Wirtschaft

Macron übt scharfe Kritik an Bidens Subventionspaket bei USA-Besuch

Die US-Regierung gefährdet mit einem neuen Gesetz die Industrien Europas – zu einer Zeit, in der diese ohnehin angeschlagen sind. Auf dem Kontinent regt sich Widerstand.
01.12.2022 11:03
Aktualisiert: 01.12.2022 11:03
Lesezeit: 2 min
Macron übt scharfe Kritik an Bidens Subventionspaket bei USA-Besuch
Frankreichs Präsident Emanuel Macron hat auf seiner USA-Reise das Subventionspaket der Regierung kritisiert. (Foto: dpa) Foto: Alex Brandon

Der französische Präsident Emmanuel Macron kritisiert einem Insider zufolge die massiven amerikanischen Subventionen des sogenannten Inflation Reduction Acts als „super aggressiv.“ Bei einem Treffen mit US-Regierungsvertretern habe Macron gesagt, dass das Inflationsbekämpfungsgesetz „super aggressiv“ gegenüber europäischen Unternehmen sei, berichtete ein Teilnehmer am Mittwoch unter der Bedingung der Anonymität der Nachrichtenagentur Reuters. Macrons Büro lehnte es ab, den Kommentar zu bestätigen, über den die französische Nachrichtenagentur AFP zuerst berichtete.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz, haben das von US-Präsident Joe Binden im August unterzeichnete Gesetzespaket kritisiert. Es sieht massive Subventionen für in den USA hergestellte Produkte vor und benachteiligt ihrer Ansicht nach nicht-amerikanische Unternehmen. Zudem befürchtet die Europäische Union (EU), dass europäische Firmen aus dem Grund ihre Produktion nach Übersee verlagern könnten.

Habeck will US-Maßnahmen kontern

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will auf aus europäischer Sicht übermäßige Subventionen in den USA mit ähnlichen Maßnahmen reagieren. In der Chipbranche werde bereits ein bestimmter Anteil vorgeschrieben, der in Europa produziert werden müsse in diesem kritischen Bereich. Das könne auf andere Sektoren übertragen werden, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag bei einer Industriekonferenz in Berlin. Bei öffentlichen Ausschreibungen müsse ebenfalls ein stärkerer Fokus auf die Produktion in Europa gelegt werden.

Es wäre zwar absurd, wenn es in der aktuellen Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine einen Subventionswettlauf mit dem engen Partner USA gebe, sagte Habeck. Hoffentlich könne dies vermieden werde, es sei aber nicht gänzlich davon auszugehen.

Habeck bezog sich bei seinen Gegenmaßnahmen auf den sogenannten Inflation Reduction Act der USA - ein 370-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm, mit dem unter anderem Erneuerbare Energien und die Industrie im Kampf gegen den Klimawandel gestärkt werden sollen. Allerdings sind damit auch Klauseln verbunden, dass die Unternehmen in den USA investieren und produzieren müssen. Das hat die EU alarmiert, da sie fürchtet, dass auch europäische Firmen so ihre Produktion nach Übersee verlagern.

EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton sagte in Berlin, es gebe dazu Gespräche mit den USA. „Wir können nicht inaktiv bleiben und werden es auch nicht.“ Europa müsse seine Widerstandsfähigkeit und seine Wettbewerbsfähigkeit stärken. Deswegen würden bereits im großen Umfang Batterien und Chips gefördert. Dies müsse aber schneller geschehen.

Habeck sagte, es sei positiv, dass die USA die Inflation senken wollten und Investitionen in grüne Technologien jetzt massiv förderten. „Aber es hat auch eine Schattenseite.“ Europa müsse in den nächsten Wochen darauf eine robuste Antwort formulieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...