Finanzen

Japan: Yen fällt auf tiefsten Stand seit August 1990

Der Yen ist auf den tiefsten Stand seit mehr als 32 Jahren abgerutscht. Hintergrund sind die widersprüchlichen Ziele der japanischen Geldpolitik.
Autor
20.10.2022 10:53
Aktualisiert: 20.10.2022 10:53
Lesezeit: 2 min

Der Yen rutscht weiter ab. Die japanische Währung fiel am Donnerstag um bis zu 0,1 Prozent auf 150,08 Yen pro Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit August 1990. Hintergrund ist eine Ankündigung der Bank of Japan, dass sie eine Notoperation zum Ankauf von Staatsanleihen in Höhe von 250 Milliarden Yen starten wird, um die Renditen zu drücken, obwohl die langfristigen Zinssätze überall auf der Welt steigen.

Obwohl die japanische Notenbank im September am Devisenmarkt zur Stützung des schwächelnden Yen eingriff und die eigene Währung im Umfang von 20 Milliarden Dollar kaufte, hat der Yen seit Jahresbeginn mehr als 23 Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren. Denn die Kluft zwischen der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan und der strafferen Geldpolitik der meisten anderen großen Zentralbanken wächst immer weiter.

Händler haben darauf spekuliert, dass die Behörden wegen der eskalierenden Yen-Schwäche letzte Woche möglicherweise erneut am Devisenmarkt interveniert haben, um den Yen zu stärken, wie die Financial Times berichtete. Doch seit dem 22. September hat es bisher keine weitere angekündigte Intervention der japanischen Notenbank zur Stützung des Yen mehr gegeben.

Lockere Geldpolitik oder Stützung der Währung?

Im September der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, angedeutet, dass die Zinssätze niedrig bleiben würden. In der Folge überschritt die japanische Währung die Marke von 145,90 Yen pro Dollar, was die japanische Notenbank erstmals seit 1998 zum Eingreifen am Devisenmarkt bewegte. Doch Analysten warnen, dass diese Interventionen die Abwertung nicht aufhalten können, solange sich das Zinsgefälle zwischen Japan und dem Rest der Welt weiter vergrößert.

Trotz eines Anstiegs der importierten Lebensmittel- und Energiepreise ist die Inflation in Japan im Vergleich zu den USA und Europa relativ mild geblieben. Die Bank of Japan hat argumentiert, dass sich die Kerninflation im nächsten Jahr auf weniger als 2 Prozent verlangsamen wird und die zugrunde liegende Nachfrage in der Wirtschaft weiterhin zu schwach ist, als dass die Zentralbank zu einer Straffung der Politik übergehen könnte.

In einem kürzlichen Interview mit der Financial Times sagte der neue japanische Premierminister Fumio Kishida, die Zentralbank müsse ihre lockere Geldpolitik beibehalten, bis die Preissteigerungen auch zu steigenden Löhnen führen. Zudem forderte er von jenen japanischen Unternehmen, die ihre Preise erhöhen, dass sie auch die Löhne für ihre Mitarbeiter anheben.

Angesichts des fallenden Yen-Kurses haben die Analysten mehrerer Investmentbanken ihre kurzfristigen Prognosen für die japanische Währung nach unten korrigiert, wie die Financial Times berichtet. Letzte Woche erhöhte JPMorgan seine Schätzung für das vierte Quartal von 147 Yen gegenüber dem Dollar auf 155 Yen, während Goldman Sachs seine Dreimonatsprognose von 145 Yen auf ebenfalls 155 Yen pro Dollar anhob.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...