Deutschland

Unerlaubte Einreisen nach Deutschland massiv angestiegen

Die Zahl der unerlaubten Einreisen nach Deutschland hat sich in diesem Jahr fast verdoppelt. Laut Bundespolizei liegt der Brennpunkt an der tschechischen Grenze.
Autor
01.10.2022 20:56
Aktualisiert: 01.10.2022 20:56
Lesezeit: 2 min
Unerlaubte Einreisen nach Deutschland massiv angestiegen
Ein Hubschrauber der Bundespolizei an der deutsch-tschechischen Grenze, einem Brennpunkt der unerlaubten Einreise. (Foto: dpa) Foto: Robert Michael

In den letzten Wochen ist die Zahl der Migranten, die illegal nach Deutschland einreisen, kontinuierlich angestiegen. Dies geht aus Zahlen der Bundespolizei hervor, die der Rheinischen Post vorliegen. Demnach stellte die Bundespolizei von Jahresbeginn bis 28. September rund 56.800 Personen bei der unerlaubten Einreise nach Deutschland fest. Zum Vergleich: Von Januar bis August 2021 waren es 28.892 unerlaubte Einreisen.

Bundesweit werden im Durchschnitt mehr als 400 unerlaubt eingereiste Personen pro Tag verzeichnet. Besonders viele illegale Einreisen werden dieses Jahr an den Grenzen zu Tschechien und Österreich festgestellt. An der Grenze zu Österreich, wo derzeit stationäre Grenzkontrollen gelten, stellte die Bundespolizei bis zum 28. September mehr als 13.700 unerlaubte Einreisen fest.

„Der Brennpunkt liegt derzeit mit mehr als 11.827 registrierten unerlaubten Einreisen im Jahr 2022 an der deutsch-tschechischen Grenze, davon allein im August und September 2022 mehr als 6500“, so ein Sprecher der Bundespolizei. Die hohen Zahlen von August und September zeigen, wie sehr die Fluchtbewegung aktuell an Dynamik zunimmt. Laut Bundespolizei waren es an der deutsch-tschechischen Grenze im gesamten Jahr 2021 rund 4200 unerlaubt eingereiste Personen.

Bayern und Sachsen

Die meisten illegalen Migranten kommen in Bayern und Sachsen an. Von Januar bis August stellte die Bundespolizei in Bayern 15.433 unerlaubte Einreisen über die deutsch-österreichischen und deutsch-tschechischen Grenzabschnitte fest, fast doppelt so viele wie im letzten Jahr. In Sachsen wurden 7397 unerlaubt eingereiste Personen an den Grenzabschnitten zu Polen und Tschechien festgestellt, mehr als dreimal so viele wie im letzten Jahr.

„Wir wissen, woher sie kommen, wo sie durchreisen“, sagte Bundespolizei-Präsident Dieter Romann gegenüber der Rheinischen Post. „Was wir nicht wissen, ist, warum wir überwiegend keine Eurodac-Treffer finden.“ Mit dem Eurodac-System werden europaweit die Fingerabdrücke von Migranten erhoben, gespeichert und abgeglichen. Mit dem EU-weiten Datenabgleich soll verhindert werden, dass Personen in mehreren EU-Staaten Asyl oder Schutz beantragen.

Serbien ist nach Angaben Bundespolizei das „Haupttransitland“ für die illegale Migration nach Mittel- und Westeuropa. Grund dafür sind die zentrale Lage des Landes im Westbalkan und seine nationalen Visaregularien. Von Serbien aus würden die Migranten versuchen, die Grenzen nach Rumänien, Ungarn oder Kroatien zu überwinden, um in die jeweiligen Zielländer in der EU zu migrieren.

Serbien und Belarus

„Hierbei werden sie von etablierten und gewachsenen Schleuserstrukturen unterstützt“, so der Sprecher. In den vergangenen Monaten habe es eine „gestiegene Migrationsdynamik“ gegeben, was sich auch auf die Feststellungszahlen an der deutsch-tschechischen Grenze auswirke. Hintergrund ist, dass Serbien den Bürgern zahlreicher Staaten eine visafreie Einreise erlaubt, die in der EU visapflichtig wären, darunter Menschen aus Bangladesch, Indien oder Tunesien.

Mitte September hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser Gespräche mit Serbien darüber angekündigt, „warum die Migration auf einmal so zugenommen hat“. Der EU-Beitrittskandidat Serbien pflegt seit Jahren enge Beziehungen zu Russland und hat sich bei der Unterstützung für die Ukraine seit Beginn des russischen Krieges stets zurückgehalten.

Auch die illegale Migration über Belarus hat laut Bundespolizei wieder zugenommen. Demnach wurden in diesem Jahr bisher rund 4760 unerlaubte Einreisen über Belarus verzeichnet. „Nach Erkenntnissen der Bundespolizei nutzen die Migranten überwiegend Flugverbindungen nach Moskau, um von dort aus über Belarus und Polen zu reisen“, so der Sprecher. Teilweise erfolge die Reise auch über das Baltikum.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...