Weltwirtschaft

Erste Öl-Importeure zahlen in Gold und eigenen Währungen

Lesezeit: 2 min
30.06.2023 09:42  Aktualisiert: 30.06.2023 09:42
Der Weltmarkt für Öl ist in Bewegung geraten. Vermehrt begleichen Importeure ihre Rechnungen in eigenen Währungen. Auch ein Tauschhandel mit Gold existiert inzwischen.
Erste Öl-Importeure zahlen in Gold und eigenen Währungen
Im Ölgeschäft gibt es neuerdings einen Tauschhandel. (Bild: istockphoto.com/kodda)
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Ghana bezahlt seine Erdöl-Importe aus den Vereinigten Arabischen Emirate mit Gold. Wie die Zeitung Ghanaian Times berichtet, hat das afrikanische Land im Januar erstmals Gebrauch von dem Tauschhandel gemacht.

Demnach beglichen die Behörden Öl-Importe im Umfang von 40.000 metrischen Tonnen mit Gold. Das Geschäft hatte Medienberichten zufolge einen Tauschwert von etwa 40 Millionen US-Dollar.

„Struktureller Wandel“

Ghanas Vize-Präsident Alhaji Mahamudu Bawumia hatte den Tauschhandel im November vergangenen Jahres bekanntgegeben. Das Ziel bestehe darin, den Wechselkurs der ghanaischen Landeswährung Cedi zu stabilisieren und die Kosten für Energieprodukte zu senken.

„Wenn wir ihn so implementieren wie geplant, wird der Tauschhandel unsere Zahlungsbilanz fundamental verändern und die fortwährende Abwertung unserer Währung reduzieren“, sagte Bawumia. „Der Tauschhandel Gold gegen Öl repräsentiert einen großen strukturellen Wandel.“

Bloomberg zitierte allerdings kurz darauf einen Repräsentanten der Ölgesellschaft der Emirate, wonach es sich dabei um eine Falschmeldung handeln soll. Wie das Mitte Januar getätigte Geschäft aber zeigt, funktioniert der Tauschhandel zwischen beiden Staaten aber offenbar.

Minen sollen Gold verkaufen

Ghanas Regierung kündigte im November 2022 zudem an, dass große Goldminenbetreiber ab dem Jahr 2023 20 Prozent ihrer Produktion an die Zentralbank verkaufen sollten, um eine strategische Goldreserve aufzubauen, welche unter anderem auch für den Einkauf von Öl und Treibstoffen genutzt werden kann.

Ghanas Zentralbank rechnet damit, künftig monatlich etwa 160.000 Unzen Feingold abzugeben, um etwa 50 Prozent des monatlichen Ölbedarfs des Landes in Gold zu begleichen. Eine Feinunze wiegt 31,1 Gramm.

The Africa Report berichtete im Mai diesen Jahres, dass die Zentralbank bis März zu diesem Zweck mehr als 60.000 Unzen Gold im Wert von 97 Millionen US-Dollar von einheimischen Minen gekauft hatte.

Einige Beobachter erwarten mit Blick auf diese Zahlen, dass sich der Tauschhandel nicht lange wird aufrechterhalten lassen, weil Ghanas Goldreserven dafür zu gering seien.

Das Portal Ghana Web berichtete im Februar überdies, dass die Chamber of Bullion Traders – der Interessenverband der Goldindustrie des Landes – vor den Folgen des Tauschhandels warnte. Dieser gefährde die Existenz ghanaischer Minen und die gesamte Exportfähigkeit der Branche.

Ghanas Zentralbank tritt dieser Ansicht entgegen. Demnach könne man genug Edelmetall erwerben, um den Mechanismus langfristig zu sichern.

Ghana verfügt über eigene Goldminen und Erdöl-Vorkommen. Seitdem aber die einzige Raffinerie des Landes im Jahr 2017 infolge einer Explosion geschlossen ist, ist das Land auf Importe von Öl-Derivaten wie Benzin oder Diesel-Kraftstoff angewiesen, schreibt Al Jazeera.

Kenia bezahlt Öl in Schilling

Neben Ghana fällt derzeit noch ein anderes afrikanisches Land mit einer Abkehr vom Dollar im Ölgeschäft auf – Kenia.

Der ostafrikanische Staat verhandelte im März mit drei arabischen Ölkonzernen eine Abmachung, wonach Öl und Ölprodukte wie beispielsweise Treibstoffe in kenianischen Schilling anstatt in Dollar bezahlt werden müssen. Zudem gibt es ein neunmonatiges Zahlungsmoratorium, welches um weitere sechs Monate verlängert werden kann.

Bei den arabischen Partnern handelt es sich um Saudi-Arabiens Gesellschaft Saudi Aramco, die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) und die Emirates National Oil Company (Enoc).

Aramco sagte in diesem Zusammenhang monatlich zwei Lieferungen von Diesel-Kraftstoff zu. Adnoc steuert zwei Diesel-Ladungen und eine Kerosin-Lieferung zu, während Enoc drei Mal pro Monat Benzin liefern wird, wie Peoples Gazette berichtet.

Mit der Umstellung der Bezahlmodalitäten auf Schilling will Nairobi den starken Druck von der Landeswährung nehmen. Ebenso wie im Falle Ghanas hatten die Leitzinserhöhungen der US-amerikanischen Notenbank dazu geführt, dass in großem Stil Dollar aus Übersee abgezogen und in den USA reinvestiert werden. Dies hat die Währungen der vom Liquiditätsabzug betroffenen Länder verbilligt und die Importe von traditionell in Dollar abgerechneten Energieprodukten massiv verteuert.

Bislang bezahlte Kenia seine Energie-Einfuhren in US-Dollar. Das Land führte in der Vergangenheit Öl und Ölprodukte im monatlichen Gesamtwert von etwa 500 Millionen US-Dollar ein.


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