Russische Soldaten sind am Samstag mit Gewalt in einen ukrainischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim eingedrungen. Ein Reuters-Reporter berichtete von gepanzerten Fahrzeugen, die die Mauern am Fliegerhorst Belbek durchbrachen sowie von Schüssen und Granatexplosionen. Der Kommandant der Basis, Julij Mamtschur, sprach von einem Verletzten unter seinen Soldaten. Er werde zu Gesprächen abgeführt, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Damit verlor die Ukraine an einem Tag die Kontrolle über zwei Stützpunkte auf der Halbinsel, die inzwischen in die russische Förderation aufgenommen wurde: Ein ukrainischer Militärsprecher erklärte auf Facebook, die Marinebasis Nowofederowka sei geräumt worden.
Das russische Militär hatte bereits zu Beginn der Krim-Krise die Landebahn und die Kampfflugzeuge in Belbek unter ihre Kontrolle gebracht. Am Samstag übernahmen sie auch das Waffendepot, die Kasernen und eine Leitstelle. Zusammen mit Nowofederowka war Belbek einer der wenigen Stützpunkte auf der Krim, die die Ukraine noch kontrollierte. Das russische Militär ist der des Nachbarlandes deutlich überlegen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte während eines Besuchs im ostukrainischen Donezk die Militärs beider Staaten auf, ihren künftigen Umgang miteinander zu klären. "Ich glaube, es ist keine gute Idee, dass jetzt abschnittsweise Mannschaften entwaffnet werden oder technische Einheiten übernommen werden oder außer Funktion gesetzt werden", sagte er. Steinmeier traf den ukrainischen Ministerpräsident Arseni Jazenjuk. Bei dem Gespräch ging es unter anderem um deutsche Unterstützung bei der Modernisierung der ukrainischen Streitkräfte.
Über das weitere Vorgehen dürfte der Westen am Rande des Nuklearen Sicherheitsgipfels beraten, der am Montag in Den Haag beginnt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in ihrem wöchentlichen Podcast, es müsse darüber gesprochen werden, wie die territoriale Integrität der Ukraine gesichert werden könne. Russland wird bei dem Gipfel von Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Es wird sein erstes Treffen mit Vertretern des Westens sein, seitdem die Krim in die russische Förderation aufgenommen wurde.