Unternehmen

Fluggesellschaften werden wieder zu Börsenlieblingen

Viele Fluglinien, deren Geschäfte wegen Corona lahmgelegt wurde, locken jetzt wieder Investoren an. Manche mussten jedoch ihren Betrieb einstellen.  
05.03.2023 08:00
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehrere Fluggesellschaften, die während der Pandemie bei Investoren höchst ungeliebt waren und deren Geschäft fast über Nacht lahmgelegt wurde, haben etwa drei Jahre später einen bemerkenswerten Wandel vollzogen. Die Corona-Pandemie hat bei vielen eine Umstrukturierung des Geschäftsmodells erzwungen, und frisch gestraffte Konzerne profitieren nun von einem Anstieg der Reisetätigkeit, seitdem die Corona-Beschränkungen weggefallen sind.

Einige jedoch wurden Opfer der Pandemie, darunter die norwegische Fluglinie Flyr AS und die britische Billigfluggesellschaft Flybe. Die Flug-Konzerne meldeten im Februar Konkurs und Betriebsschließung an. Zu den Erfolgsgeschichten gehören Virgin Australia, die Fluggesellschaft, die beim Ausbruch von Covid-19 im Jahr 2020 finanziell so schwach war, dass sie innerhalb weniger Wochen zusammengebrochen ist. Bloomberg zufolge hat sich die britische Fluggesellschaft in der Zwischenzeit unter einem neuen Eigentümer umstrukturiert und plant, in Sydney wieder an die Börse zu gehen.

Auch Ryanair Holdings ist im Dezember-Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt und Führungskräfte sind zuversichtlich, dass der Flugbetrieb weiter lukrativ sein wird. „Wir werden im laufenden Geschäftsjahr einen Rekordgewinn erzielen und gehen davon aus, dass wir auch im nächsten Jahr und darüber hinaus weiter profitabel wachsen werden“, sagte Ryanair-Finanzdirektor Neil Sorahan in einem Bloomberg-Interview.

Robert Isom, Geschäftsführer bei American Airlines, meldete vor Kurzem einen Rekordumsatz für das vierte Quartal und sagte, dass die Pandemie die Fluggesellschaft effizienter gemacht habe. „Dies ist die beste Buchungsperiode, die wir je nach den Ferien hatten“, sagte er. „Das starke Nachfrageumfeld sollte auch im Jahr 2023 anhalten“.

Große Reisewelle nach Wiedereröffnung Chinas

Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation erwartet, dass die Passagiernachfrage Anfang 2023 auf den meisten Flugstrecken wieder dasselbe Niveau wie vor dem Ausbruch des Virus erreichen wird, und bis zum Jahresende etwa drei Prozent über dem 2019-Niveau liegen wird. „Die Luftfahrt ist wieder investierbar“, sagte Jun Bei Liu, Portfoliomanager bei Tribeca Investment Partners in Sydney, gegenüber Bloomberg. „Asiatische Fluggesellschaften werden durch die Decke gehen.“

Analystenprognosen zufolge dürfte die Wiedereröffnung Chinas, der größte Markt für Auslandsreisen vor der Pandemie, zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in und aus beliebten Zielen wie den USA, Japan und Singapur führen. In Hongkong wird Cathay Pacific Airways laut Prognosen in diesem Jahr erstmals seit 2019 wieder einen Gewinn erzielen.

Dies sei eine außergewöhnliche Wende für eine Branche, die in den letzten drei Jahren seit der Pandemie Verluste in Höhe von fast 200 Milliarden Dollar hinnehmen musste, kommentierte Bloomberg. Zehntausende von Piloten, Flugpersonal, Bodenpersonal und Back-Office-Mitarbeitern verloren ihre Jobs, während sich Anlagen in den Wüsten Kaliforniens und Zentralaustraliens mit unerwünschten Flugzeugen füllten.

Sektor solide wie seit Jahren nicht mehr

Nach Angaben der International Air Transport Association werden Fluggesellschaften im Jahr 2023 einen Gewinn von 4,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Das ist zwar nur ein Bruchteil der 26,4 Milliarden Dollar, die die Fluggesellschaften im Jahr 2019 erwirtschaftet haben, aber die wichtigsten Finanzkennzahlen zeigen, dass die Branche so solide dasteht wie seit Jahren nicht mehr.

Die Fähigkeit, Schulden aus den Erträgen zurückzuzahlen, hat beispielsweise wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht und wird sich laut den von Bloomberg zusammengestellten Daten bis 2025 weiter verbessern. Volodymyr Bilotkach, außerordentlicher Professor für Luftfahrtmanagement an der Purdue University in Indiana, kommentierte: „In Anbetracht der düsteren Prognosen während der Pandemie, geht es der Branche recht gut. Einige Fluggesellschaften stehen nach Krisen besser da als zuvor“.

Veränderung von Angebot und Nachfrage

Laut Bloomberg ist der große Unterschied in der Branche die riesige Kluft, die man heute zwischen begrenzten Sitzplatzkapazitäten in Flugzeugen und der großen Reiselust der Öffentlichkeit sieht. Diese große Diskrepanz ermöglicht es den Fluggesellschaften, Flugpreise in die Höhe zu treiben. „Die Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage ist anders als je zuvor in meiner Karriere“, sagte United Airlines Geschäftsführender Direktor Scott Kirby. „Jeder Datenpunkt beweist dies immer wieder aufs Neue. Ich denke, dass die Gewinnspannen der Unternehmen insgesamt höher sein werden“.

Lufthansa kündigte Anfang des Jahres an, dass die Fluggesellschaft, wegen der sich erholenden Luftfahrt fünf ältere A340-Jets wieder in den Dienst aufnehmen würde. Europas größte Fluggesellschaft hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil sich die Nachfrage nach Luftreisen mit dem Ende der Corona-Krise weiter erholt hat. Die Maschinen vom Typ Airbus A340 werden nach Angaben von Lufthansa rechtzeitig für den nächsten Sommer wieder in den Flugbetrieb aufgenommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

 

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Politik
Politik UN-Kritik: Israel tötete gezielt Journalisten um eigene Gräueltaten zu vertuschen
15.09.2025

252 Reporter sind in gut zweieinhalb Jahren im Gazastreifen getötet worden. Diese Zahl sei kein Zufall, meinen Menschenrechtsexperten und...

DWN
Politik
Politik Elektroautos: Autofahrer revoltieren gegen Brüsseler Kurs
15.09.2025

Subventionen statt Innovation: Während China den Markt dominiert, setzt die EU auf Elektroautos um jeden Preis. Für Autofahrer und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apothekennetz schrumpft - Branche verlangt Reform
15.09.2025

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken: Allein im ersten Halbjahr sank die Zahl der Standorte um 238 auf 16.803. Damit hat in den...

DWN
Technologie
Technologie Klage gegen Google: Streit um KI-Zusammenfassungen
15.09.2025

Der US-Medienkonzern Penske Media, zu dem Titel wie Rolling Stone und Hollywood Reporter gehören, hat Google wegen seiner neuen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Handel und Öl: China droht nach Trumps Vorstoß
15.09.2025

Nach den jüngsten Forderungen von Ex-US-Präsident Donald Trump an die Nato-Partner, hohe Zölle auf chinesische Waren zu erheben und den...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Zeit für Gewinnmitnahmen und ein Dämpfer für Bitcoin
15.09.2025

Rekorde an der Wall Street, Warnungen vor Rezession und ein Rückschlag für Bitcoin: Anleger fragen sich, ob jetzt die Zeit für...

DWN
Politik
Politik Hybrider Krieg: Moskau intensiviert Angriffe auf Europa
15.09.2025

Russische Drohnen über Polen, Drohungen gegen die NATO: Moskau intensiviert seinen hybriden Krieg. Für Deutschland wächst der Druck,...

DWN
Politik
Politik Weltweites Verbot schädlicher Fischereisubventionen tritt in Kraft
15.09.2025

Ein Durchbruch für den Meeresschutz: Ein neues globales Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) verbietet die schädlichsten...