nicht. Die Strahlkraft der Marke sei einzigartig.
Volkswagen, bisher Alleineigentümer der Porsche AG, reduziert seine Beteiligung an der Sportwagen-Ikone im Zuge des Börsengangs auf 75 Prozent weniger eine Aktie. 12,5 Prozent der 911 Millionen Aktien sind künftig an der Börse notiert. Weitere 12,5 Prozent - allerdings in Form von stimmberechtigten Aktien - kauft der VW-Großaktionär Porsche SE, hinter dem die Familien Porsche und Piech - in zwei Schritten: die ersten 17,5 Prozent Anfang kommender Woche, den Rest Anfang 2023. Er gibt dafür 10,1 Milliarden Euro aus - 88,69 Euro je Aktie, das sind 7,5 Prozent mehr als die Vorzüge kosten. Die Familien-Holding will sich dafür mit 7,9 Milliarden Euro verschulden.
Mit dem Verkauf von Porsche-Aktien winkt der Volkswagen AG damit in den nächsten Wochen ein Geldregen von 19,5 Milliarden Euro. Die Erlöse verschafften Volkswagen "deutlich mehr finanzielle Flexibilität im Rahmen der Transformation Richtung Elektromobilität und Digitalisierung", sagte Antlitz. 49 Prozent der Einnahmen, also gut 9,5 Milliarden Euro, sollen aber an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das wäre eine Sonderdividende von rund 19 Euro. Gut drei Milliarden Euro gingen damit an die Porsche SE, eine Milliarde an den VW-Großaktionär Katar, der 1,88 Milliarden Euro in Aktien der Porsche AG steckt. Gut 1,1 Milliarden Euro fließen ins Staatssäckel des Landes Niedersachsen.
Für fast 40 Prozent des Emissionsvolumens - 3,68 Milliarden Euro - hatte sich Volkswagen bereits im Voraus feste Zusagen von Ankerinvestoren geholt. Neben dem Katar-Staatsfonds QIA geben der norwegische Ölfonds und der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price je 750 Millionen Euro aus, der Staatsfonds von Abu Dhabi 300 Millionen. In Deutschland und fünf weiteren Ländern in Europa konnten auch Kleinaktionäre Porsche-Aktien zeichnen. Im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass an sie zwischen fünf und zehn Prozent der Vorzugsaktien gehen könnten.
--- UPDATE 11:00 Uhr ---
Die Titel des Sportwagenbauers erschienen mit 84,00 Euro erstmals auf der Kurstafel, fielen dann aber binnen Minuten auf den Ausgabepreis von 82,50 Euro zurück. Im Verlauf des Vormittags arbeiteten sie sich auf 84,98 Euro vor. "Das ist heute nicht gerade ein Traum-Umfeld für einen Börsengang", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das macht es schwierig, Zeichnungsgewinne zu erzielen." Dies brockte den Porsche AG-Großaktionären Volkswagen und Porsche SE Kursverluste von knapp fünf beziehungsweise gut acht Prozent ein.