Finanzen

Afrikaner wollen Handel zunehmend in eigenen Währungen abwickeln

Afrikanische Länder haben einen Mechanismus zur Abwicklung des kontinentalen Handels in eigenen Währungen aufgelegt. Die Stimmen, die nach mehr Unabhängigkeit rufen, nehmen zu - werden Dollar und Euro an Einfluss auf dem Kontinent verlieren?
27.06.2023 15:02
Aktualisiert: 27.06.2023 15:02
Lesezeit: 2 min
Afrikaner wollen Handel zunehmend in eigenen Währungen abwickeln
In Afrika entsteht eine Alternative zu SWIFT. (Bild: istockphoto.com/ivanoel28) Foto: ivanoel28

Die Afrikanische Import- und Exportbank (Afreximbank) hat im Januar 2022 einen pan-afrikanischen Mechanismus zur Abwicklung des Handels mit eigenen Währungen vorgestellt.

Bei dem „Pan-African Payment and Settlement System“ (PAPSS) handelt es sich um eine zentrale Finanzmarktstruktur für reibungslose, sichere und effiziente Transaktionen über die Grenzen der afrikanischen Staaten hinweg. Die Plattform wurde von der Afrikanischen Import- und Exportbank zusammen mit der Afrikanischen Union entwickelt.

Im Rahmen von PAPPS sind Zentralbanken, Geschäftsbanken, Zahlungsabwickler und Fintech-Unternehmen aus Afrika miteinander verbunden.

Die Afrikanische Union bezeichnet das System als „Alternative zu gegenwärtig teuren und langwierigen Beziehungen zu Korrespondenzbanken“, um den innerafrikanischen Handelsverkehr durch ein „einfaches, günstiges und sicheres Clearing- und Verrechnungssystem“ zu ermöglichen.

„Ob für Online-Einkäufe, Überweisungen, Lohnauszahlungen, den Handel mit Aktien oder Geschäftstransaktionen – die Echtzeit-Infrastruktur von PAPSS ermöglicht eine zuverlässige und kosteneffiziente Antwort für Sofortzahlungen“, schreibt die Organisation weiter.

Wie aus Daten der Homepage von PAPSS hervorgeht, beteiligten sich derzeit neun Zentralbanken und 41 Geschäftsbanken an dem Netzwerk, welchem sich bis Ende 2024 alle Zentralbanken des Kontinents und bis Ende 2025 alle afrikanischen Geschäftsbanken anschließen sollen.

Bei den neun Zentralbanken handelt es sich um die Notenbanken von Nigeria, Ghana, Liberia, Guinea, Gambia, Sierra Leone, Dschibuti, Simbabwe und Sambia.

Im April des laufenden Jahres schlossen PAPSS sowie die Afrikanische Börsenassoziation (ASEA) in Simbabwe eine Vereinbarung, um grenzüberschreitende Zahlungen in Afrikas Kapitalmarktstrukturen zu forcieren.

Mehr Unabhängigkeit

Die Etablierung von PAPSS macht die daran teilnehmenden afrikanischen Banken und sonstige Finanzmarktteilnehmer unabhängiger von Strukturen in Nordamerika und Europa.

Die verstärkte Nutzung eigener Währungen verringert das Gewicht von Dollar und Euro im innerafrikanischen Handel. Zudem wird die Abhängigkeit von Clearingbanken in Übersee und dem in Belgien ansässigen SWIFT-System und dessen Strukturen verstärkt.

„Lange Zeit hatten Investoren, die in Afrika Geschäfte tätigen, mit der Durchführung und Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen zu kämpfen. Zahlungen dauern lange, sind teuer, da das bestehende Umfeld den Einsatz von Korrespondenzbanken außerhalb des Kontinents erfordert, und erfolgen in Fremdwährungen (USD oder Euro). Aus diesem Grund haben die African Export and Import Bank (Afreximbank) und das Sekretariat der African Continental Free Trade Area (AfCFTA) PAPSS entwickelt, das sofortige grenzüberschreitende Zahlungen in lokaler Währung ermöglicht“, schreibt die Afrikanische Export- und Importbank in einer Pressemitteilung.

Kenia hinterfragt Rolle des Dollar

Kenias Präsident William Samoei Ruto hatte Mitte Juni die weltweite Dominanz der amerikanischen Währung hinterfragt und die Afrikaner aufgefordert, im Handelsverkehr verstärkt auf eigene Währungen zurückzugreifen.

Bei einer Rede vor dem Parlament von Dschibuti sagte Ruto: „Warum ist der US-Dollar Teil des Handelsverkehrs zwischen Dschibuti und Kenia? Warum ist es für uns notwendig, die Dinge, die wir in Dschibuti kaufen, in Dollar zu bezahlen? Warum? Dafür gibt es keinen Grund“, zitiert Schiffgold den kenianischen Regierungschef.

Ruto betont, dass er an sich nichts gegen den Dollar habe, man wolle aber freier über die Konditionen des eigenen Handels entscheiden können.

Ruto wies dabei auch auf das PAPSS hin und verlieh diesem seine Unterstützung. Die Umgehung des „Mittelmannes“ Dollar werde dazu führen, dass sich Afrikas Geschäftsleute auf den Transport von Waren und die Erbringung von Dienstleistungen konzentrieren und die „knifflige Aufgabe der Währungsgeschäfte der Afreximbank überlassen“ könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Medienkrieg: Warum Paramount Skydance das Netflix-Angebot sprengt
10.12.2025

Ein Übernahmekampf erschüttert die US-Medienbranche, weil Paramount Skydance das vermeintlich entschiedene Rennen um Warner Bros....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen beendet Fahrzeugproduktion: Umbaupläne für Gläserne Manufaktur in Dresden
10.12.2025

Die VW-Fahrzeugproduktion in Dresden endet aus wirtschaftlichen Gründen nach mehr als 20 Jahren. Über die Zukunft des ehemaligen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...