Politik

Bundesregierung verhandelt über Raketen-Abwehrschild

Vor dem Hintergrund des Konflikts mit Russland rüstet die Bundesregierung weiter auf und verhandelt nun über einen Raketenabwehrschild für 17 Milliarden Euro.
Autor
02.02.2023 16:40
Aktualisiert: 02.02.2023 16:40
Lesezeit: 2 min
Bundesregierung verhandelt über Raketen-Abwehrschild
Flugabwehr-Waffensystem vom Typ IRIS-T SLS, einer Komponente des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM. (Foto: dpa) Foto: Wolfgang Kumm

Deutschland will einem Dokument des Verteidigungsministeriums zufolge acht Iris-T Luftabwehrsysteme für die Bundeswehr kaufen. Das Projekt steht auf einer Liste zu geplanten Beschaffungsmaßnahmen, die auf den 25. Januar datiert ist und die von der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch eingesehen wurde.

Das Vorhaben soll demnach voraussichtlich im zweiten Quartal dem Haushaltsausschuss des Bundestags zur Genehmigung vorgelegt werden. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums erklärte, das man dem Parlament in diesem Jahr einen Vertrag zur Beschaffung von Iris-T vorlegen wollen. Zur Zahl der geplanten Systeme und zum Zeitplan wollte sie sich nicht äußern.

Der mehrschichtige Raketenabwehrschild Iris-T könnte insgesamt bis zu 17 Milliarden Euro kosten, wie Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, die nicht genannt werden wollten, weil die Gespräche vertraulich sind. Die Kosten für den Abwehrschild können sich noch ändern, da die Verhandlungen mit den Herstellern noch nicht abgeschlossen sind.

Iris-T ist ein Luftabwehrsystem mittlerer Reichweite. Das von dem bayerischen Hersteller Diehl Defence entwickelte System besteht aus einem Radar, Abschussvorrichtungen und Raketen. Deutschland hat bislang ein Iris-T-System an die Ukraine geliefert, drei weitere sollen folgen. Der geplante Schutzschild, zu dem auch andere Systeme gehören sollen, soll Deutschland und seine Nachbarländer vor Raketenangriffen schützen.

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs überholt Deutschland seine Verteidigungsindustrie und verstärkt die Herstellung von Waffenlieferungen. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte im vergangenen Jahr ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Modernisierung der Bundeswehr und eine Erhöhung der jährlichen Verteidigungsausgaben an. Dieser Fonds wird auch zur Finanzierung von Iris-T verwendet.

Das Gesamtpaket würde das von Israel Aerospace Industries hergestellte Arrow-3-System umfassen, für das das deutsche Verteidigungsministerium bis zu 4 Milliarden Euro vorgesehen hat, sowie das in den USA hergestellte Patriot-System, für das Berlin bis zu 10 Milliarden Euro ausgeben könnte, so die Personen.

Eine Sprecherin des deutschen Verteidigungsministeriums lehnte es ab, sich zu den Einzelheiten der Verhandlungen zu äußern, bestätigte aber, dass die Gespräche weitergehen, auch mit Diehl Defence über die Iris-T-Systeme. Deutschlands Ziel ist es, einen modernen Raketenabwehrschild zu errichten und ihn in die geplante European Sky Shield Initiative zu integrieren.

Der Raketenabwehrschild wurde von Scholz erstmals im August in einer Rede in Prag angekündigt. Damals sagte er, Deutschland werde in den kommenden Jahren erheblich in seine Luftverteidigung investieren, da der Kontinent "einen großen Nachholbedarf" habe. Er sagte, ein solches integriertes System sei effizienter und kostengünstiger, als wenn jede Nation ihre eigenen komplexen Systeme aufbaut.

Mindestens 15 Länder - hauptsächlich innerhalb des Militärbündnisses der Nordatlantikvertrags-Organisation - haben eine Absichtserklärung zur Teilnahme an dem Programm unterzeichnet. (Reuters/gu)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...