Politik

Der Great Reset ist seit 100 Jahren in der Vorbereitung

Der von Politikern und Konzernen weltweit vorangetriebene "Great Reset" ist die Fortsetzung von lange bestehenden Entwicklungen. Das Coronavirus dient lediglich dazu, die Vorstellungen der globalen Eliten schneller in die Realität umzusetzen.
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24.12.2020 08:57
Lesezeit: 5 min
Der Great Reset ist seit 100 Jahren in der Vorbereitung
Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, begrüßt die Teilnehmer der WEF-Jahrestagung. (Foto: dpa) Foto: Alessandro Della Valle

Der Great Reset ist eigentlich kaum etwas Neues. Im Kern geht es vor allem darum, die Macht der globalen Institutionen weiter voranzutreiben, und dieser Prozess ist spätestens seit dem Start des Völkerbunds im Jahr 1920 im Gange. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Entwicklung an Fahrt auf, als der Völkerbund durch seine 34 Mitglieder wieder aufgelöst wurde, da er unter der Führung von Joseph Stalin, Winston Churchill und Theodore Roosevelt im Oktober 1945 durch die Vereinten Nationen (UN) ersetzt wurde.

Schon seit ihrer Gründung haben die UN und ihre zahlreichen Organisationen, darunter die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), ihre Ziele erkennen lassen, auch wenn sie diese Ziele stets auch hinter schönen Reden verborgen haben, in denen es etwa um "internationalen Frieden und Sicherheit", um "freundschaftliche Beziehungen zwischen den Staaten", um "sozialen Fortschritt" oder "bessere Lebensstandards und Menschenrechte" geht.

Doch das Ziel war von Anfang an die Errichtung einer mächtigen Weltregierung, die globale Vorschriften erlassen und durchsetzen können soll, wie zum Beispiel die Gründung der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) im Jahr 1945 zeigte. Erster Direktor der UNESCO wurde der englische Eugeniker und Globalist Julian Huxley, im Übrigen der Bruder des Buchautors Aldous Huxley, zu dessen Werken der Zukunftsroman "Schöne neue Welt" gehört.

Bedrohung durch genetische Degeneration der Menschheit

Kurz nach der Gründung der UNESCO schrieb Julian Huxley in seinem 1946 veröffentlichten Buch UNESCO: ihr Zweck und ihre Philosphie: "Die Moral der Unesco ist klar. Die ihr übertragene Aufgabe, Frieden und Sicherheit zu fördern, kann mit den ihr zugewiesenen Mitteln - Bildung, Wissenschaft und Kultur - niemals vollständig erfüllt werden. Sie muss eine Art globale politische Einheit ins Auge fassen, sei es durch eine einzige Weltregierung [sic!] oder auf andere Weise als das einzig sichere Mittel zur Kriegsvermeidung. " (Seite 13)

So könne die UNESCO "in ihrem Bildungsprogramm die letztendliche Notwendigkeit einer weltpolitischen Einheit betonen und die Völker an die Übertragung der vollen Souveränität von einzelnen Nationen auf eine Weltorganisation heranführen", schreibt Huxley. Hintergrund seiner Argumentation ist seine Interpretation der Evolutionslehre, da diese für sein Denken eine entscheidende Rolle spielt. So schreibt er: "Unsere erste Aufgabe muss darin bestehen, den Begriff der erwünschten und unerwünschten Richtungen der Evolution zu klären."

Um den gewünschten "evolutionären Fortschritt" zu erreichen, muss die UNESCO nach Ansicht ihres Gründers zum Beispiel die Erforschung der verschiedenen Menschentypen vorantreiben. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollten dann etwa bei der Besetzung hoher Positionen in Behörden nützlich sein. Huxley schreibt: "Während Vielfalt an sich wünschenswert ist, kann die Existenz von Schwächlingen, Narren und moralisch unzulänglichen Personen nur schlecht sein." (Seite 20)

Mit diesen Ideen befand sich Julian Huxley damals in guter Gesellschaft. Denn seit dem späten neunzehnten Jahrhundert hatte die Forderung nach einer genetischen Verbesserung der menschlichen Rasse durch Eugenik viele prominente Anhänger gefunden, und zwar bei Weitem nicht nur im Dritten Reich. So betrachtete auch der britische Ökonom John Maynard Keynes die Eugenik als äußerst wichtiges Mittel zur Lösung sozialer Probleme, um nur ein Beispiel zu nennen.

Huxley jedenfalls weist in seinem Buch darauf hin, dass die Zivilisation seiner Zeit die Menschheit genetisch eher verschlechtert. Er schreibt: "Gegenwärtig ist es wahrscheinlich, dass der indirekte Effekt der Zivilisation dysgenisch und nicht eugenisch ist; und auf jeden Fall scheint es wahrscheinlich, dass der Ballast aus genetischer Dummheit, körperlicher Schwäche, geistiger Instabilität und Krankheitsanfälligkeit, der bereits in der menschlichen Spezies existiert, sich als zu große Belastung erweisen wird, als dass wirkliche Fortschritte erzielt werden könnten." (Seite 21)

Und auf der Grundlage dieser Analyse entwickelt Huxley dann eine Strategie für die UNESCO. Er schreibt: "Auch wenn es völlig richtig ist, dass eine radikale Eugenikpolitik (sic!) für viele Jahre politisch und psychologisch unmöglich sein wird, wird es für die Unesco wichtig sein, dafür zu sorgen, dass das Eugenikproblem mit größter Sorgfalt untersucht wird und dass die Öffentlichkeit über die anstehenden Fragen informiert wird, so dass vieles, was heute noch undenkbar ist, zumindest denkbar wird."

Bedrohung der Welt durch Klimawandel

Heute ist es weitgehend in Vergessenheit geraten, dass einst die genetische Degeneration der Menschheit als entscheidende Gefahr vorgebracht wurde, die nur mithilfe von globalen Organisationen zu lösen sei - und eigentlich nur mithilfe einer zentralen Weltregierung. Bis heute in Verwendung ist hingegen eine neue Reihe von Argumenten der Globalisten, die im Jahr 1972 durch den berühmten ersten Bericht des Club of Rome mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" in den Vordergrund traten.

Zwanzig Jahre später schrieben der Schotte Alexander King, einer der Gründer des Club of Rome, und der Sekretär des Clubs, der französische General Bertrand Schneider, in einem gemeinsamen Buch, dass die Mitglieder des Clubs auf der Suche nach neuen Bedrohungen auf eine ganze Reihe von Themen kamen: Umweltverschmutzung, globale Erwärmung, Wasserknappheit und Hungersnöte. Deren Verursacher, die Menschheit, sollte mithilfe von globalen Organisationen verkleinert werden, um diese Bedrohungen in Schach zu halten.

Die Rettung der Erde wurde das zentrale Thema der grünen Politik. Seit den 1970er Jahren haben grüne Politiker mit ihren Warnungen vor der Erderwärmung an politischem Einfluss gewonnen und beherrschen damit nun den öffentlichen Diskurs. Die ursprünglich antikapitalistische Bewegung hat heute nicht nur einen starken Einfluss in der Politik, in den Medien, in der Justiz und im Bildungssystem, sondern auch in den Konzernen, welche die "nachhaltige" Umgestaltung der Welt mit vorantreiben.

Angst vor Corona: Schaffung einer gemeinsamen Weltkultur

Zugleich hat die Macht der globalen Institutionen weiter zugenommen. Inzwischen können selbst kleinere UN-Organisationen den Staaten Regeln vorschreiben. So legt etwa der Internationale Währungsfonds seit vielen Jahren die fiskalischen Regeln fest, die von den kriselnden Staaten einzuhalten sind, wenn sie in den Genuss von günstigen Krediten kommen wollen. Und in der aktuellen Corona-Krise zeigt sich nun auch sehr deutlich, wie stark die Macht der Weltgesundheitsorganisation geworden ist.

Die Aussagen der WHO sind heute entscheidend im Hinblick darauf, was auf den großen globalen Internet-Plattformen Facebook, YouTube und Twitter über das Coronavirus noch gesagt werden darf - und was umgehend gelöscht wird. Die Globalisten, die sich jedes Jahr beim World Economic Forum (WEF) in Davos zusammenfinden, sind ihrem Ziel einer Weltregierung wieder ein großes Stück nähergekommen. Denn gefährliche Viren wie das Coronavirus könnten nur global bekämpft werden, so die gängige Argumentation.

Seit hundert Jahren berufen sich die Globalisten, wenn sie Bedrohungen der Menschheit und die entsprechenden Lösungen vorbringen, auf die Wissenschaft und auf Experten. Experten waren es, die Eugenik als notwendig anrieten. Experten waren es, die erst eine Abkühlung, dann eine Erwärmung der Erde feststellten und als Lösung eine global kontrollierte Reduzierung des CO2-Ausstoßes anrieten. Und nun sind es erneut Experten, die das Coronavirus als eine Gefahr einstufen, die nur mit diktatorischen Mitteln bewältigt werden kann.

Ein Ende der diktatorischen Maßnahmen ist nicht absehbar. Dies hat kürzlich WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sehr deutlich gemacht. "Ein Impfstoff allein wird die COVID19-Pandemie nicht beenden. Wir müssen trotzdem weitermachen mit Überwachung, Testen, Isolieren und Betreuen von Fällen, mit Nachverfolgung und Quarantäne von Kontaktpersonen", schrieb er auf Twitter. Und der SPD-Politiker Karl Lauterbach hat gerade gefordert, dass auch Geimpfte aus Rücksicht auf andere weiter Masken tragen und Abstand halten müssen.

Der Great Reset, zuvor sprachen alle von der "Neuen Weltordnung", ist ein weiterer Schritt zu mehr Macht für globale Institutionen. So stufen heute praktisch alle nationalen und globalen Institutionen Klimawandel und Coronavirus als große Gefahren ein. Dies hätte den ersten UNESCO-Direktor Julian Huxley wohl sehr erfreut, der damals schrieb: "Die Aufgabe der UNESCO besteht darin, das Entstehen einer einzigen Weltkultur mit einer eigenen Philosophie und einem eigenen Ideengebäude sowie mit einem eigenen umfassenden Sinn zu fördern."

Die globalen Eliten sagen auch selbst ganz offen, dass der Great Reset nichts Neues ist. Dies zeigt sich nicht nur in den Veröffentlichungen des WEF, sondern zum Beispiel auch Kanadas Premier Trudeau hat es im September in einer UN-Videokonferenz ganz deutlich gesagt: "Diese Pandemie hat uns die Gelegenheit für einen Reset gegeben. Das ist unsere Chance, unsere vor der Pandemie unternommenen Anstrengungen zu beschleunigen, wie wir wirtschaftliche Systeme neu denken können, die die globalen Herausforderungen tatsächlich anpacken."

Lesen Sie mehr zum Thema in unserer Serie zum Great Reset.

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