Unternehmen

Das Unternehmen, das unglaubliche 800 Milliarden Dollar verloren hat

Die Marktkapitalisierung von Meta ist in nur einem Jahr um 800 Milliarden Dollar eingebrochen. Grund ist eine einzige folgenschwere Geschäftsentscheidung.
Autor
04.11.2022 22:02
Aktualisiert: 04.11.2022 22:02
Lesezeit: 3 min
Das Unternehmen, das unglaubliche 800 Milliarden Dollar verloren hat
Die Meta-Aktie ist dieses Jahr stark eingebrochen. (Grafik: ariva.de)

Vor etwas mehr als einem Jahr, im September 2021, hatte Facebook noch eine Marktkapitalisierung von deutlich über 1 Billion Dollar. Kurz darauf beschloss das Unternehmen, sich in Meta Platforms umzubenennen. Seitdem hat das Unternehmen etwa 800 Milliarden Dollar an Wert verloren. Aus finanzieller Sicht dürfte die Umwandlung von Facebook zu Meta eine der schlechtesten Geschäftsentscheidungen der Geschichte gewesen sein.

Der Aktienkurs von Meta Platforms ist seit September letzten Jahres um 75 Prozent gefallen. Heute ist das Unternehmen nur noch rund 235 Milliarden Dollar wert. Die innerhalb nur eines Jahres verlorenen 800 Milliarden Dollar sind mehr als die Marktkapitalisierung von fast allen Unternehmen im S&P 500, mehr als Exxon Mobil, mehr als Berkshire Hathaway und mehr als Tesla.

Zwar hat der jüngste Ausverkauf im Technologiesektor auch die Aktienkurse von Amazon, Alphabet und allen anderen Giganten außer Apple schrumpfen lassen und im gesamten Silicon Valley Billionen von Dollar an Unternehmenswert vernichtet. Aber kein Unternehmen hat es so hart getroffen wie Meta. An der Strategieänderung von Facebook zu Meta hält es dennoch fest.

Denn der Vorstandsvorsitzende und Mitbegründer Mark Zuckerberg traf die Entscheidung, sein Unternehmen umwandeln. Die Zukunft sollte nicht mehr in den sozialen Medien liegen, sondern in einer neuartigen Online-Welt, die der echten Welt ähnlicher sein soll als das heutige Internet, die aber zugleich Vorteile gegenüber der echten Welt bieten soll: das sogenannte Metaverse.

Letzte Woche, nachdem Meta ein weiteres miserables Quartalsergebnis gemeldet hatte, bekräftigte Zuckerberg, er verstehe, dass die Menschen mit dieser Investition nicht einverstanden sein könnten. Doch der CEO ist anderer Meinung. „Ich denke, dass die Menschen in Jahrzehnten zurückblicken und über die Bedeutung der Arbeit sprechen werden, die hier geleistet wurde“, sagte er.

Doch ein Erfolg ist bisher nicht in Sicht. Das Meta-Flaggschiff hat derzeit weniger als 200.000 monatlich aktive Nutzer hat, wie das Wall Street Journal berichtet. Aber der offensichtliche Misserfolg spielt keine Rolle. Denn Zuckerbergs Kontrolle über die stimmberechtigten Anteile von Meta verleiht ihm eine extrem starke Macht in dem Unternehmen.

„Das gibt uns noch mehr Verantwortung, Dinge voranzutreiben und zu tun, zu denen andere Leute vielleicht nicht in der Lage sind“, sagte er im Mai gegenüber der Tech-Site Protocol: „Ich möchte in einer Welt leben, wo große Unternehmen ihre Ressourcen nutzen, um große Dinge zu tun.“ Andere Unternehmenschefs würden nun versuchen, ihre Verluste zu begrenzen, aber nicht Zuckerberg.

Zwar klang auch Facebook, das er in einem Studentenwohnheim entwickelte und zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt machte, anfangs wie eine verrückte Idee. Doch seine neueste Vision fordert von Mitarbeitern und Investoren wirklich extreme Geduld. Zuckerberg selbst warnte vor einem Jahr: „Dies ist keine Investition, die in naher Zukunft für uns rentabel sein wird.“

Diese Vorhersage erwies sich als zutreffend. Die Betriebsverluste der Metaverse-Sparte beliefen sich allein im letzten Quartal auf 3,7 Milliarden Dollar, und der Finanzchef von Meta sagte, er rechne damit, dass „die Betriebsverluste im Jahr 2023 deutlich steigen werden.“ Der Markt reagierte brutal auf diese Bemerkung. Meta wird jetzt zu seinem niedrigsten Kurs seit 2016 gehandelt.

Meta ist nicht das einzige große Unternehmen, das so schnell so viel an Wert verloren hat. Und viele Unternehmen, denen es ähnlich ergangen ist wie nun Meta, haben sich in der Folge wieder vollständig erholt. Laut Dow Jones Market Data haben sich allein seit 2020 fast zwei Dutzend Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500 von einem Verlust von 70 Prozent in einem Jahr wieder erholt.

Die meisten dieser Verluste waren die Folge von Corona. Die Warenhausbetreiber Macy's und The Gap wurden durch die Lockdowns fast ruiniert, doch längst liegen ihre Aktienkursen wieder höher als vor der Pandemie. Und als der Ölpreis in den USA kurzzeitig unter die Nulllinie fiel, stürzten die Energieaktien massiv ab. Doch kurze Zeit später stiegen auch sie wieder auf ihre alten Höchststände.

Der katastrophale Absturz bei Meta ist jedoch keine Folge eines externen Schocks, sondern vor allem selbst verschuldet. Für den eingeschlagenen Weg in Richtung Metaverse hat das Unternehmen eine massive Kapitalvernichtung in Kauf genommen. Möglicherweise ist die Gestaltung der Zukunft für Zuckerberg wichtiger als Profite. Möglicherweise hat er einen besseren Blick in die Zukunft als Investoren und Nutzer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation ohne E-Mail und Telefon: Wie erreichen Unternehmen Angestellte in der modernen Arbeitswelt?
09.06.2025

Arbeiter ohne E-Mail oder Telefon erfordern authentische, visuelle Kommunikation. Personalisierte Videos und direkte Dialoge steigern das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: Chinesische Exportbeschränkungen für seltene Erden setzen westliche Industrie unter Druck
09.06.2025

Ein bislang wenig beachteter Aspekt im Handelskonflikt zwischen China und den USA sind die seit April geltenden chinesischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Algen auf dem Rechenzentrum: Die Revolution der Datenabwärme
09.06.2025

Server produzieren nicht nur Daten – sondern auch wertvolle Wärme. Ein französisches Rechenzentrum verwandelt diese jetzt in grüne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Jedes zweite Unternehmen plant KI-Strategie mit Startups
09.06.2025

Der Open Innovation Report 2025 zeigt: 51 Prozent der deutschen Unternehmen setzen für ihre KI-Zukunft auf Startup-Kooperationen. Doch der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Bike war gestern: Wasserstoff-Fahrradmarkt kommt ins Rollen
09.06.2025

Polens Industrie schlägt neue Wege ein: Mit dem ersten Wasserstoff-Fahrrad für Unternehmen will Groclin die Mobilitätswelt verändern....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sozialabgaben steigen ins Unermessliche - Bürokratie allein verschlingt 25 Milliarden Euro
09.06.2025

Sozialversicherungen kosten Arbeitnehmer und Unternehmen aktuell schon 42 Prozent des Bruttogehalts, Tendenz steigend. Die Bürokratie...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich mit 50? Nur, wenn Sie jetzt aufhören, Fehler zu machen
08.06.2025

Mit 50 ist es Zeit umzudenken: Zwei Finanzveteranen erklären, warum Schuldenabbau, kluge Rücklagen und langfristiges Denken entscheidend...

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...