Der Yen rutscht weiter ab. Die japanische Währung fiel am Donnerstag um bis zu 0,1 Prozent auf 150,08 Yen pro Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit August 1990. Hintergrund ist eine Ankündigung der Bank of Japan, dass sie eine Notoperation zum Ankauf von Staatsanleihen in Höhe von 250 Milliarden Yen starten wird, um die Renditen zu drücken, obwohl die langfristigen Zinssätze überall auf der Welt steigen.
Obwohl die japanische Notenbank im September am Devisenmarkt zur Stützung des schwächelnden Yen eingriff und die eigene Währung im Umfang von 20 Milliarden Dollar kaufte, hat der Yen seit Jahresbeginn mehr als 23 Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren. Denn die Kluft zwischen der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan und der strafferen Geldpolitik der meisten anderen großen Zentralbanken wächst immer weiter.
Händler haben darauf spekuliert, dass die Behörden wegen der eskalierenden Yen-Schwäche letzte Woche möglicherweise erneut am Devisenmarkt interveniert haben, um den Yen zu stärken, wie die Financial Times berichtete. Doch seit dem 22. September hat es bisher keine weitere angekündigte Intervention der japanischen Notenbank zur Stützung des Yen mehr gegeben.
Lockere Geldpolitik oder Stützung der Währung?
Im September der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, angedeutet, dass die Zinssätze niedrig bleiben würden. In der Folge überschritt die japanische Währung die Marke von 145,90 Yen pro Dollar, was die japanische Notenbank erstmals seit 1998 zum Eingreifen am Devisenmarkt bewegte. Doch Analysten warnen, dass diese Interventionen die Abwertung nicht aufhalten können, solange sich das Zinsgefälle zwischen Japan und dem Rest der Welt weiter vergrößert.
Trotz eines Anstiegs der importierten Lebensmittel- und Energiepreise ist die Inflation in Japan im Vergleich zu den USA und Europa relativ mild geblieben. Die Bank of Japan hat argumentiert, dass sich die Kerninflation im nächsten Jahr auf weniger als 2 Prozent verlangsamen wird und die zugrunde liegende Nachfrage in der Wirtschaft weiterhin zu schwach ist, als dass die Zentralbank zu einer Straffung der Politik übergehen könnte.
In einem kürzlichen Interview mit der Financial Times sagte der neue japanische Premierminister Fumio Kishida, die Zentralbank müsse ihre lockere Geldpolitik beibehalten, bis die Preissteigerungen auch zu steigenden Löhnen führen. Zudem forderte er von jenen japanischen Unternehmen, die ihre Preise erhöhen, dass sie auch die Löhne für ihre Mitarbeiter anheben.
Angesichts des fallenden Yen-Kurses haben die Analysten mehrerer Investmentbanken ihre kurzfristigen Prognosen für die japanische Währung nach unten korrigiert, wie die Financial Times berichtet. Letzte Woche erhöhte JPMorgan seine Schätzung für das vierte Quartal von 147 Yen gegenüber dem Dollar auf 155 Yen, während Goldman Sachs seine Dreimonatsprognose von 145 Yen auf ebenfalls 155 Yen pro Dollar anhob.