Finanzen

FTX-Spekulant Bankman-Fried: „Ich habe nie versucht, einen Betrug zu begehen“

Der Gründer der zusammengebrochenen Skandal-Kryptobörse FTX weist böse Absichten von sich. Die Abzweigung von Milliarden-Kundengeldern sei unbeabsichtigt erfolgt.
01.12.2022 10:00
Aktualisiert: 01.12.2022 10:00
Lesezeit: 2 min

Der Gründer und ehemalige Chef der inzwischen bankrotten Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat sich von Betrugsvorwürfen distanziert. „Ich habe nie versucht, einen Betrug zu begehen“, sagte er in einem einstündigen Video-Interview auf einer Veranstaltung der Zeitung New York Times am Mittwoch. Er glaube zudem nicht, dass er strafrechtlich haftbar sei. Es war Bankman-Frieds erster öffentlicher Auftritt seit dem Zusammenbruch seines Unternehmens im November. Er konzentriere sich jetzt nicht auf die Betrugsvorwürfe. „Es wird für mich eine Zeit und einen Ort geben, an dem ich über mich selbst und meine eigene Zukunft nachdenken kann.“

Bankman-Fried sagte, er befinde sich auf den Bahamas - wo er ein 40 Millionen Dollar teures Luxus-Penthouse bewohnt - und gebe das Interview gegen den Rat seiner Anwälte. Auf dem Video war der 30-Jährige in einem Raum zu sehen, er trug ein T-Shirt und trank ab und zu aus einem Kaffeebecher. Auf die Frage, ob er in die USA kommen könne, antwortete er, seinem Kenntnisstand zufolge könne er das.

Bankman-Fried hatte nach dem Studium zunächst bei einem Broker an der Wall Street angeheuert und sich 2017 mit der Brokerfirma Alameda selbstständig gemacht. Mit dem Geld aus Spekulationen mit Kryptowährungen gründete er zwei Jahre später FTX, deren Geschäft explosionsartig wuchs. 2021 machte das Handelsvolumen zehn Prozent des Weltmarktes. Im selben Jahr landete er mit einem geschätzten Vermögen von 26,5 Milliarden Dollar auf der Liste der reichsten Amerikaner des Magazins Forbes. In dem Interview am Mittwoch sagte Bankman-Fried nun, dass er „fast nichts“ mehr habe und nur noch eine funktionierende Kreditkarte mit „vielleicht 100.000 Dollar auf dem Bankkonto“ besitze.

Er habe versucht, Gelder von FTX und seiner Brokerfirma Alameda nicht zu vermischen. Aber als FTX kein entsprechendes Bankkonto gehabt habe, hätten einige Kunden Geld an Alameda überwiesen, das FTX gutgeschrieben wurde, was wahrscheinlich zu Abweichungen geführt habe. Er bedauere, dass er dem Risikomanagement in den vergangenen ein, zwei Jahren wenig Aufmerksamkeit gewidmet habe. Hier hätten seine Unternehmen „komplett versagt.“ „Es gab keine Person, die hauptsächlich für das Positionsrisiko der Kunden bei FTX verantwortlich war, und das ist im Nachhinein ziemlich peinlich.“

Der Liquiditätsengpass bei FTX entstand früheren Reuters-Informationen zufolge, nachdem Bankman-Fried im Stillen zehn Milliarden Dollar an FTX-Kundengeldern an seine eigene Brokerfirma Alameda Research verschoben hatte. Mindestens eine Milliarde Dollar davon sei verschwunden. Bankman-Fried sagte Reuters im November, das Unternehmen habe nicht „heimlich transferiert“, sondern seine „verwirrende interne Kennzeichnung“ falsch gelesen.

Milliarden-Kundengelder abgezweigt

FTX meldete Konkurs an und Bankman-Fried trat am 11. November als Chef zurück, nachdem Händler innerhalb von drei Tagen sechs Milliarden Dollar von der Plattform abgezogen hatten und die konkurrierende Börse Binance einen Rettungsversuch abgebrochen hatte. Die Notlage von FTX versetzte den gesamten Kryptowährungsmarkt in Turbulenzen. Inzwischen laufen Ermittlungen in dem Fall, unter anderem von der Börsenaufsicht SEC. Einem Insider zufolge hat auch die US-Staatsanwaltschaft in Manhattan mit Untersuchungen begonnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...