Finanzen

Bank of Japan ist einziger Käufer neuer Staatsanleihen

Lesezeit: 2 min
03.11.2022 13:00
Die japanische Zentralbank hat bei der letzten Auktion alle neuen Staatsanleihen des Landes aufgekauft. Damit setzt die Notenbank ihre lockere Geldpolitik fort – entgegen dem weltweiten Trend.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei der letzten Auktion 10-jähriger japanischer Staatsanleihen war die japanische Zentralbank einziger Käufer. Der Besitz der Bank of Japan an neu ausgegebenen 10-jährigen Staatsanleihen (JGBs) übersteigt sogar den bei Auktionen verkauften Betrag, teilte Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities in einem Bericht am Mittwoch mit.

Bank of Japan kauft alle neuen Staatsanleihen auf

Laut Keisuke Tsuruta, Anleihestratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities, besaß die Zentralbank zum 31. Oktober Staatsanleihen im Wert von 3,1 Billionen Yen (21,1 Milliarden Dollar) aus der 368. Emission mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Das Volumen der 368. JGBs, die bis zu diesem Datum auf dem Markt verkauft wurden, betrug 2,8 Billionen Yen.

Die 368. Emission von Anleihen wurde im Oktober und in diesem Monat in zwei separaten Auktionen des Finanzministeriums verkauft. Die Auktion traf auf die schwächste Nachfrage seit 2003. Niedrige Renditen und erhöhte Volatilität wurden als Gründe für die schlechte Auktion angeführt. Die Rendite 10-jähriger Anleihen ist von etwa 19 Basispunkten am 19. Januar auf aktuell 36 Basispunkte angestiegen.

Analysten bewerten den Aufkauf japanischer Staatsanleihen durch die Notenbank als ein Zeichen für ihre unnachgiebige Verteidigung der 10-jährigen Renditeobergrenze von Null Prozent, die bereits zu Verzerrungen in der Renditekurve geführt hat. „Dies zeigt, dass die Bestände der Bank of Japan an JGBs angesichts des starken Aufwärtsdrucks auf die Zinssätze zunehmen“, sagte Takayuki Miyajima, Senior Economist bei der Sony Financial Group gegenüber Reuters.

Bank of Japan hält an lockerer Geldpolitik fest

Entgegen dem weltweiten Trend behaart die japanische Zentralbank auf ihrer lockeren Geldpolitik. Während die anderen großen Zentralbanken damit begonnen haben, die Zinsen anzuheben und ihre Bilanzen zu straffen, fährt Japan einen gegenteiligen Kurs. Vergangene Woche kündigte die Bank of Japan an, die Zinsen weiterhin auf dem Rekordtief von -0,1 Prozent zu belassen.

Als Begründung nannte die Zentralbank, dass die Inflation in Japan aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und Störungen in der weltweiten Lieferkette weiter steigen werde. Die Bank of Japan korrigierte ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr von 2,3 auf 3 Prozent nach oben. Im September kletterte die Verbraucherpreisinflation in Japan auf ein 8-Jahreshoch von 3 Prozent. Im Großraum Tokio stieg die Inflation mit 3,4 Prozent sogar auf ein 33-Jahreshoch.

Darüber hinaus gab die Zentralbank im Oktober gab die Zentralbank ein Anleihekaufprogramm in Höhe von 250 Milliarden Yen zur Stützung japanischer Staatsanleihen bekannt. Ziel der Notoperation ist es, die Renditen der Anleihen zu drücken, obwohl die langfristigen Zinssätze weltweit steigen. Das hat Auswirkungen für die japanische Währung, die zuletzt mit die Marke von 150 Yen je Dollar überschritten hatte und damit auf den tiefsten Stand seit 1990 gefallen war. Aktuell notiert der Yen bei 148,36 je Dollar (Stand: 03. November).

Analysten rechnen jedoch damit, dass es der Bank of Japan nicht mehr lange gelingen wird, an ihrem Kurs festzuhalten. Der Zinsdruck auf den Anleihemärkten nimmt schon jetzt so stark zu, dass die Zentralbank immer größere Bestände japanischer Anleihen aufkaufen muss, um ihr Renditeziel von Null Prozent zu halten. Sollte jedoch auch Japan sich von der lockeren Geldpolitik verabschieden, könnte dies einen weltweiten Abwärtssog an den Finanzmärkten auslösen.

„In Anbetracht der Tatsache, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen ein Anker für globale festverzinsliche Wertpapiere waren, wird der Nachhall einer Änderung der Politik wahrscheinlich weit und breit über die globalen Vermögenswerte widerhallen“, schrieben die UBS-Analysten diese Woche. „Die Märkte, die am stärksten von einer Änderung der BOJ-Politik betroffen wären, sind diejenigen, in denen japanische Anleger am stärksten vertreten sind.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...