Weltwirtschaft

China und Indien zahlen 40 Prozent weniger für russisches Öl

Lesezeit: 2 min
04.12.2022 07:45  Aktualisiert: 04.12.2022 07:45
China und Indien erhalten russisches Öl noch zu Preisen, von denen man in Europa nur noch träumen kann. Das Nachsehen hat der Westen, vor allem Europa.
China und Indien zahlen 40 Prozent weniger für russisches Öl
Narendra Modi, Premierminister von Indien, Xi Jinping, Präsident von China, und Wladimir Putin, Präsident von Russland, beim BRICS-Gipfel im Jahr 2019. (Foto: dpa)
Foto: Eraldo Peres

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die USA haben russisches Öl mit einem Importverbot belegt und im Vorfeld des am 5. Dezember beginnenden EU-Importverbots haben auch die Raffinerien und Händler in Europa ihre Bestellungen reduziert. Doch diese gegen Russland gerichteten Sanktionen haben den Strom von Rohöl aus den russischen Häfen bisher kaum beeinträchtigen können. Denn riesige Mengen Öl konnten erfolgreich nach Asien umgeleitet werden.

Bereits im Sommer stieg Indien zum zweitgrößten Abnehmer russischen Öls auf. China und Indien kaufen heute zwei Drittel des gesamten Rohöls, das auf dem Seeweg aus Russland exportiert wird. Zudem geht mindestens die Hälfte des Rohöls, das über Pipelines aus Russland exportiert wird, nach China. Daher haben die Sanktionen Russland kaum geschadet, auch wenn es nun von einer deutlich kleineren Zahl von Abnehmern abhängig ist.

China und Indien verleiht dies eine enorme Verhandlungsmacht, die sie auch ausgenutzt haben. Die letzte Schätzung von Ende letzter Woche besagt, dass russisches Öl aus dem Ural am Exportterminal mit etwa 52 Dollar pro Barrel gehandelt wurde. Das ist ein Abschlag um etwa 40 Prozent gegenüber Brent-Rohöl. Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Abschlag bei nur 2,85 Dollar pro Barrel.

Laut Bloomberg kostet dieser Preisnachlass die russischen Ölexporteure monatlich etwa 4 Milliarden Dollar an entgangenen Einnahmen und verringert gleichzeitig die Steuereinnahmen des Kremls. Doch man könnte auch umgekehrt argumentieren, dass der Westen deutlich mehr für Öl zahlen muss als Indien und China, dass also nicht Russland zu wenig Geld von Indien und China erhält, sondern dass Europa am Markt derzeit zu viel Geld zahlt.

Bloomberg weist darauf hin, dass der Preis für die Sorte Brent vom etwa 100 Dollar zu Kriegsbeginn auf derzeit etwa 88 Dollar gefallen ist. Auch dies belaste die russischen Einnahmen. Doch dieser Zeitrahmen ist willkürlich. Denn seit Jahresbeginn ist der Ölpreis um 11 Prozent gestiegen, im Vergleich zu vor einem Jahr um 28 Prozent und im Vergleich zu vor drei Jahren ist der Brent-Preis sogar um 45 Prozent gestiegen.

Alle Versuche des Westens, Russland im Energiesektor zu schaden, haben bisher vor allem den Bürgern in Europa geschadet, welche die höheren Energiepreise zahlen müssen. Russland produziert und exportiert weiterhin riesige Mengen und erzielt daraus enorme Profite. In der Folge wird Russlands Leistungsbilanzüberschuss dieses Jahr voraussichtlich 265 Milliarden Dollar erreichen. Nur China schafft voraussichtlich noch mehr.

Russland ist ein wichtiges Mitglied des Staatenbündnisses OPEC+, das 40 Prozent des weltweiten Rohöls produziert und bereits im Oktober eine Drosselung der Produktion um 2 Millionen Barrel pro Tag beschloss, um einen weiteren Rückgang des Ölpreises zu verhindern. Das Bündnis machte deutlich, dass es nicht einspringen wird, wenn russisches Öl auf dem Markt fehlt. Der globale Ölpreis bleibt also abhängig von den russischen Exporten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...

DWN
Politik
Politik Auf einmal haben alle Ideen! Wahlkampfversprechen: Was die Parteien zu Steuern, Rente, Klima planen
25.12.2024

Die Wahlkampfprogramme der deutschen Parteien werden erst am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt. Die Grundthemen und Positionierungen...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt - was das beim Tanken und Heizen bedeutet
25.12.2024

Das neue Jahr könnte mit höheren Preisen an der Tankstelle beginnen. Das liegt an einem steigenden CO2-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser...

DWN
Technologie
Technologie KI-Wettlauf: Wie Europa den Anschluss an die Welt verliert
25.12.2024

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht vor einer existenziellen Herausforderung. Während künstliche Intelligenz (KI) eine technologische und...

DWN
Panorama
Panorama Aus nach 170 Jahren: Schokohersteller Cadbury ist kein Hoflieferant mehr
25.12.2024

Das nennt man wohl: aus der königlichen Gunst gefallen. Die Chocolatiers von Cadbury müssen zu Weihnachten einen schweren Schlag...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft CO₂-Entnahme: Revolution oder Greenwashing? Der Weg zu einer emissionsneutralen Zukunft
25.12.2024

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und es gibt deutliche Anzeichen...