Politik

Russland verkauft Öl deutlich teurer, als der Preisdeckel erlaubt

Lesezeit: 2 min
25.02.2023 15:57  Aktualisiert: 25.02.2023 15:57
Der Preisdeckel des Westens auf russisches Rohöl schlägt fehl. Dank zahlreicher eigener Schiffe verkauft Russland sein Rohöl im Schnitt deutlich teurer.
Russland verkauft Öl deutlich teurer, als der Preisdeckel erlaubt
Tanks von Transneft im Ölterminal von Ust-Luga. Russland widersteht dem Öl-Preisdeckel des Westens. (Foto: dpa)
Foto: Stringer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Russische Unternehmen haben weit mehr Geld mit dem Verkauf von Öl verdient als bisher angenommen. Laut einer Studie von Forschern des Institute of International Finance, der Columbia University und der University of California lag der Durchschnittspreis für russisches Rohöl in den vier Wochen nach Einführung der Preisobergrenze am 5. Dezember bei etwa 74 Dollar pro Barrel. Das ist deutlich mehr als der Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel, den die EU, die G7-Staaten und Australien gemeinsam verhängt hatten.

Die Studienautoren - Tania Babina, Benjamin Hilgenstock, Oleg Itskhoki, Maxim Mironov und Elina Ribakova - empfehlen eine verstärkte Durchsetzung der Sanktionen, um sicherzustellen, dass die Käufer die Beschränkungen für Versand- und Versicherungsdienstleistungen einhalten. Ihre Studie basiert auf einer Analyse der Rechnungsdaten des Zolls für die vier Wochen nach der Festlegung der Obergrenze für Rohölverkäufe an Käufer in der ganzen Welt und aus allen Häfen und Pipelines, wie Bloomberg berichtet.

"Unser überraschender Befund, dass ein erheblicher Anteil des russischen Rohöls weit über der Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel verkauft wurde, erfordert dringend eine weitere Untersuchung dieser Transaktionen und unterstreicht die Notwendigkeit einer verstärkten Durchsetzung", so die Studie. Zwar wird die wichtigste russische Rohöl-Sorte Ural an den Exportstellen in der Ostsee und im Schwarzen Meer für deutlich weniger als 60 Dollar verkauft. Doch Ölexporte von Häfen im Pazifischen Ozean in wichtige Zielstaaten wie China erzielten der Studie zufolge Preise von durchschnittlich 82 Dollar pro Barrel.

Etwa die Hälfte der russischen Lieferungen wird von der staatlich kontrollierten Sovcomflot oder von einer riesigen Schattenflotte von Tankschiffen befördert und unterliegt somit nicht der Preisobergrenze. Die anderer Hälfte der russischen Exporte wird von westlichen Schifffahrtsdiensten befördert und unterliegt somit der Preisobergrenze, so der Bericht. Die Preisobergrenze wurde eingeführt, um Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu schmälern, aber das russische Rohöl zugleich auf dem Weltmarkt zu halten, um den Ölpreis nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.

Gemäß der Obergrenze können Unternehmen und Händler eine Vielzahl westlicher Dienstleistungen, insbesondere die branchenüblichen Versicherungen, nur in Anspruch nehmen, wenn sie russisches Rohöl zu einem Preis von 60 Dollar pro Barrel oder weniger kaufen. Der Schwellenwert soll alle zwei Monate überprüft werden. Zudem haben sich die G7-Staaten, Australien und die EU Anfang des Monats auch auf eine Preisgrenze für russische Raffinerieprodukte wie Diesel und Düsentreibstoff verständigt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...