Unternehmen

Intel: Historischer Aktiensturz vernichtet 8 Milliarden Dollar Marktwert

Intel-Aktien sind am Freitag massiv abgestürzt, nachdem der Chiphersteller schockierend düstere Prognosen abgab. Analysten erwarten, dass die Probleme vorerst anhalten.
Autor
28.01.2023 13:31
Aktualisiert: 28.01.2023 13:31
Lesezeit: 2 min
Intel: Historischer Aktiensturz vernichtet 8 Milliarden Dollar Marktwert
Intel Core Mobile Processor. Der Chiphersteller hat den Markt mit düsteren Prognosen verschreckt. (Foto: Intel Corporation) Foto: Intel Corporation

Der US-Chiphersteller Intel hat am Freitag rund 8 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren, nachdem seine düsteren Gewinnprognosen die Wall Street verblüfft hatten und Befürchtungen über einen Einbruch auf dem Markt für Personalcomputer schürte.

Das Unternehmen sagte für das erste Quartal überraschend einen Verlust voraus. Zudem lag seine Umsatzprognose 3 Milliarden Dollar unter den Schätzungen, da es auch im Bereich der Datenzentren langsamer wächst.

Intel-Aktien schlossen 6,4 Prozent niedriger, während die Konkurrenten Advanced Micro Devices und Nvidia den Handelstag mit einem Plus von 0,3 Prozent beziehungsweise 2,8 Prozent beendeten.

"Es gibt keine Worte, die den historischen Zusammenbruch von Intel beschreiben oder erklären können", zitiert Reuters den Analysten Hans Mosesmann von Rosenblatt Securities.

Die schlechten Aussichten unterstrichen die Herausforderungen, mit denen Firmenchef Pat Gelsinger konfrontiert ist, der versucht, Intels Dominanz in der Branche durch die Ausweitung der Auftragsfertigung und den Bau neuer Fabriken in den USA und Europa wiederherzustellen.

Konkurrenten sind Intel derzeit überlegen

Intel hat kontinuierlich Marktanteile an Konkurrenten wie AMD verloren, die mithilfe von Auftragsfertigern wie dem taiwanesischen Unternehmen TSMC Chips herstellen, die Intels Technologie in den Schatten stellen.

"AMDs Genua- und Bergamo-Chips (für Rechenzentren) haben einen starken Preis-/Leistungsvorteil gegenüber Intels Sapphire-Rapids-Prozessoren, was zu weiteren Marktanteilsgewinnen von AMD führen dürfte", so Matt Wegner, Analyst bei YipitData.

Analysten zufolge ist Intel selbst dann im Nachteil, wenn der Markt für Rechenzentren die Talsohle erreicht, was für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet wird. Denn das Unternehmen würde bis dahin noch mehr Marktanteile verlieren.

"Es ist nun klar, warum Intel so viele Kosten einsparen muss, da sich die ursprünglichen Pläne des Unternehmens als Fantasie erweisen", sagte das Brokerhaus Bernstein. "Das Ausmaß der Verschlechterung ist atemberaubend und bringt potenzielle Bedenken für die Cash-Position des Unternehmens im Laufe der Zeit."

Intel, das in diesem Jahr Kosteneinsparungen in Höhe von 3 Milliarden Dollar plant, erwirtschaftete im vierten Quartal 7,7 Milliarden Dollar an Barmitteln aus dem operativen Geschäft und zahlte Dividenden in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar.

Da die Investitionsausgaben im Jahr 2023 auf rund 20 Milliarden Dollar geschätzt werden, sollte das Unternehmen nach Ansicht von Analysten eine Kürzung seiner Dividende in Erwägung ziehen.

Zulieferer KLA mit schwächstem Wachstum seit 4 Jahren

Die Aktie des US-Chiphersteller KLA, die im letzten Jahr um 13 Prozent gestiegen war und noch am Donnerstag ihren Jahreshöchststand erreicht hatte, schloss am Freitag nach ebenfalls unerwartet düsteren Prognose um 6,9 Prozent niedriger.

Das Unternehmen hatte am Donnerstag für das erste Quartal das langsamste Wachstum seit 16 Quartalen prognostiziert und erklärt, dass seine Abnehmer ihre Lagerbestände an Chips voraussichtlich abbauen werden, da die Nachfrage der Endverbraucher nachlasse.

Das in Kalifornien ansässige Unternehmen, das Chip-Herstellungsanlagen für Unternehmen wie Intel und das asiatische Unternehmen TSMC liefert, ist das jüngste Unternehmen, das vor einem Einbruch der Nachfrage warnt, da die Menschen weniger Smartphones und Gadgets kaufen und Unternehmen ihre Ausgaben für Rechenzentren kürzen.

"Mit Blick auf 2023 wissen wir, dass dies ein Jahr der Kapazitätsanpassungen in der Branche sein wird, da die Kunden ihre Investitionspläne feinabstimmen, um der gesunkenen Nachfrage in einigen Segmenten zu begegnen", zitiert Reuters KLA Chief Executive Richard Wallace in einer Telefonkonferenz.

KLA hatte zuvor erklärt, dass seine System- und Serviceeinnahmen in naher Zukunft durch die US-Exportbestimmungen für den Verkauf von Halbleitertechnologie nach China beeinträchtigt werden könnten. Am Donnerstag erklärte das Unternehmen jedoch, dass es davon ausgeht, dass das Geschäft in China im Jahr 2023 weniger stark zurückgehen wird als die allgemeine Chipnachfrage.

Laut Refinitiv IBES erwartet das Unternehmen für das laufende Quartal einen Umsatz zwischen 2,2 und 2,5 Milliarden Dollar und liegt damit unter der durchschnittlichen Erwartung der Analysten von 2,55 Milliarden Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...