Politik

Globale Steuerreform für Unternehmen: G20 diskutiert über Übergewinnsteuer

G20-Gastgeber Indien will bei dem Treffen mehr Steuereinnahmen für Schwellenländer durchsetzen. Die geplante globale Steuerreform stockt, weil die USA sich querstellen.
16.07.2023 19:52
Aktualisiert: 16.07.2023 19:52
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Globale Steuerreform für Unternehmen: G20 diskutiert über Übergewinnsteuer
Janet Yellen, Finanzministerin der USA, und Ajay Banga, Präsident der Weltbank.Yellen ist in Indien, um am dritten G20-Treffen der Finanzminister und Zentralbankgouverneure (FMCBGs) vom 17. bis 18. Juli unter indischem G20-Vorsitz teilzunehmen. Der deutsche Vertreter, Finanzminister Christian Lindner, nimmt nicht teil. (Foto: dpa) Foto: Ajit Solanki

Indien will bei den anstehenden Beratungen der Finanzminister aus den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) einen eigenen Vorschlag für mehr Steuergerechtigkeit durchsetzen. Indischen Regierungsvertretern zufolge sollen weltweit tätige Konzerne einen größeren Anteil ihrer Steuerzahlungen in Staaten entrichten, in denen sie „Übergewinne“ erzielen. Die seit längerem geplante globale Steuerreform stockt, weil eine Umsetzung in den USA nicht in Sicht ist. Außerdem kommen die Detailverhandlungen über die erste Säule der Reform, mit der Schwellenländer besser gestellt werden sollen, nicht richtig voran. Als zweite Säule ist eine weltweite Mindeststeuer von 15 Prozent für größere Firmen vorgesehen. Einige Experten fürchten, dass das gesamte Projekt, auf das sich knapp 140 Staaten verständigt hatten, vor dem Kollaps steht.

Den indischen Regierungsvertretern zufolge wird das Thema am Montag und Dienstag beim G20-Treffen in Gandhinagar im Nordwesten von Indien intensiv diskutiert. Indien wolle für sich und andere Massenmärkte ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen, sagten die Insider, ohne jedoch eine genaue Größenordnung zu nennen. Nach der bisherigen Vereinbarung geht es um Konzerne, die Jahresumsätze von mehr als 20 Milliarden Euro aufweisen. Übergewinne werden unterstellt, wenn das jährliche Gewinnwachstum bei mehr als zehn Prozent liegt. Auf diese Übergewinne wird dann eine Sondersteuer von 25 Prozent fällig, die unter mehreren Ländern aufzuteilen ist.

Lindner nimmt nicht teil

Weitere Themen beim G20-Treffen, an dem Bundesfinanzminister Christian Lindner nicht teilnehmen wird, sind mehr Kredithilfen für Entwicklungsländer, der Umgang mit überschuldeten Staaten sowie die Regulierung von Kryptowährungen. Indischen Regierungsvertretern zufolge wird es bei der Bewertung des russischen Angriffs auf die Ukraine erneut keinen Konsens geben. Streitigkeiten darüber hatten die jüngsten Treffen überschattet.

US-Finanzministerin Janet Yellen ist dagegen vor Ort in Gandhinagar. Sie sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz, sie sei erpicht darauf, enger mit China zusammenzuarbeiten, etwa bei Schuldenrestrukturierungen für ärmere Länder. Die Volksrepublik ist bei vielen hoch verschuldeten Staaten, etwa aus Afrika, der größte Gläubiger. Ihr jüngster Besuch in Peking habe geholfen, die angespannten Beziehungen der beiden weltgrößten Volkswirtschaften auf ein stärkeres Fundament zu stellen. „Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns.“ Es gebe weiterhin Bedenken wegen unfairer Handelspraktiken Chinas.

Der US-Klimabeauftragte John Kerry traf unterdessen am Sonntag zu einem mehrtägigen Besuch in China ein. Es ist der jüngste Besuch eines hochrangigen US-Vertreters binnen weniger Wochen. Die beiden Länder liefern sich bereits seit längerem einen Handelsstreit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Die Börse akzeptiert kein Chaos: Warum Trump zur Randnotiz wird
24.08.2025

Donald Trump kann mit seinen Zollfantasien für Schlagzeilen sorgen – doch die Börse hat genug vom Chaos. Während Märkte den...

DWN
Technologie
Technologie Gehirnimplantate: OpenAI-Gründer Sam Altman fordert Elon Musk im Neurotech-Wettlauf heraus
24.08.2025

Vom Gedanken aus eine E-Mail schreiben oder ein 3D-Modell entwerfen – was vor wenigen Jahren noch Science-Fiction war, wird Realität....

DWN
Technologie
Technologie Nukleare Transmutation: Atommüll für die Energiegewinnung – Lösung für die Energiewende?
24.08.2025

Hochradioaktiver Atommüll bleibt über Jahrtausende gefährlich – und bringt die Atommüll-Endlagersuche an ihre Grenzen. Doch ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Vergesellschaftungsrahmengesetz für Immobilien: Ist der Eigentumsschutz in Gefahr?
24.08.2025

In Berlin zeichnet sich ein Gesetz ab, das den Zugriff auf Immobilien und Unternehmen massiv erleichtern würde. Das sogenannte...

DWN
Technologie
Technologie KI-Frühwarnsystem: Hoffnung für hitzegestresste Apfelplantagen
24.08.2025

Sonnenbrand gefährdet die Apfelernte und stellt Obstbauern vor wachsende Herausforderungen. Steigende Temperaturen verschärfen das...

DWN
Technologie
Technologie Gelingt es diesmal? Musk-Rakete Starship vor wichtigem Test
24.08.2025

Elon Musks Mega-Projekt steht erneut vor einem entscheidenden Test: Die Musk-Rakete Starship soll ihren zehnten Flug antreten. Gelingt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Demografischer Wandel: Wie bewältigen wir die Produktivitätslücke?
24.08.2025

Der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung wird in Deutschland deutlich abnehmen. Deshalb muss die Arbeitsproduktivität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zollschock: Warum deutsche Autos bald in Europa teurer werden
23.08.2025

Donald Trump zwingt Europas Autobauer mit Strafzöllen von bis zu 27,5 Prozent in die Defensive. Während Hersteller ihre Gewinnprognosen...