Politik

USA: Haben chinesischen Spionage-Ballon abgeschossen

Der chinesische Ballon wurde vor Küste zum Absturz gebracht, sagte US-Verteidigungsminister Austin und erneuerte die Spionagevorwürfe gegen China.
04.02.2023 22:17
Aktualisiert: 04.02.2023 22:17
Lesezeit: 2 min
USA: Haben chinesischen Spionage-Ballon abgeschossen
Der chinesische Spionage-Ballon über den USA entwickelt sich zu einer Belastung der ohnehin angeschlagenen Beziehungen. (Foto: dpa) Foto: Brian Branch

Die USA haben nach eigenen Angaben einen Spionage-Ballon Chinas vor ihrer Südostküste abgeschossen. Der bereits seit einiger Zeit über US-Gebiet beobachtete Ballon wurde am Samstag von der Luftwaffe mithilfe von Kampfjets über dem Meer zum Absturz gebracht, wie Verteidigungsminister Lloyd Austin mitteilte. Austin beschuldigte China, es habe den Ballon zur versuchten Überwachung strategischer Einrichtungen auf dem US-Festland eingesetzt. Ein hochrangiger Vertreter des Verteidigungsministeriums erklärte, der Ballon sei Teil einer ganzen Ballon-Flotte, die über fünf Kontinenten zur Spionage eingesetzt werde.

Der Ballon, dessen Existenz am Donnerstag bekannt geworden war, hatte bereits für Verstimmungen gesorgt. US-Außenminister Antony Blinken hatte deswegen eine Reise nach China verschoben. China hatte erklärt, es handle sich um einen Forschungsballon, und Bedauern geäußert.

Präsident Joe Biden erklärte am Samstag, er habe bereits am Mittwoch den Auftrag zum Abschuss gegeben. Er habe das Verteidigungsministerium angewiesen, dies so bald wie möglich zu tun. Das Ministerium habe einen Abschuss über einer Wasserfläche empfohlen. Nach Angaben des Ministeriums hatte Biden entschieden, dass der Ballon abgeschossen werden solle, sobald dies ohne Gefahr für das Leben von US-Bürgern geschehen könne. Biden gratulierte den Einsatzkräften zum erfolgreichen Abschuss.

Ein Reuters-Fotograf sah am Samstag, wie der Ballon abgeschossen wurde und an Höhe verlor. Der Ballon war zuvor von zwei Luftwaffenjets passiert worden. Die Luftfahrtbehörde FAA hatte zuvor ein Gebiet von rund 100 Quadratmeilen über dem Atlantischen Ozean und der Küste von South Carolina für zivile Flüge gesperrt.

Der Ballon hatte den Bemühungen um bessere Beziehungen der beiden Großmächte einen Dämpfer versetzt. Eine unmittelbar bevorstehende Reise von US-Außenminister Antony Blinken in die Volksrepublik wurde am Freitag verschoben. Das Pekinger Außenministerium hatte erklärt, es handele sich um einen zivilen Forschungsballon unter anderem für meteorologische Zwecke. China bedaure, dass er in den US-Luftraum abgetrieben sei.

Blinken sollte bereits am Freitag zu der Reise nach China aufbrechen, die im November zwischen US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping vereinbart worden war. US-Präsidialamtssprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, in der Washingtoner Regierung herrsche Konsens, dass eine Reise zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht angemessen sei. Der letzte Besuch eines US-Außenministers in China war 2018.

Im vergangenen Sommer war es zu Spannungen zwischen beiden Ländern nach dem Taiwan-Besuch der damaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, gekommen. Seitdem bemühen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt um eine bessere Kommunikation. Allerdings hat der Chef des US-Geheimdienstes CIA, William Burns, erst am Donnerstag davor gewarnt, die Taiwan-Ambitionen von Präsident Xi zu unterschätzen. Im Westen wird befürchtet, China könne militärisch gegen das demokratisch regierte Taiwan vorgehen, ähnlich wie es Russland mit der Ukraine getan hat. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz.

Das Pentagon hatte am Freitag (Ortszeit) zudem mitgeteilt, dass ein weiterer chinesischer Ballon über Lateinamerika beobachtet worden sei. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...