Deutschland

Deutsche Exporte steigen überraschend stark an

Die deutschen Unternehmen haben ihre Exporte im Februar so stark gesteigert wie seit zehn Monaten nicht mehr. Ökonomen sind überrascht und versuchen Erklärungen.
04.04.2023 09:48
Aktualisiert: 04.04.2023 09:48
Lesezeit: 2 min
Deutsche Exporte steigen überraschend stark an
Schiffe liegen am Container-Terminal Bremerhaven. Die deutschen Exporte sind überraschend stark gestiegen. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

Die deutschen Unternehmen haben ihre Exporte im Februar wegen der starken Nachfrage aus den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China so stark gesteigert wie seit zehn Monaten nicht mehr. Ihre Ausfuhren wuchsen um 4,0 Prozent zum Vormonat auf 136,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das ist das größte Plus seit April 2022. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Wachstum von 1,6 Prozent gerechnet, nachdem es im Januar bereits einen Anstieg von 2,5 Prozent gegeben hatte. Die Importe legten sogar um 4,6 Prozent auf 120,7 Milliarden Euro zu, nachdem sie zuvor fünf Monate in Folge geschrumpft waren.

"Das Exportgeschäft profitiert von den besser funktionierenden Lieferketten und der Öffnung der chinesischen Wirtschaft", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Der Außenhandel könnten also einen schwachen privaten Konsum und die leidende Bauwirtschaft etwas kompensieren." Dies wiederum spreche für eine lediglich milde Rezession in Deutschland.

Deutsche Exporte überraschend stark, Lieferketten funktionieren besser

Die Ausfuhren in die EU-Staaten nahmen im Februar um 2,0 Prozent zum Vormonat auf 73,9 Milliarden Euro zu. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 14,0 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 9,4 Prozent. Die Exporte nach China legten sogar um 10,2 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro zu. "Dies legt bestes Zeugnis dafür ab, dass die deutsche Exportwirtschaft vom Wegfall der Corona-Beschränkungen in China profitiert", sagte Ökonom Gitzel. Die Lieferungen nach Großbritannien legten um 2,5 Prozent zu auf 6,3 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in die Russische Föderation brachen dagegen um 14,3 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro, die Importe von dort um 67,2 Prozent auf 0,3 Milliarden Euro.

Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist derzeit so gut wie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor über einem Jahr nicht mehr, was für einen anhaltenden Aufwärtstrend spricht. Das Barometer für deren Exporterwartungen stieg im März um 0,5 auf plus 4,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Unternehmensumfrage ermittelte.

"Der Exportnachfrage fehlt noch etwas der Schwung", schränkte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, aber ein. Im Februar 2022 habe der Wert mit 15,6 Punkten fast viermal so hoch gelegen. "Die Bäume werden aber kaum in den Himmel wachsen", warnte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Wegen der wachsenden Spannungen zwischen den Großmächten könnte das globale Umfeld bald ruppiger werden", fügte er mit Blick auf das angespannt Verhältnis zwischen den USA und China hinzu. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...