Wer dabei langfristig erfolgreich sein möchte, sollte sich darauf einstellen, dass Krisen mittelfristig zum Dauerzustand werden könnten. Das funktioniert am besten, indem die Kreditwürdigkeit des Unternehmens gesteigert wird. Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang lautet: Wie kann das in der Praxis funktionieren?
Kein gesundes Unternehmen kommt ohne eine entsprechende Eigenkapitalquote aus
Die Eigenkapitalquote gehört zu den wichtigsten Bilanzkennzahlen. Sie gibt an, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist und zeigt damit, wie stabil und unabhängig ein Unternehmen ist.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Deutschland liegt bei rund 20 bis 25 Prozent. Für solide Unternehmen gilt laut Experten ein Richtwert von etwa 30 Prozent. Doch in der Praxis ist die Höhe auch immer von der jeweiligen Branche abhängig. So wird beispielsweise im Finanzsektor eine etwas höhere Eigenkapitalquote empfohlen, um die Gefahr einer Insolvenz zu minimieren.
Auch für Banken ist die Eigenkapitalquote eine wichtige Kennzahl, wenn Unternehmen kurzfristig frisches Kapital in Form von Unternehmenskrediten benötigen. Laut einer Auswertung der Deutschen Bundesbank sind diese seit dem Jahr 2013 stetig angestiegen und haben mit über 1.850 Milliarden Euro im Jahr 2022 ein Rekordniveau erreicht.
Aktionäre, die eventuell in ein Unternehmen investieren möchten, achten in unsicheren Zeiten auf den Finanzmärkten ebenfalls sehr stark auf die Eigenkapitalquote, da bei ihren Investitionen oftmals die Liquidität eine entscheidende Rolle spielt.
Doch wie lässt sich in der Praxis die Eigenkapitalquote für das Unternehmen erhöhen und damit die Kreditwürdigkeit steigern? Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze. Einer davon ist beispielsweise, die Finanzplanung im Unternehmen zu verbessern und das Risikomanagement zu optimieren.
Ein wichtiger Schritt: Finanzplanung und Risikomanagement verbessern
Gute Finanzplanung bedeutet, alle relevanten finanziellen Daten korrekt zu erfassen und die Finanzen gut im Griff zu haben.
Zudem sollte die Planung auch noch klar und transparent sein. Der Weg dorthin führt über eine detaillierte Bilanz, die ausführliche Gewinn- und Verlustrechnung und eine entsprechende Cashflow-Prognose. Die Basis dafür bildet eine möglichst zuverlässige Buchhaltung im Unternehmen.
Um potenzielle Risiken im Unternehmen zu minimieren, ist es darüber hinaus wichtig, ein gutes Risikomanagement aufzubauen. Dabei werden mögliche geschäftliche Risiken im Detail analysiert und für deren Eintreten entsprechende Notfallpläne entwickelt, die dazu beitragen können, dass das Unternehmen auch in Krisenzeiten finanziell stabil bleibt und die Eigenkapitalquote nicht ins Bodenlose sinkt.
Neben diesen internen organisatorischen Maßnahmen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Eigenkapitalquote im Unternehmen zu verbessern. Die Optionen reichen dabei von einer Gewinnthesaurierung bis zum Verkauf von Betriebsvermögen.
Die besten Möglichkeiten, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen
Eine gute Möglichkeit, um zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen und dadurch die Eigenkapitalquote zu erhöhen ist beispielsweise die Ausgabe von Aktien oder Unternehmensanteilen. Dadurch kommt frisches Kapital ins Unternehmen.
Eine andere Option ist es, in guten Jahren seine Gewinne oder einen Teil davon im Unternehmen zu behalten und nicht als Dividenden an Aktionäre auszubezahlen. Hier ist es wichtig, einen guten Mittelweg zu finden. Denn einerseits sind die Anteilseigner zwar an den Gewinnen interessiert, andererseits ist ihnen aber auch die langfristige finanzielle Stabilität eines Unternehmens wichtig, in dem sie investiert sind.
In vielen Unternehmen existieren unterschiedliche Vermögenswerte. Zu den gängigsten davon zählen beispielsweise Sachwerte wie Grundstücke, Gebäude, Ausrüstung und Fahrzeuge. Um die Eigenkapitalquote zu erhöhen, ist es möglich, diese Vermögenswerte zu verkaufen und den Erlös beispielsweise zur Rückzahlung von bestehenden Schulden zu verwenden.
Nicht immer müssen diese Vermögenswerte materiell sein. Es kann sich dabei auch um immaterielle Vermögensgegenstände wie Markenrechte oder Softwarelizenzen handeln. In diesem Fall sollte ein Verkauf jedoch genau überlegt werden, denn schließlich geht damit oftmals auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mitbewerbern verloren.
Flexibilität und Agilität sind in unsicheren Zeiten besonders wichtig
Neben dem Finanzmanagement sollten Unternehmen in Krisenzeiten dazu in der Lage sein, möglichst schnell auf wirtschaftliche oder politische Veränderungen reagieren zu können. Die Voraussetzung dafür ist eine agile und schlanke Organisationsstruktur, die im Bedarfsfall rasche Entscheidungsprozesse ermöglicht.
Eine gute Strategie ist darüber hinaus, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das eigene Geschäft ein wenig zu diversifizieren. Die Möglichkeit dazu bietet sich, indem entweder in unterschiedliche Geschäftsbereiche investiert oder das eigene Kerngeschäft in verschiedenen Märkten expandiert wird.
In jedem Fall gilt es für die Verantwortlichen, vorausschauend und proaktiv zu handeln, wenn bereits neue Krisen am Horizont zu erkennen sind. Denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt.