Finanzen

Der Euro steigt auf höchsten Stand seit April 2022

Der Euro beendet eine gute Woche deutlich oberhalb der Marke von 1,08 Dollar, und seine Rallye könnte noch viel Spielraum haben.
Autor
13.01.2023 23:03
Aktualisiert: 13.01.2023 23:03
Lesezeit: 2 min
Der Euro steigt auf höchsten Stand seit April 2022
Der Euro ist gegenüber dem Dollar wieder deutlich gestiegen. (Foto: dpa) Foto: Tobias Kleinschmidt

Der Euro verzeichnet seine beste Woche gegenüber dem Dollar seit November, und seine Rallye könnte noch viel Spielraum haben. Die Währung der 20 Staaten der Eurozone ist in dieser Woche gegenüber dem Dollar um rund 1,6 Prozent gestiegen und erreichte mit knapp über 1,08 Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten.

Hintergrund des Euro-Anstiegs sind die Daten vom Donnerstag, die eine weitere Verlangsamung der US-Inflation zeigten. Die Veröffentlichung der Daten ließ die Nachfrage nach dem Dollar sinken, da die Händler in der Folge ihre Erwartungen an eine Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve zurückschraubten, wie Bloomberg berichtet.

Es ist ein bemerkenswertes Comeback für den Euro, der noch im November unter der Parität gehandelt wurde, also weniger wert war als der Dollar. Ein wichtiger Grund für die Erholung sind Anzeichen, dass die Federal Reserve sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähert, zumal die Vertreter der Europäischen Zentralbank nach wie vor eine weitere Straffung andeuten.

"Paritätsgespräche dominierten die Devisendebatten im Jahr 2022, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Forderung nach 1,20 Dollar aufkommt. Wir werden diese nicht anfechten", schrieb Audrey Childe-Freeman, leitende G10-FX-Strategin bei Bloomberg Intelligence, in einer Notiz. "Das ist ein machbares Niveau und liegt immer noch 14 Prozent unter dem Hoch von 2014 bei 1,40 Dollar."

Die Märkte erwarten nun eine Zinserhöhung der Fed um nur 25 Basispunkte im Februar, die kleinste Erhöhung seit fast einem Jahr. Über weite Strecken des letzten Jahres hat die US-Notenbank die Zinsen in Schritten von 75 Basispunkten gestrafft. Während die Händler darauf wetten, dass die EZB die Zinssätze um weitere 140 Basispunkte anheben wird, werden bei der Fed für dieses Jahr nur etwa 60 Basispunkte eingepreist.

"Die EZB hat den Staffelstab der hawkisheren Zentralbank übernommen", sagte Kamakshya Trivedi, Währungsstratege bei Goldman Sachs in einem Interview mit Bloomberg TV. Er verglich dies mit dem letzten Jahr, als die Fed die Führung bei aggressiven Zinserhöhungen übernahm und den Dollar auf Rekordhöhen trieb.

Die Kursgewinne des Euro spiegeln auch den aufkeimenden Optimismus im Hinblick auf die wirtschaftlichen Aussichten in Europa wider, da die Gaspreise gesunken sind und die Wiedereröffnung Chinas als ein Segen für den Handel angesehen wird. Die Wirtschaftsexperten von Goldman Sachs rechnen für 2023 nicht mehr mit einer Rezession in der Eurozone, was der EZB den Weg für höhere Zinsen ebnen könnte.

Die Befürchtungen einer Brennstoffkrise in diesem Winter haben sich hingegen vorerst zerstreut, weil das ungewöhnlich milde Wetter in Europa den Verbrauch und den Preis von Erdgas deutlich hat sinken lassen, während zugleich die Lagerbestände voller sind als gewöhnlich für diese Jahreszeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...