Finanzen

Hedgefonds Citadel schreibt Geschichte mit Rekordprofit

Citadel von Ken Griffin hat 2022 so viel Profit für seine Anleger gemacht wie kein Hedgefonds jemals zuvor. Seine Strategien passten für das turbulente Jahr.
Autor
24.01.2023 12:04
Aktualisiert: 24.01.2023 12:04
Lesezeit: 3 min

Der Hedgefonds Citadel von Ken Griffin hat seinen Anlegern im vergangenen Jahr einen Gewinn von 16 Milliarden Dollar beschert. Dies war der größte Dollargewinn eines Hedgefonds in der Finanzgeschichte. Zudem ist Citadel damit zum erfolgreichsten Hedgefonds aller Zeiten aufgestiegen.

Citadel, das ein Vermögen von 54 Milliarden Dollar verwaltet, erzielte im vergangenen Jahr mit seinem wichtigsten Hedgefonds eine Rendite von 38,1 Prozent. Auch bei den anderen Produkten gab es starke Zuwächse, was für die Anleger nach Abzug der Gebühren einen Rekordgewinn von 16 Milliarden Dollar bedeutete, so eine Untersuchung von LCH Investments, die von Edmond de Rothschild geleitet wird.

Den Rekordgewinn erzielte Citadel durch Wetten auf eine Reihe von Anlageklassen, darunter Anleihen und Aktien. Der massive Ausverkauf von Staatsanleihen im vergangenen Jahr war für viele Makro-Manager ein äußerst attraktives Geschäft und verhalf ihnen zu den größten Gewinnen seit Ausbruch der globalen Finanzkrise.

Citadel erzielte im vergangenen Jahr einen Bruttohandelsgewinn von rund 28 Milliarden Dollar. Dies bedeutet, dass die Anleger des Hedgefonds enorme 12 Milliarden Dollar an Gebühren zahlten, mit denen der Hedgefonds Posten wie Gehälter, Technologie und Miete abdeckt. Ein Fünftel der Anleger sind Mitarbeiter von Citadel.

Citadel Profite im letzten Jahr übertrafen den bisherigen Rekordwert von rund 15,6 Milliarden Dollar, den John Paulson im Jahr 2007 mit seiner Wette gegen Subprime-Anleihen erzielte. Zudem verdrängte Citadel den Hedgefonds Bridgewater von Ray Dalios nach sieben Jahren von der Spitze der LCH-Liste der besten Geldmanager.

Die Rekordgewinne stammen aus einem turbulenten Jahr für die Finanzmärkte, da sowohl Aktien als auch Anleihen fielen. Multi-Manager-Fonds wie Citadel und Millennium, die Gelder über eine breite Palette von Strategien verwalten, und Makrofonds wie Brevan Howard und Rokos, die auf sinkende Anleiherenditen setzen, florierten.

Viele Aktienfonds wurden jedoch durch den Ausverkauf von Technologieaktien stark in Mitleidenschaft gezogen, als die Zinssätze zur Bekämpfung der steigenden Inflation drastisch angehoben wurden. Am auffälligsten war der Verlust um 56 Prozent von Chase Colemans Tiger Global, die aus der Tiger Management des legendären Investors Julian Robertson hervorgegangen sind.

Der Hedgefonds war einer der größten Gewinner des Booms bei Technologiewerten und wurde noch vor zwei Jahren mit einem Jahresgewinn von 10,4 Milliarden Dollar auf Platz 14 der Liste der besten Manager aller Zeiten geführt. Doch 2022 war er einer der größten Verlierer und machte mit seinen Fonds 18 Milliarden Dollar Verlust. Laut LCH ist dies der größte Jahresverlust in der Geschichte der Hedgefonds.

Der Tiger-Kollege Lone Pine hat im vergangenen Jahr 10,9 Milliarden Dollar verloren und ist damit vom sechsten auf den elften Platz in der Allzeitliste abgerutscht. Und Sir Christopher Hohns TCI rutschte vom neunten auf den 14. Platz ab, da es 8,1 Milliarden Dollar verlor und damit einen Großteil der 9,5 Milliarden Dollar, die es im Jahr 2021 für die Investoren erwirtschaftet hatte, wieder zunichte machte.

Die Ergebnisse seien "sehr unterschiedlich" gewesen, zitiert die Financial Times der LCH-Vorsitzende Rick Sopher. "Die Divergenzen spiegelten hauptsächlich wider, ob die Strategie versuchte, von den Handelsmöglichkeiten rund um die beträchtliche Volatilität zu profitieren, oder ob sie in wachstumsstarken Aktien gefangen war, deren Bewertungen stark gesunken waren."

Insgesamt erzielten die 20 besten Manager aller Zeiten in der LCH-Liste im vergangenen Jahr Gewinne in Höhe von 22,4 Milliarden Dollar, während Hedgefonds insgesamt 208 Milliarden Dollar für ihre Anleger verloren. Der Millennium-Fonds von Israel Englander legte im vergangenen Jahr rund 12 Prozent zu und brachte den Anlegern 8 Milliarden Dollar ein.

Und der Point72-Fonds von Steven Cohen erzielte dank einer Rendite von 10,3 Prozent 2,4 Milliarden Dollar. Beide sind Multi-Manager-Fonds, die Dutzende oder sogar Hunderte von Händlerteams beschäftigen. Sie sind darauf spezialisiert, das Risiko zu kontrollieren, indem sie verlorene Wetten schnell zurückfahren, aber den Umfang von Gewinngeschäften erhöhen.

Citadel wurde im Jahr 1990 von Griffin gegründet. In der Finanzkrise im Jahr 2008 verzeichnete der Hedgefonds schwere Verluste. Doch seitdem hat regelmäßig Renditen erzielt, die weit über den Renditen des US-Aktienindizis S&P 500 sowie über den Renditen konkurrierender Hedgefonds lagen.

In vier seiner fünf Geschäftsbereiche erzielte Citadel im vergangenen Jahr Rekordergebnisse, wobei seine Anleihestrategie mit 32,6 Prozent viele spezialisierte Makrofonds übertraf. Denn das Unternehmen von Ken Griffin war in der Lage, Risiken einzugehen, als viele andere Anleger in Deckung gingen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...