Politik

Investor Dalio erwartet Ende der globalen Dollar-Ordnung

Der legendäre Investor Ray Dalio erklärt, wie der Übergang in eine multipolare Welt sich abspielen wird und wie Staaten und Anleger davon profitieren können.
Autor
26.01.2023 00:25
Aktualisiert: 26.01.2023 00:25
Lesezeit: 2 min

Der Investor Ray Dalio, der den 150 Milliarden Dollar schweren US-Hedgefonds Bridgewater Associates gegründet hat, sagte vor kurzem, dass die vom Dollar dominierte globale Ordnung zu Ende geht. "Die Großmächte und ihre Verbündeten werden nun Wirtschafts-, Währungs- und Militärblöcke bilden", zitiert Nikkei den Milliardär.

Dieser sich vollziehende Trend zu einer Spaltung der Welt in konkurrierende Blöcke werde sich weiter beschleunigen. Dalio zufolge ist das Risiko eines möglichen Krieges zwischen Großmächten heute größer als während des Kalten Krieges, "weil die Sowjetunion niemals eine vergleichbare Macht wie die Vereinigten Staaten war", sagt er.

Der heutige Rivale China hingegen habe sich zu einem echten Herausforderer der USA auf militärischem und wirtschaftlichem Gebiet entwickelt. China nähert sich Dalio zufolge im Hinblick auf Militär und Wirtschaft der Ebenbürtigkeit mit den USA, und dieser Umstand werde das Ende der vom Dollar dominierten Weltordnung herbeiführen.

Dalio sagte, die derzeitige Weltordnung verändere sich in einer Weise, die eher der Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs als der Nachkriegszeit ähnelt. "Wir beobachten, dass der Populismus und Nationalismus in jedem Land zunimmt, um sich auf größere Konflikte vorzubereiten", sagte er.

Er verglich die heutige Situation mit dem Japan der Vorkriegszeit. Eine globale Finanzkrise und eine wirtschaftliche Depression drängten Japan in Richtung Nationalismus und "Konflikt mit äußeren Mächten, vor allem mit den Vereinigten Staaten", sagte er.

Von dieser Entwicklung werden nach Ansicht des amerikanischen Investors in den kommenden Jahren vor allem jene Länder prosperieren, die weniger anfällig für globale Konflikte sind, wie die Länder Südostasiens. Japans beste Chance, solche geopolitischen Herausforderungen zu meistern, besteht Dalio zufolge darin, seine Verteidigungsfähigkeit zu stärken, um nicht von den USA abhängig zu sein, und gleichzeitig den Handel aufrechtzuerhalten.

"Eine Studie über vergangene Kriege und die Logik zeigt, dass diejenigen, die an den Kriegen beteiligt waren, großen Schaden erlitten haben, während diejenigen, die nicht in die Kriege involviert waren, erfolgreich waren", sagte er und erklärte, dass es neutralen Ländern in der Regel besser ergangen ist als den Siegern. Allerdings werde es "immer schwieriger, neutral zu bleiben", so Dalio.

Neben den USA haben auch Europa und Japan - beides reife Volkswirtschaften mit Schlüsselwährungen - "sehr hohe Schulden angehäuft und eine Abhängigkeit von ihren Zentralbanken entwickelt, die Geld drucken, um die Staatsschulden zu monetarisieren", sagte er. Daher würden die Inhaber von Schuldtiteln "schlechte inflationsbereinigte Renditen erzielen".

Dalio empfahl stattdessen, in Länder zu investieren, die über solide Finanzen verfügen, keine ernsthaften internen Konflikte haben, weniger anfällig für internationale Kriege sind und weiterhin innovativ sind.

Auf seiner Liste standen Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen wie Indonesien und Vietnam sowie Indien und Länder des von Saudi-Arabien geführten Golfkooperationsrats. "Diejenigen, die eine Globalisierung anstreben, werden jetzt über die Vereinigten Staaten, China und Europa hinausschauen", sagte er.

Neutrale Länder werden Dalio zufolge in den kommenden Jahren einen großen Wohlstand erleben. Mexiko sei ein Beispiel dafür. "Die Produktion wird von China nach Mexiko verlagert, weil es dort billiger ist und sie leicht in die Vereinigten Staaten exportieren können", sagte er.

Dalio bezeichnete das Jahr 2024 als besonders riskant, da in diesem Jahr sowohl in den USA als auch in Taiwan Präsidentschaftswahlen stattfinden. "Taiwan ist der einzige große Risikopunkt für einen Krieg zwischen den USA und China", sagte er.

Dalio betont zwar, dass weder die USA noch China einen Krieg wollten, aber er glaubt nicht, dass "China eine Trennung [von Taiwan] für immer tolerieren werde". Er sagte voraus, dass China versuchen werde, das Problem noch vor dem Ende der Präsidentschaft des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu lösen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland investiert 900 Mio. Euro: Eine Drohnen-Brigade für Litauen
31.10.2025

Deutschland rüstet sich industriell und militärisch neu, was Fragen nach Strategie, Kontrolle und wirtschaftlichen Folgen aufwirft....

DWN
Technologie
Technologie Amazon profitiert von starkem Cloud-Wachstum – Unternehmensbereich erreicht Rekordtempo
31.10.2025

Amazons Cloud-Sparte erlebt einen kräftigen Aufschwung: Dutzende Unternehmen – von Start-ups bis zu Großkonzernen – setzen zunehmend...

DWN
Politik
Politik Nach einem knappen Wahlkampf: Linksliberale D66 setzen sich gegen Wilders durch
31.10.2025

Die Niederlande haben gewählt – und lange sah es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Linksliberalen Jetten und dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Merz plant „Stahlgipfel“ im Kanzleramt: Wege aus der Industriekrise gesucht
31.10.2025

Die deutsche Stahlindustrie steckt in einer tiefen Krise. Um Lösungen für steigende Energiekosten und internationalen Wettbewerbsdruck zu...