Wirtschaft

Öl-Export: Russland nutzt massiv Schiffe aus der EU

Trotz Sanktionen und Preisdeckel haben Tanker aus der EU und anderen westlichen Staaten ihre Lieferungen von russischem Rohöl deutlich gesteigert. Und das ist vollkommen legal.
Autor
01.02.2023 16:00
Aktualisiert: 01.02.2023 16:14
Lesezeit: 2 min
Öl-Export: Russland nutzt massiv Schiffe aus der EU
Tanks von Transneft im Ölterminal des Hafens Ust-Luga, wo EU-Tankschiffe russisches Rohöl verladen. (Foto: dpa) Foto: Stringer

Westliche Öltanker haben ihre Schiffsladungen von russischem Rohöl im Januar ausgeweitet. Konflikte mit den vom Westen verhängten Sanktionen ergaben sich daraus nicht, weil die Ölpreise für Moskaus Vorzeige-Sorte Ural, die über die Ostsee und das Schwarze Meer verschifft wird, unter dem Preisdeckel blieben, wie Marktquellen und Eikon-Daten zeigen.

Die G7-Staaten, die 27 Länder der Europäischen Union und Australien hatten am 5. Dezember eine Preisobergrenze für russisches Rohöl festgelegt. Demnach können Nicht-EU-Ländern russisches Rohöl auf dem Seeweg importieren und dabei westliche Schifffahrts- und Versicherungsunternehmen nutzen, solange das Öl zu einem Preis von 60 Dollar pro Barrel oder weniger verkauft wird.

Das meiste russische Öl wird derzeit unter diesem Preisniveau von 60 Dollar pro Barrel gehandelt. Am Dienstag notierte Ural-Rohöl auf dem Seeweg über den Ostseehafen Primorsk bei 49,50 Dollar pro Barrel und auf dem Seeweg über den Schwarzmeerhafen Novorossiisk bei 47,83 Dollar pro Barrel.

Die Rohölverladungen aus Primorsk, Ust-Luga und Novorossiisk werden in diesem Monat voraussichtlich ein Mehrmonatshoch von über 9,5 Millionen Tonnen erreichen. Dies ist auf eine solide Nachfrage in Asien, auf den Anstieg der Ölpreise und auf eine größere Verfügbarkeit von Tankern zurückzuführen, sagen Händler gegenüber Reuters.

Die Öl-Exporte aus Russland und Kasachstan über die beiden russischen Seehäfen Primorsk und Ust-Luga im Finnischen Meerbusen werden im Januar mit 7,4 Millionen Tonnen auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2019 steigen, wie Exportpläne und Händlerdaten zeigen.

EU-Schiffe, vor allem aus Griechenland, haben im Januar mehr als 2 Millionen Tonnen Ural-Rohöl über die Ostsee und das Schwarze Meer umgeschlagen. Das ist mehr als ein Viertel der russischen Exporte aus diesen Häfen. Die von EU-Schiffen umgeschlagene Menge ist fast doppelt so hoch wie im Dezember, wie Berechnungen von Reuters auf der Grundlage von Eikon und von Händlern mitgeteilten Informationen zeigen.

Schiffe in griechischem Besitz, die von griechischen Managementfirmen betrieben werden, haben im Januar mindestens 21 Fahrten mit russischem Rohöl zu einer Reihe von Bestimmungsorten durchgeführt. Zu den griechischen Reedereien gehörten TMS Tankers Management, Stealth Maritime, Kyklades Maritime, Dynacom, Delta Tankers, NGM Energy und New Shipping.

NGM teilte mit, dass ihr Tanker, die Ace, Rohöl in Bulgarien entladen habe. "Alle nach dem 5. Dezember durchgeführten Öltransporte in Länder außerhalb der EU sind erlaubt und von der EU genehmigt, da sie mit dem G7-Preisdeckungsmechanismus übereinstimmen", sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens per E-Mail zu Reuters.

Der von Dynacom betriebene Tanker Karolos hat im Januar im russischen Ostseehafen Ust-Luga russisches Rohöl geladen und soll laut Eikon Ship Tracking am 3. Februar in Sikka, Indien, entladen werden. Auch die Lovina, die von TMS Tankers verwaltet wird, hat im Januar im russischen Hafen Primorsk Rohöl geladen und ist ebenfalls auf dem Weg nach Indien.

Ende Dezember unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret, das die Lieferung von Rohöl und raffinierten Produkten ab dem 1. Februar für fünf Monate an Länder verbietet, die sich an die Preisobergrenze halten. Das Dekret sieht ein Verbot von Lieferungen an ausländische Unternehmen vor, die an Preisobergrenzen beteiligt sind, sowie ein Verbot von Preisobergrenzen in Verträgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA: Höchste Zahl an Firmeninsolvenzen seit der Finanzkrise
22.04.2025

Zinsdruck, Konsumflaute, Strukturprobleme: Immer mehr US-Unternehmen gehen pleite – ein wirtschaftlicher Selbstreinigungsprozess mit...