Der Kauf einer Immobilie ist immer eine sehr große Entscheidung, besonders in dem jetzigen Markt gekennzeichnet von steigenden Zinsen und hoher Inflation. Die eigene finanzielle Situation muss gut überprüft werden, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wie wirken sich die steigenden Zinsen auf den Wohnungsmarkt aus und welche Möglichkeiten gibt es, trotz hoher Zinsen, eine Immobilie gut zu finanzieren?
Effekt steigender Zinsen und hoher Inflation auf den Markt
Auf einer Veranstaltung, die vor kurzem von der Hypovereinsbank im Rahmen der „Ladies Finance“ Reihe zum Thema Immobilien organisiert wurde, wies Jana Heeg-Rupprecht, HypoVereinsbank Head of Product & Sales Strategy, daraufhin, dass der Immobilienmarkt sich auch nach Aufbruch der Pandemie als sehr Krisen-resilient erwiesen hat. Immobilien-Nachfragen waren weiterhin hoch auf dem Mieter- und auf dem Käufer-Markt. Erst die Zinsanstiege im letzten Jahr haben die hohe Preisentwicklung im Markt zum Abflachen gebracht.
Heeg-Rupprecht sagte, es war wichtig zu erkennen, dass diese Preisdynamik nicht spekulativ getrieben war, sondern auf Grund hoher Nachfrage, zum Teil wegen des Niedrigzinsumfelds. „Aktuell sehen wir, dass sich die Nachfrage auf Grund der gestiegenen Zinsen abschwächt und der Käufer und der Verkäufer sich nicht richtig finden, das heißt der Verkäufer hat noch nicht so richtig diese Not zu verkaufen und der Käufer wartet auf günstige Zinsen“.
„Jetzt ist die spannende Frage: Wann begegnen sich die beiden? Wir gehen davon aus, dass sich die Preise moderat anpassen werden im Laufe der Zeit auf einem hohen Niveau, mit einem Rückgang von ungefähr 10 bis 15 Prozent“, so Heeg-Rupprecht.
Komplexer Markt
Wealthcap Head of Sales & Customer Management Kristina Mentzel sagte, obwohl es wegen Zinssteigerungen und der hohen Inflation tatsächlich eine Zurückhaltung bei Wohnimmobilien-Investments gäbe, war die Situation komplex. „Immobilie ist im aktuellen Umfeld nicht gleich Immobilie. Wir sehen nach wie vor eine hohe Nachfrage bei Gewerbeimmobilien und Büroimmobilien in den Top A-Städten, und auch bei Wohnimmobilien in den Top-A Städten gibt es Nachfrage“. Man müsse sich den Markt daher ganz genau anschauen, denn eine Pauschalantwort zu der Frage, „Ist das Investment in Immobilienkauf in Zeiten steigender Zinsen schwierig“ gäbe es nicht.
Gute Finanzierungs-Optionen trotz steigender Zinsen
Zinssätze sind rasant gestiegen und haben sich seit Anfang 2022 vervierfacht. Blicke man sehr, sehr lange zurück, sind sie immer noch auf einem niedrigen Niveau, aber auch nicht mehr so niedrig wie in den letzten Jahren, sagte Heeg-Rupprecht. Bei einem Netto-Darlehnsbetrag von Euro 200.000 bedeutet das zum Beispiel eine Erhöhung der Bauzinsen um 1 Prozentpunkt Mehrkosten von 2.000 Euro pro Jahr. „Da muss man sich natürlich überlegen, wie man sich positioniert, und wir empfehlen unseren Kunden die Finanzierungsstruktur anzupassen.“
Heeg-Rupprecht zufolge gibt es verschiedene Möglichkeiten sich diesen Marktbedingungen anzupassen:
- Zum Beispiel ein höherer Eigenmitteleinsatz, um in niedrigere Bilanzausläufe zu kommen, und damit einen niedrigeren Zinssatz zu bekommen
- Die Tilgung zu reduzieren, weil man jetzt über den erhöhten Zinssatz den Zinseszinseffekt deutlich stärker spürt. Die reduzierte Tilgung führt nicht nur dazu, dass die monatliche Rate besser tragbar ist, sondern dass auch die Gesamtlaufzeit eines Darlehns trotzdem in einem vernünftigen Rahmen bleibt.
- Andere Möglichkeiten sind alternative Absicherungen wie zum Beispiel Bausparpläne, ein Markt der aktuell eine Renaissance erlebt.