Die russische Sberbank will in diesem Frühjahr eine Dividende in Rekordhöhe ausschütten. Allein die russische Staatskasse soll auf diesem Wege umgerechnet rund 3,6 Milliarden Dollar erhalten.
Die von der Sberbank geplante Dividende entspricht etwa 200 Prozent ihres Nettogewinns von 270,5 Milliarden Rubel. In den Vorjahren hatte die Bank nur 40 bis 56 Prozent ihres Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet, wie die Financial Times berichtet. Die ungewöhnliche Tatsache, dass die Bank etwa doppelt so viel an ihre Aktionäre auszahlen will, wie sie Gewinne gemacht hat, ist auf ihre ungewöhnlich niedrige Dividende vom letzten Jahr zurückzuführen.
Die ungewöhnlich hohe Dividenden-Ausschüttung der Sberbank wurde durch ihren Rekord-Nettogewinn im Jahr 2021 ermöglicht, den sie auf Empfehlung der russischen Zentralbank im vergangenen Frühjahr nicht als Dividende ausschüttete. Denn damals bemühten sich die russischen Behörden, die finanzielle Stabilität des Landes nach den westlichen Sanktionen aufrechtzuerhalten.
Im Vergleich zu 2021 sind die Ergebnisse der Sberbank 2022 wieder um etwa 80 Prozent zurückgegangen. "Aber die Bank hat von ihrem Recht Gebrauch gemacht, Dividenden aus ihren einbehaltenen Gewinnen zu zahlen", sagte Timur Nigmatullin, Analyst bei der russischen Investmentgesellschaft Finam. "Wenn man das Geld hat, warum sollte man es nicht ausschütten?", fügte er hinzu und verwies auf die hohe Kapitalausstattung der Bank.
Die Sberbank ist dieses Jahr in der Lage, eine große Ausschüttung vorzunehmen, dank der "Beständigkeit des Geschäfts", sagte der Vorstandsvorsitzende Herman Oskarowitsch Gref in einer Erklärung. Der frühere Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Handel fügte hinzu: "Unsere Dividenden sind nicht nur ein zusätzliches finanzielles Einkommen für jeden privaten Aktionär, von denen wir 1,5 Millionen haben, sondern auch ein bedeutender Beitrag zum Staatshaushalt."
Die Dividenden-Auszahlung an den Staat "ist eine beträchtliche Summe, die in diesem Jahr ein zusätzliches Prozent der erwarteten Haushaltseinnahmen ausmachen wird", zitiert die Financial Times Sofya Donets, Chefvolkswirtin bei Renaissance Capital. Die Auszahlung nähere sich den 300 Milliarden Rubel, welche die russische Regierung mit einer 5-prozentigen Sondersteuer auf die "exzessiven Gewinne" der großen Unternehmen einzunehmen hoffte.
Die Sberbank hält etwa die Hälfte der russischen Privatkundeneinlagen, und etwa jeder dritte Privatkunde tätigt seine Bankgeschäfte bei der Sberbank. Der Quasi-Monopolstatus der Bank hat ebenfalls dazu beigetragen, dass sie robust ist. Der Nettogewinn der Sberbank war 2022 höher als der des gesamten Bankensektors, der insgesamt nur 200 Milliarden Rupien erwirtschaftete, weil andere Kreditinstitute teils große Verluste verzeichneten.
Als Reaktion auf die Dividendenankündigung stiegen die Aktien der Sberbank an der russischen Hauptbörse MOEX um 10 Prozent, handelt aber weiterhin rund 40 Prozent unter ihrem Vorkriegsniveau. Dies steht im Gegensatz zu den Banken in Europa und den USA, die sich seit der letzten Woche im Griff einer akuten Bankenkrise befinden und massive Kursverluste verzeichnen.