Finanzen

Warum JPMorgan das klassische 60/40-Portfolio zurückholt

Das klassische 60/40-Portfolio verzeichnete in diesem Jahr massive Verluste. Doch holt JPMorgan die Strategie wieder hervor und erwartet erhebliche Renditen.
Autor
27.11.2022 08:00
Lesezeit: 3 min

Nach der schlechtesten Performance seit fast 15 Jahren werden die angeschlagenen 60/40-Portfolios den Investoren nun wieder solide Renditen bescheren. Dies sagt zumindest der Vermögensverwalter J.P. Morgan Asset Management. Die klassische Strategie werde in den 10 bis 15 Jahren ab dem kommenden Jahr 2023 eine durchschnittliche jährliche Rendite von immerhin 7,2 Prozent erzielen.

Zuletzt ist das 60/40-Portfolio, bei dem 60 Prozent auf Aktien und 40 Prozent auf festverzinsliche Wertpapiere entfallen, bei Anlegern in Verruf geraten. Denn in diesem Jahr verzeichnete die klassische Strategie einen massiven Rückgang um 19 Prozent.

Doch nach den Kursverlusten bei Aktien und Anleihen in diesem Jahr bieten sich nun die besten Einstiegspunkte für langfristige Investoren seit 2010, sagte John Bilton, Leiter der globalen Multi-Asset-Strategie von J.P. Morgan Asset Management, bei der Vorstellung des neuesten Berichts seines Unternehmens zu langfristigen Kapitalmarktanlagen.

"Das haucht dem 60/40-Portfolio, das so viele für ausgestorben hielten, neues Leben ein", zitiert ihn Bloomberg. "Es ist zwar das schlechteste Jahr für 60/40-Portfolios seit 2008, aber es ist wichtig, diese Gelegenheit zu nutzen, um die Portfolios neu zu strukturieren", so Bilton. Im laufenden Jahr verweilten Anleger zu Recht im Bunker. "Aber wenn man zu lange im Bunker bleibt, verpasst man es, wenn sich der Staub gelegt hat".

In den letzten zehn Jahren haben Pensionsfonds Billionen in die 60/40-Strategie investiert, weil sie davon überzeugt waren, dass Anleihen zuverlässig stetige Erträge abwerfen würden, um bei einem Marktabschwung Aktienverluste auszugleichen. Das hat weitgehend funktioniert, denn die Strategie endete nur in zwei der letzten 15 Jahre im Minus - und das bei bescheidener Volatilität. Sogar während der Finanzkrise, als die Aktien die Performance schmälerten, milderten steigende Staatsanleihen die Verluste des Portfolios.

Doch in diesem Jahr hat sich die schlimmste Inflation seit Jahrzehnten zu einem Risiko entwickelt, das so groß ist, dass die 60/40-Strategie nicht mehr als Absicherung diente. Sowohl Anleihen als auch Aktien litten unter dem Umstand, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinssätze aggressiv anhob, um den Preisdruck zu dämpfen.

Für die 60/40-Strategie ist es in vielerlei Hinsicht ein schwieriges Jahr. Sowohl US-Aktien als auch -Anleihen waren schon zum Jahresbeginn teuer. Weitere Kursanstiege waren kaum noch möglich. Und die Anleiherenditen, die zu Beginn des Jahres auf historischen Tiefstständen lagen, boten wenig Schutz für das Portfolio. Der S&P 500 Index ist in diesem Jahr um 17 Prozent gesunken, während der Bloomberg U.S. Treasury Index um 12,4 Prozent gefallen ist.

Doch nun sieht das Umfeld wieder etwas besser aus. Die jüngsten Daten zu den Verbraucherpreisen haben die Hoffnung geweckt, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte und dass die Fed es sich leisten kann, ihre Geldpolitik langsamer wieder zu straffen. Das dürfte sowohl für Aktien als auch für Anleihen ein gutes Zeichen sein.

J.P. Morgan Asset Management prognostiziert zwar, dass die jährliche Inflationsrate in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit durchschnittlich 2,6 Prozent deutlich über dem Zielwert der Fed von 2 Prozent liegen wird. Doch dies ist wesentlich günstiger als die jüngste Inflationsrate von 7,7 Prozent. Höhere Anleiherenditen bieten auch einen besseren Puffer für ein Portfolio, wobei die zehnjährigen Renditen von 1,51 Prozent Ende letzten Jahres auf fast 4 Prozent gestiegen sind.

"Mit höheren Renditen sind Anleihen wieder eine plausible Einkommensquelle und ein potenzieller sicherer Hafen", sagte Bilton. "Bei niedrigeren Bewertungen sind Aktien attraktiver. Die Kombination aus höheren Renditen und niedrigeren Aktienmultiplikatoren bedeutet, dass die Märkte heute das beste langfristige Renditepotenzial seit mehr als einem Jahrzehnt bieten."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Handelsadern unter Beschuss: Wem gehören die Häfen der Welt?
02.08.2025

Im globalen Machtpoker um maritime Infrastruktur blockiert China die milliardenschwere Übernahme von CK Hutchinson-Terminals durch...

DWN
Panorama
Panorama Sommerferien 2025: Wer früher startet, erlebt mehr Sonne – wer später reist, profitiert anders
02.08.2025

Sommerferien sind heiß ersehnt – doch wann ist der beste Zeitpunkt für den Urlaub? Früh oder spät starten, Sonne oder Schnäppchen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lebensversicherung verkaufen: Wie Sie die Lebensversicherung zu Geld machen können
02.08.2025

Bei einem Verkauf der Lebensversicherung erhält man in aller Regel mehr Geld als bei einer Kündigung des Vertrags. Während der...

DWN
Technologie
Technologie LinkedIn ist das professionelle soziale Netzwerk: Doch etwas ist im Wandel
02.08.2025

LinkedIn galt lange als letzte seriöse Bastion im Netz – ein Ort für Karrieren, Netzwerkpflege und Fachlichkeit. Doch jetzt häufen...

DWN
Finanzen
Finanzen Warum nur 1 von 25 Aktien echten Wohlstand schafft
02.08.2025

Nur vier Prozent der Aktien schaffen es, den Markt nachhaltig zu schlagen – der Rest vernichtet langfristig Vermögen. Was Anleger jetzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien-Crowdfunding-Falle: Anleger warnt vor Reinvest24
02.08.2025

Ein Investor schlägt Alarm: Zinsen bleiben aus, Geld verschwindet, Auskünfte gibt es keine. Der Fall der Plattform Reinvest24 zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrermangel in Europa: Fast die Hälfte der europäischen Lkw-Fahrer steht kurz vor der Pensionierung
02.08.2025

Europa droht eine stille Krise, die alle trifft: Hunderttausende Lkw-Fahrer gehen bald in Rente – doch kaum jemand will nachrücken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chef des Superfonds Eifo zur chinesischen Windkraft-Offensive: „Ich bin besorgt“
02.08.2025

Chinas Windkraftkonzerne drängen mit Macht auf globale Märkte – und bedrohen nun auch Europas Energiewende. In Lateinamerika, Afrika...