Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im ersten Quartal im Rekordtempo gefallen. Sie sanken um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag weiter mitteilte. Dies war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.
Im Vergleich zum 4. Quartal 2022 waren Wohnimmobilien im ersten Quartal durchschnittlich 3,1 Prozent günstiger. "Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte weiterhin eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein", erklärten die Wiesbadener Statistiker.
Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen waren deutliche Preisrückgänge zu verzeichnen, wobei diese in den Metropolen stärker ausfielen als auf dem Land. Die größten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal waren laut Destatis in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf zu beobachten. Hier verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 10,4 Prozent, für Wohnungen wurde 6,4 Prozent weniger gezahlt.
"DEM BAU GEHEN SO LANGSAM DIE AUFTRÄGE AUS"
Destatis-Daten zeigen überdies, dass das Bauhauptgewerbe zu Beginn des zweiten Quartals mit massivem Auftragsschwund zu kämpfen hatte: Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der reale - also preisbereinigte - Auftragseingang im April um 10,3 Prozent. Für den gesamten Zeitraum von Januar bis April ergibt sich mittlerweile ein realer Ordereinbruch von 16,9 Prozent.
"Dem Bau gehen so langsam die Aufträge aus. Der aktuelle Auftragsbestand wird von den Bauunternehmen noch sukzessive abgebaut, es kommt aber immer weniger nach", klagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller.
Nach wie vor leide insbesondere der Wohnungsbau unter dem kostenbedingten "Investitionsstreik" der privaten und gewerblichen Investoren. Hier sei der Auftragseingang im April preisbereinigt um 29,8 Prozent eingebrochen. Für die ersten vier Monate ergebe sich ein Minus von 34,6 Prozent. Bei einem Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen im gleichen Zeitraum von 27,3 Prozent sei das nicht verwunderlich. "Die fehlenden Aufträge von heute sind die fehlenden Wohnungen von morgen. Die schon jetzt zu beobachtende Knappheit wird sich somit noch deutlich verstärken", warnte Müller. (Reuters)