Politik

China: Lockdowns werden verschärft, Wirtschaft stark betroffen

China verhängt eine neue Lockdown-Welle. Die Maßnahmen sind brutal. Auch wirtschaftlich wichtige Regionen sind betroffen.
27.10.2022 11:08
Aktualisiert: 27.10.2022 11:08
Lesezeit: 2 min

Steigende Corona-Infektionen haben in China eine neue Welle von Lockdowns ausgelöst. Von Wuhan in Zentralchina bis Xining im Nordwesten wurden Stadtteile mit Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern abgeriegelt, um die Ausbreitung des Virus aufzuhalten. Die Behörden meldeten am Donnerstag den dritten Tag in Folge mehr als 1000 neue Covid-Fälle - eine im internationalen Vergleich geringe Zahl, aber genug, um neue Verbote und Einschränkungen im ganzen Land auszulösen.

Zu den betroffenen Kommunen zählt mit Guangzhou die viertgrößte Stadt des Landes gemessen an der Wirtschaftsleistung. Dort wurden am Donnerstag weitere Straßen und Stadtteile abgeriegelt, Menschen durften ihre Wohnungen nicht verlassen. Der Grund: Neue Gebiete wurden als Hochrisikobereiche eingestuft.

"Viele meiner Freunde und Kollegen sind zu Hause eingeschlossen", sagte Lily Li aus Guangzhou. Die Situation sei instabil. "Der Unterricht wurde eingestellt, und auch die Unterhaltungsangebote wurden ausgesetzt", sagte Li. "Das Fitnessstudio, in das ich oft gehe, wurde ebenfalls geschlossen."

Bereits zu Wochenbeginn waren in 28 Städten mehr oder weniger strenge Lockdowns in Kraft. Den Analysten des Finanzinstituts Nomura zufolge waren damit rund 207,7 Millionen Menschen in Regionen betroffen, die etwa 25,6 Billionen Yuan (rund 3,5 Billionen Euro) oder rund ein Viertel des chinesischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften.

In Wuhan, wo Ende 2019 der weltweit erste Corona-Ausbruch nachgewiesen wurde, werden in dieser Woche etwa 20 bis 25 Neuinfektionen täglich gemeldet. Das hat die Behörden dazu veranlasst, mehr als 800.000 Menschen in einem Stadtteil anzuweisen, bis Sonntag zu Hause zu bleiben. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte ein 38-jähriger Einwohner von Wuhan mit dem Nachnamen Chang. "Wir fühlen uns wie betäubt von dem Ganzen. Wir fühlen uns mehr und mehr abgestumpft."

In Wuhan wurde zudem der Verkauf von Schweinefleisch in Teilen der Stadt ausgesetzt, wie aus Bildern und Beiträgen in den sozialen Medien hervorgeht. Zuvor war ein Corona-Fall festgestellt worden, der nach Angaben der Behörden mit der lokalen Schweinefleisch-Lieferkette in Verbindung stand.

In Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai, wurde in den sozialen Medien von Lebensmittelknappheit und Preissteigerungen bei lebenswichtigen Gütern berichtet. "Um das Risiko einer Übertragung zu verringern, wurden einige Gemüse- und Obstgeschäfte geschlossen und unter Quarantäne gestellt", sagte ein Beamter der Verwaltung von Xining.

Die Lockdown-Welle könnte auch die deutsche Wirtschaft treffen. China ist seit 2016 ihr wichtigster Handelspartner: Zwischen beiden Ländern wurden allein im vergangenen Jahr Waren im Wert von 245,4 Milliarden Euro gehandelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Fokus: Googles TPU-Pläne verschärfen den KI-Wettbewerb
28.11.2025

Der Wettbewerb um die leistungsfähigsten KI-Chips gewinnt rasant an Dynamik, da große Technologiekonzerne ihre Strategien neu ausrichten...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up Etalytics: KI als digitaler Dirigent für die Industrieenergie
28.11.2025

In Deutschlands Fabriken verpuffen gewaltige Mengen Energie. Mit einer eigenen KI, die das System kontrolliert, gelingen Etalytics...

DWN
Finanzen
Finanzen Bullenmarkt im Blick: Steht der globale Aufwärtstrend vor einer Wende?
28.11.2025

Die globalen Aktienmärkte erleben nach Jahren starken Wachstums wieder mehr Unsicherheit und kritischere Kursbewegungen. Doch woran lässt...

DWN
Politik
Politik Milliarden-Etat für 2026: Bundestag stemmt Rekordhaushalt
28.11.2025

Der Bundestag hat den Haushalt für 2026 verabschiedet – mit Schulden auf einem Niveau, das zuletzt nur während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Zu wenige Fachkräfte, zu viele Arbeitslose: Deutschlands paradoxer Arbeitsmarkt
28.11.2025

Deutschland steuert auf fast drei Millionen Arbeitslose zu, doch das eigentliche Problem liegt laut Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bleibt im November bei 2,3 Prozent stabil
28.11.2025

Auch im November hat sich die Teuerungsrate in Deutschland kaum bewegt: Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Vormonat um 2,3 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Koalition erzielt Kompromisse bei Rente, Autos und Wohnungsbau
28.11.2025

Nach langen Verhandlungen haben CDU, CSU und SPD in zentralen Streitfragen Einigungen erzielt. Die Koalitionsspitzen verständigten sich...

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...