Finanzen

Bank of Japan will lockere Geldpolitik fortsetzen

Der neue Chef der Bank of Japan hat eine Fortführung der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Erst wenn die Inflation wieder unter Kontrolle sei, werde es eine Abkehr geben – doch danach sieht es derzeit nicht aus.
24.04.2023 13:24
Aktualisiert: 24.04.2023 13:24
Lesezeit: 2 min
Bank of Japan will lockere Geldpolitik fortsetzen
Kazuo Ueda (M), neuer Zentralbankchef der Bank of Japan, spricht zu Journalisten nach einem Treffen mit dem japanischen Premierminister Kishida in der offiziellen Residenz des Premierministers. (Foto: dpa) Foto: Kimimasa Mayama

Der neue Chef der japanischen Notenbank, Kazuo Ueda, hat wenige Tage vor der nächsten Zinssitzung eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Die Inflationsprognosen müssten ziemlich stark sein und die Teuerung im kommenden Jahr nahe zwei Prozent liegen, um an der Kontrolle der Zinskurve (Yield Curve Control) zu schrauben, sagte Ueda dem japanischen Parlament.

Japans Inflationsrate werde bald ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder unter das Ziel der Bank of Japan (BoJ) von zwei Prozent fallen, sagte Ueda. Das nächste zweitätige Zinstreffen der Yen-Wächter ist bereits an diesem Donnerstag und Freitag. Es ist Uedas erste Zinssitzung seit der Amtsübernahme.

BoJ sitzt auf riesigen ETF-Beständen

„Gegenwärtig liegt die Trendinflation unter zwei Prozent, so dass wir die geldpolitische Lockerung beibehalten müssen“, sagte Ueda den Abgeordneten. „Aber wenn die Trendinflation voraussichtlich zwei Prozent erreichen wird, muss die BoJ ihre Geldpolitik normalisieren.“

Zwar reichten Unternehmen gestiegene Importkosten stärker als erwartet an die Verbraucher weiter, die Inflation werde aber wahrscheinlich bald ihren Höhepunkt erreichen. In der zweiten Hälfte des Fiskaljahres, das im März 2024 endet, werde sie dann voraussichtlich unter das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank sinken.

Bei ihrer Yield Curve Control (YCC) peilt Japans Notenbank Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an. Wie sich die BOJ von der YCC verabschieden könnte, ließ der seit wenigen Wochen amtierende Notenbankchef offen.

„Im Moment kann ich nicht sagen, wie dies geschehen könnte.“ Das werde von der Konjunktur, dem Inflationspfad und vielen weiteren Faktoren abhängen. Eine zentrale Frage wird Experten zufolge sein, wie die BoJ ihre riesigen Bestände an börsengehandelten Fonds (ETFs) abbauen kann, die sie im Zuge ihrer massiven Wertpapierkäufe zur Ankurbelung der Inflation aufgebaut hat.

Ökonomen erwarten mehrheitlich Fortsetzung des Kurses

Insider, die mit den Überlegungen der Notenbank vertraut sind, gehen für die Zinssitzung in dieser Woche davon aus, dass die Währungshüter wahrscheinlich die Füße still halten werden. Zwar stiegen die Löhne an und es baue sich Inflationsdruck auf, die BoJ stehe aber nicht unter Zugzwang gegenzusteuern, argumentierten sie. Denn das Wachstum im Ausland schwäche sich ab und es sei zudem unsicher, ob das Lohnplus auch im nächsten Jahr beibehalten werden kann.

Dies deckt sich auch mit den Erwartungen der Ökonomen. Fast 90 Prozent der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte gingen zuletzt davon aus, dass die BoJ diese Woche an ihrem Kurs nicht rütteln wird. Nur drei von 27 Volkswirten sagten, dass die BoJ bereits mit der Rücknahme der geldpolitischen Konjunkturstimulierung beginnen wird, elf Ökonomen oder 41 Prozent rechnen damit erst auf der Juni-Sitzung. Die Umfrage fand zwischen dem 12. und 19. April statt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...