Weltwirtschaft

China senkt Leitzinsen

Lesezeit: 2 min
15.06.2023 12:38  Aktualisiert: 15.06.2023 12:38
China lockert seine Geldpolitik, um den Aufschwung nach der Corona-Krise zu beschleunigen. Anders als der Westen hat das Land bisher nur eine geringe Inflation.
China senkt Leitzinsen
Bauarbeiten an der Longmen-Brücke. China senkt die Zinsen, um die Konjunktur im Land zu beschleunigen. (Foto: dpa)
Foto: Zhou Hua

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas Wirtschaft kommt bei der Aufholjagd nach der Corona-Krise nicht mehr so schnell voran und erhält Schützenhilfe von der Notenbank. Sie kappte am Donnerstag den Referenzzins für einjährige Darlehen an einige Finanzinstitute (MLF) auf 2,65 von zuvor 2,75 Prozent. Die Zentralbank in Peking drehte damit erstmals seit zehn Monaten an diesem Schlüsselsatz. Damit sollen die Kreditkosten für Firmen gedrückt werden. Nächste Woche könnten weitere Schlüsselzinsen gesenkt werden. Hintergrund der Lockerungsmaßnahmen ist die schleppende Konjunkturerholung.

Die Industrieproduktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg zwar im vergangenen Monat um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie aus Daten des Nationalen Statistikamtes hervorgeht. Doch ist dies die niedrigste Zuwachsrate seit Februar. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Wert von 3,6 Prozent gerechnet, nach 5,6 Prozent im April. Auch bei den Einzelhändlern wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Im Jahresvergleich legten deren Umsätze im Mai um 12,7 Prozent zu. Im Vormonat hatten sie noch einen Anstieg von 18,4 Prozent verzeichnet. Analysten hatten mit einem Plus von 13,6 Prozent gerechnet.

"Alle bisherigen Daten signalisieren übereinstimmend, dass die wirtschaftliche Dynamik nachlässt", sagte Zhiwei Zhang, Präsident vom Vermögensverwalter Pinpoint Asset Management. Experten verweisen zudem darauf, dass die Zahlen vom Mai durch den Vorjahresvergleich mit sehr schwachen Basiswerten aus der Zeit der Corona-Lockdowns stark verzerrt sein dürften. Die schwächelnde Nachfrage im In- und Ausland erhöht den Druck auf die Führung in Peking, die holprige wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie weiter zu stärken.

Die Zentralbank hatte bereits am Dienstag die kurzfristigen Zinsen gekappt. Der Schlüsselsatz für das sieben Tage laufende sogenannte Reverse-Repo-Geschäft wurde auf 1,9 von 2,0 Prozent gesenkt. Bei dem Bieterverfahren kauft die Zentralbank Wertpapiere von Geschäftsbanken unter der Maßgabe, diese später wieder zurückzuverkaufen.

An den Finanzmärkten wird erwartet, dass auch der Schlüsselsatz LPR (Loan Prime Rate), der zur Festlegung der Verbraucherkredit- und Hypothekenzinsen dient, am kommenden Dienstag gesenkt wird. Die meisten Kredite in China basieren auf dem einjährigen LPR-Zins, der Schlüsselzins für fünfjährige Darlehen beeinflusst die Hypotheken. Der Preisauftrieb in China ist angesichts der stockenden Erholung nach der Corona-Pandemie sehr schwach und lässt geldpolitische Lockerungsmaßnahmen sinnvoll erscheinen, während in den USA und der Euro-Zone angesichts der anhaltenden Inflationsgefahr die Zeichen wohl weiter auf Zinserhöhung stehen. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...