Politik

Niger: Nachbarstaaten drohen Putschisten mit Militärintervention

Nach dem Putsch in Niger droht die Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) mit einer gewaltsamer Intervention, wenn Präsident Mohamed Bazoum nicht binnen Wochenfrist wieder einsetzen.
30.07.2023 18:13
Aktualisiert: 30.07.2023 18:13
Lesezeit: 2 min
Niger: Nachbarstaaten drohen Putschisten mit Militärintervention
Marsch am Sonntag, zu dem Anhänger des Putschisten General Omar Tchiani aufgerufen haben. (Foto: dpa) Foto: Sam Mednick

Nach dem Militärputsch in Niger haben westafrikanische Partnerstaaten Wirtschaftssanktionen gegen das Land verhängt und mit einem gewaltsamen Einschreiten gedroht.

Bei einem Krisengipfel im Nachbarland Nigeria forderten Staaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) am Sonntag eine Wiedereinsetzung des nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum binnen Wochenfrist. Anderenfalls würden alle notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung der verfassungsgemäßen Ordnung des Ecowas-Mitglieds Niger getroffen. "Zu solchen Maßnahmen kann die Anwendung von Gewalt gehören", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Militärjunta in Niger warnte die Ecowas vor einer Intervention. Frankreich drohte Niger mit einem Eingreifen, wenn eigene Interessen verletzt würden.

Der Economic Community of West African States (Ecowas) gehören insgesamt 15 Staaten an. Am Sonntag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja verhängten Sanktionen ähneln denen, die - ohne große Wirkung - nach Staatsstreichen gegen die Mitgliedsländer Mali, Burkina Faso und Guinea verhängt worden waren. Demnach sollen alle Handels- und Finanzbeziehungen zu Niger ausgesetzt werden. Das Vermögen der Republik Niger bei Zentralbanken von Ecowas-Mitgliedern werde eingefroren. Gegen die Putschisten würden Finanz- und Reisesanktionen verhängt.

In Niger warnte die Militärregierung vor einer ausländischen Intervention. Bei dem Ecowas-Treffen solle ein Angriff beschlossen werden, sagte der Sprecher der Militärregierung, Amadou Abdramane, noch bevor die Zusammenkunft begonnen hatte. "Wir möchten Ecowas oder andere Abenteurer noch einmal daran erinnern, dass wir fest entschlossen sind, unser Heimatland zu verteidigen." Die am Freitag nach dem Sturz von Präsident Bazoum selbst ernannte Militärregierung unter General Abdourahamane Tiani rief zudem die Bürger der Hauptstadt Niamey zu Protesten gegen Ecowas auf.

Über tausend Unterstützer der Junta gingen daraufhin am Sonntag in Niamey auf die Straßen. Einige zogen auch vor die Botschaft der einstigen Kolonialmacht Frankreich. Einige warfen Steine gegen die Botschaft, riefen anti-französische Parolen und zeigten Transparente mit Aufschriften wie "Nieder mit Frankreich" und "Hinaus mit Frankreich". Nigrische Sicherheitskräfte drängten die Steinewerfer zurück.

Frankreich verurteilte den Gewaltausbruch und warnte vor einer Verletzung französischer Interessen. Jeglicher Angriff auf französische Staatsangehörige oder Interessen in Niger werde eine unverzügliche und strikte Reaktion Frankreichs nach ziehen, erklärte das Präsidialamt in Paris. Das Außenministerium forderte die Machthaber in Niger auf, die französische Botschaft nach internationalem Recht zu schützen.

Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt und erhält nach Angaben der Weltbank jährlich fast zwei Milliarden Dollar Entwicklungshilfe. Die Europäische Union und Frankreich haben die finanzielle Unterstützung bereits eingestellt. Die USA drohen, dies ebenfalls zu tun. Niger war bislang Partner Frankreichs sowie anderer europäischer Staaten und der USA bei der Bekämpfung islamistischer Extremisten in der west- und zentralafrikanischen Sahelzone. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Asylanträge: Deutschland nicht mehr Asyl-Spitzenreiter in Europa
07.04.2025

Im Februar wurde Deutschland bei der Zahl der Asylanträge in Europa erstmals von Frankreich übertroffen. Wie aus der in Nürnberg...

DWN
Politik
Politik Rohstoff-Deal: Ukraine sendet Delegation in die USA
07.04.2025

Die Ukraine wird bald ein Team nach Washington schicken, um über einen neuen Vertrag zu verhandeln, der den USA Zugang zu wichtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kommt eine Rückkehr ausländischer Firmen nach Russland?
07.04.2025

Nach der jüngsten Annäherung zwischen Kreml und Washington ist in Russland bereits von einem neuen Interesse westlicher Investoren die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU bietet den USA Deal für Freihandel mit Industriegütern an
07.04.2025

Die EU hat den USA einen neuen EU-Deal vorgeschlagen, der die vollständige Aufhebung der Zölle auf Industriegüter vorsieht. Trotz der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Gibt es ein politisches Argument, jetzt fallende Aktien zu kaufen?
07.04.2025

Die von Donald Trump angekündigten Handelszölle rufen bei Investoren Erinnerungen an die Pandemiezeiten wach, da die Aktien so stark...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Börsencrash 2025 weitet sich aus - DAX-Kurs im freien Fall
07.04.2025

Börsencrash zum Wochenstart: Der DAX-Kurs hat am Montagmorgen drastisch an Wert verloren und sackte zum Handelsbeginn um rund zehn Prozent...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktienkurs stürzt ab: Ein riskantes Spiel – warum Anleger jetzt besonders vorsichtig sein sollten
07.04.2025

Die Tesla-Aktie steht derzeit im Fokus der Börsenwelt, aber nicht aus den besten Gründen. Der Aktienkurs des Elektroautobauers hat in den...

DWN
Panorama
Panorama Milliardäre Forbes-Liste: Immer mehr Superreiche - wie Reiche trotz Krisen profitieren
07.04.2025

Superreiche trotz Inflation und Krisen noch reicher: Die Zahl der Superreichen ist in den vergangenen 20 Jahren steil angestiegen. Sogar...