Immobilien

US-Mietmarkt korrigiert nach rasantem Aufstieg

Die Mieten in großen Städten werden auf Jahresbasis zum zweiten Mal seit der Finanzkrise stark sinken. Millionen von Mietern freuen sich. Doch Investoren schlafen derzeit schlecht.
29.06.2023 09:26
Aktualisiert: 29.06.2023 09:26
Lesezeit: 2 min
US-Mietmarkt korrigiert nach rasantem Aufstieg
Für US-Mieter, wie etwa in New York, verschiebt sich der Markt zu ihren Gunsten. (Foto: iStock.com/deberarr) Foto: deberarr

Nach einem beispiellosen starken Anstieg verliert der US-Mietmarkt schnell an Fahrt. Damit dürfte sich der Markt erstmals seit Jahren zugunsten der Mieter verschieben.

Der Wall Street Journal (WSJ) zufolge sind die Angebotsmieten für Neuvermietungen in den 12 Monaten bis Mai nur noch um knapp zwei Prozent gestiegen, während Mieten vor einem Jahr noch um zweistellige Werte hochgeschossen sind.

Dieser Rückgang steht im starken Gegensatz zu Deutschland, wo steigende Mieten und ein immer kleineres Angebot an Mietwohnungen - besonders in den Metropolen - heißt, dass für viele die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zu einem Wettlauf gegen die Zeit wird.

Potenzielle Probleme für Investoren

Die Korrektur im US-Markt, der stärkste Rückgang gegenüber einem Jahr in der jüngeren Geschichte des Mietmarkts dort, wird Millionen von Mietern Erleichterung verschaffen und könnte auch zur Beruhigung der hohen Inflation in den USA beitragen. Die Inflationsrate liegt immer noch weit über dem Ziel der US Federal Reserve. Ökonomen warnen, dass sie weiterhin noch stärker sein könnte als von den Finanzmärkten erwartet wird.

Ein jahrelanger Mietrückgang wäre jedoch ein potenzielles Problem für die vielen Investoren, die große Kredite aufgenommen haben, um Gebäude zu kaufen, hieß es in der WSJ. Viele Anleger sind davon ausgegangen, dass der Mietmarkt weiter steigen würde, und müssen sich jetzt mit einem schwächeren Markt und sinkenden Immobilienwerten auseinandersetzen.

Mehr Neubauten, mehr Mieter-Auswahl

Einige der Hauptgründe für die lang erwartete Korrektur ist eine historisch hohe Anzahl von Neubauten, die zu erheblich mehr Wettbewerb unter Vermietern geführt hat. „Mieter, die vor einer Vertragsverlängerung stehen, haben plötzlich viel mehr Möglichkeiten“, so Jay Parsons, Ökonom bei Immobilientechnologie-Firma RealPage. Vermieter würden wahrscheinlich ihre Neuvermietungs-Raten senken, um zu verhindern, dass derzeitige Mieter kündigen, fügte er hinzu.

Der Mietrückgang auf dem US-Markt folgt den jüngsten Preisrückgängen auf dem Wohnungsmarkt. Der landesweite Medianpreis für bestehende Häuser fiel im April um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr - der größte Preisrückgang im Jahresvergleich seit mehr als 11 Jahren.

In Deutschland sind die Preise für Wohnimmobilien im ersten Quartal im Rekordtempo gefallen. Hauspreise sanken um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vor Kurzem mitteilte - der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.

Auch dem Bau gehen langsam die Aufträge aus: Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der reale - der preisbereinigte - Auftragseingang im April um 10,3 Prozent. Für den gesamten Zeitraum von Januar bis April ergibt sich mittlerweile ein realer Ordereinbruch von 16,9 Prozent.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräfte von morgen fehlen: Zahl der Azubis in Deutschland sinkt weiter
10.11.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland steht unter Druck: Immer weniger junge Menschen beginnen eine Lehre, während viele...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt zieht an: Preise für Wohnungen und Häuser steigen kräftig
10.11.2025

Die Preise für Immobilien in Deutschland steigen wieder spürbar – besonders in den Metropolen. Laut aktuellen Zahlen des Verbands...

DWN
Politik
Politik EU-Budgetstreit: Von der Leyen legt nach und bietet Parlament Zugeständnisse an
10.11.2025

Angesichts wachsender Kritik am Entwurf für den nächsten langfristigen EU-Haushalt versucht Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen,...

DWN
Immobilien
Immobilien Pelletheizung: Effizient Heizen mit Holz in alten und modernen Häusern
10.11.2025

Holz gilt seit Jahrhunderten als klassischer Brennstoff und erlebt im Zuge der Energiewende ein Comeback. Moderne Technik und staatliche...

DWN
Politik
Politik US-Haushaltskrise: Senat ebnet Weg für mögliches Ende des Shutdowns
10.11.2025

In den USA spitzt sich der Regierungsstillstand spürbar zu: Beamte bleiben ohne Gehalt, soziale Hilfen geraten ins Stocken und an den...

DWN
Technologie
Technologie Drohnenkameras: Wie Litauen Europa im Verteidigungswettlauf herausfordert
10.11.2025

Ein kleines Start-up aus Litauen greift die globale Drohnenmacht China an. Luna Robotics entwickelt Nachtsichtsysteme, die Drohnen zu...

DWN
Politik
Politik Klimakonferenz im Amazonasgebiet: Erwartungen an ein Treffen unter Hochdruck
10.11.2025

Zehn Jahre nach dem historischen Pariser Klimaabkommen zeigt sich deutlicher denn je, wie sehr die Welt mit der wachsenden Erderwärmung...

DWN
Politik
Politik Wagenknechts Zukunft im BSW: Parteiführung stellt Weichen
10.11.2025

Vor knapp zwei Jahren wagte Sahra Wagenknecht den Schritt zu einer eigenen politischen Kraft. Nun kündigt die BSW-Gründerin an, ihre...