Wirtschaft

Chinas schwächelnde Wirtschaft zieht den Westen mit nach unten

Chinas Wirtschaft kommt auch nach Ende der Null-Covid-Politik nicht in Fahrt. Das bekommen zunehmend westliche Unternehmen zu spüren. Die Aufträge sind rückläufig und die Absätze brechen ein. Zieht China die Weltwirtschaft in die Rezession?
21.07.2023 16:41
Aktualisiert: 21.07.2023 16:41
Lesezeit: 3 min

Die maue wirtschaftliche Erholung in China treibt Unternehmen in Europa und Amerika Sorgenfalten auf die Stirn. Nach der Abkehr von der strikten Corona-Politik kommt die Konjunktur in der Volksrepublik langsamer als erwartet in Fahrt, was zahlreiche Firmen nun zu spüren bekommen.

„Die Öffnung Chinas nach der Null-Covid-Politik war in jeder Hinsicht enttäuschend“, bringt es Analyst Ross Mayfield vom US-Finanzdienstleister Baird auf den Punkt. „Das Zögern des Landes, die Nachfrage auf breiter Basis zu stimulieren, drückt auf die Stimmung.“

Für in China tätige Unternehmen seien das schlechte Nachrichten. Erste Spuren davon zeigen sich in den jüngsten Quartalsbilanzen von Firmen aus ganz verschiedenen Branchen – Industrie, Luxusgüter, Chips. Die Sorge vor dem, was da noch kommen könnte, nimmt zu.

China, weltweit die zweitgrößte Volkswirtschaft hinter den USA und lange Wachstumsmotor der globalen Konjunktur, machen maue Exporte, ein schwächelnder Konsum, der kriselnde Immobilienmarkt und eine rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit zu schaffen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni nur um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. In der gerade angelaufenen Bilanzsaison, in der die Unternehmen Zahlen für genau diesen Zeitraum vorlegen, ist das schwache China-Geschäft bereits ein großes Thema.

Aufträge aus China sind rückläufig

So berichtete der Schweizer Industriezulieferer ABB über einen Einbruch der Bestellungen in China, seinem zweitgrößten Markt, um neun Prozent. Der finnische Aufzugbauer Kone verzeichnete wegen der nachlassenden Aktivität auf dem chinesischen Immobilienmarkt einen Auftragsrückgang von 13 Prozent.

Auch beim Schweizer Rivalen Schindler ging die Nachfrage nach neuen Aufzügen zurück. Der chinesische Markt macht bei Schindler rund 17 Prozent und bei Kone etwa ein Drittel des Umsatzes aus. Beim US-Techgiganten Apple schrumpften die Umsätze in der Volksrepublik im Märzquartal um 2,9 Prozent auf 17,8 Milliarden Dollar. Damit ging der Umsatz des wertvollsten Unternehmens der Welt in China stärker zurück als die Gesamteinnahmen, die um 2,5 Prozent schrumpften.

Auch die Luxusbranche hat sich mehr Nachfrageschub aus China gewünscht. Zwar zogen die Umsätze von Richemont, Swatch und Burberry in China kräftig an. Der Ausblick des Schweizer Uhren- und Schmuckkonzerns Richemont sei jedoch wegen der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik „irgendwie gemäßigt“ gewesen, hieß es bei den Analysten von Bernstein nach einer Telefonkonferenz mit dem Management. Nächste Woche legen der Louis-Vuitton-Konzern LVMH und die Gucci-Mutter Kering Zahlen vor.

Autobranche mit angezogener Handbremse

Für westliche Autobauer wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen wird das Klima auf dem weltgrößten Pkw-Markt ohnehin rauer. Einerseits tobt bei E-Autos ein ruinöser Preiskampf, den Tesla ausgelöst hat. Der US-Elektroautobauer will sich damit gegen aufstrebende Konkurrenten wehren. Die Rabattschlacht wird durch die Konjunkturschwäche angeheizt, weil die Hersteller bei sinkender Nachfrage um Marktanteile kämpfen. Im Juni schrumpften die Fahrzeugverkäufe in der Volksrepublik aufgrund der strauchelnden wirtschaftlichen Erholung zum ersten Mal seit mehreren Monaten.

Der deutsche Branchenverband VDA geht davon aus, dass die Marktschwäche in China vorerst anhalten wird: Der Trend einer abnehmenden Dynamik, der sich im Juni gezeigt habe, werde sich wegen des starken zweiten Halbjahres 2022 mit entsprechend hohen Vergleichswerten in den kommenden Monaten fortsetzen. Gleichwohl geht der VDA für 2023 von einem Wachstum des chinesischen Pkw-Marktes um drei Prozent aus.

Handelsstreit um Chips und Rohstoffe hält an

Zusätzlich zum schwächelnden Wirtschaftswachstum in China lassen die wachsenden Spannungen zwischen Peking und dem Westen bei vielen Unternehmen die Alarmglocken läuten, insbesondere im Bereich der Halbleiter. Die USA haben den Export von Hochleistungschips und von Maschinen zur Chipproduktion eingeschränkt, China führt im Gegenzug Exportkontrollen für bestimmte Rohstoffe ein, die für die Chipherstellung gebraucht werden.

Mit Spannung werden deshalb die für nächste Woche angekündigten Quartalsberichte des niederländischen Chipkonzerns NXP Semiconductors und des US-Konzerns Texas Instruments erwartet, sie gelten als Barometer für die Chipnachfrage. NXP macht 36 Prozent seines Umsatzes in China, Texas Instruments rund die Hälfte. Analysten erwarten bei beiden teils kräftige Umsatzrückgänge.

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