Politik

Schwere Vorwürfe gegen Hunter: Eine Gefahr für Joe Biden?

Um US-Präsident Biden braut sich ein gewaltiger Skandal zusammen, Sohn Hunter gerät unter Druck. Dessen langjähriger Freund Devin Archer sagt plötzlich aus. Was bedeutet das für Joe Biden und die Präsidentschaft der Demokraten?
04.08.2023 17:05
Aktualisiert: 04.08.2023 17:05
Lesezeit: 4 min
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Kommt nun die Wende im Fall Hunter Biden? Der Sohn des amtierenden Präsidenten Joe Biden muss sich vor Gericht verantworten. Nach einem geplatzten Deal drohen zähe Verhandlungstage — und vielleicht sogar eine Wende zulasten der Biden-Familie. Denn der ehemalige Freund und Geschäftspartner Devon Archer sprach überraschend bei Tucker Carlson über das System der Bidens und führte belastende Details gegen die beiden an.

Im Schatten von Trumps Gerichtsauftritt

Donald Trump muss sich dieser Tage zum dritten Mal vor Gericht verantworten. Der Ex-Präsident Trump betrachtet es als „eine Ehre“, sich gegen die Vorwürfe zu behaupten, und gibt sich optimistisch. In europäischen Medien wird über die Anklage Trumps hitzig debattiert. Sie wird darüber entscheiden, ob der bisher beliebteste republikanische Präsidentschaftsbewerber auch tatsächlich zur Wahl im Jahr 2024 antreten darf. Trump wiederum sieht in dem Prozess eine Farce, die Demokraten wollten ihn durch wiederholte Anklagen aus der Politik verbannen, die Vorwürfe selbst seien haltlos.

Währenddessen muss Hunter Biden eine Verurteilung fürchten, denn ein etwaiger Deal zwischen Anklägern und der Verteidigung ist geplatzt. James Comer nannte dies einen „Sieg für die Gerechtigkeit, denn es sei ohnehin klar, dass Hunter viele Verbrechen begangen habe. Doch wirklich brisant sei die Tatsache, dass alle Spuren zu seinem Vater Joe führten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Meldungen über Joe und Hunter Biden in Europa wenig Beachtung finden. Einerseits liegt das an der tragischen Familiengeschichte der Bidens, die selbst sensationslüsterne Journalisten zur Räson bringt.

Auf dem Weg zum Impeachment?

Doch jüngste Meldungen über Joe und Hunter Bidens Geschäftsaktivitäten lassen aufhorchen. Diesmal geht es um ernsthafte politische Einmischungen des Präsidenten und seines Sohnes in ausländische Geschäftstätigkeiten, die auch Joe Bidens Präsidentschaft in ernste Gefahr bringen könnten. Schon jetzt fällt dem Präsidenten einiges Material aus seiner Vizepräsidentschaft auf die Füße, etwa vertrauliche Dokumente, die im Januar auf dem Privatanwesen der Bidens in Delaware gefunden wurden. Lange hielt sich die Behauptung, Hunter wäre von Joe in verschiedene Unternehmen eingesetzt und mit wichtigen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht worden, um sie mit Joe bekanntzumachen und den Einfluss der Familie zu erhöhen. Bislang fanden sich keine ausreichenden Beweise für diesen Mechanismus. Doch diesmal spricht ein enger Vertrauter Joes und Hunters: Devon Archer. Der Anwalt war ab 2014 mit Hunter im Vorstand der ukrainischen Energiekonzerns Burisma Holdings angestellt.

Während der folgenden Jahre erlebte Archer laut eigener Aussage, dass Joe Biden mehrfach mit seinem Sohn Hunter während wichtiger Geschäftsessen telefonierte und dabei wohl auch mit den Geschäftspartnern Hunters sprach. Zudem soll Joe als Vizepräsident oftmals in Länder wie die Ukraine gereist sein, scheinbar um unpolitischen Treffen beizuwohnen. Der Vorwurf: Viele dieser Treffen sahen eine Kontaktaufnahme des Vizepräsidenten mit hochrangigen Geschäftspartnern und Politikern vor, darunter russische und kasachische Oligarchen sowie chinesische Politfunktionäre.

Hunter schlug demnach gewaltig Kapital aus den Treffen, so erhielt er etwa nach einem Mittagessen einen Check über 142,300 Dollar des kasachischen Oligarchen Kenes Rakishev mit der einfachen Widmung „For Car“. Doch während Hunter Bidens Geschäftsaktivitäten ein Thema für sich sind, ist die Kontaktaufnahme mit seinem Vater wirklich brisant. Denn der Vorwurf, der nun von Archer gestützt wird, lautet, dass die großzügigen Geldsummen und Gefallen von Hunters Geschäftspartnern nur für die „Marke Biden geleistet wurden.

Die „Marke Biden“ — Geld für Rechtsschutz und Unterstützung

Archer sagte etwa zu Burisma: „[Es] wäre schon längst aus dem Verkehr gezogen worden, wenn es nicht die Marke besessen hätte.“ Mit der Marke meint er „The Biden Brand“, was nichts anderes als den Kontakt zu Joe Biden bedeutet. Der Mechanismus sähe nach der Darstellung konservativer Journalisten wie Jesse Watters von den Fox-News folgendermaßen aus: Hunter Biden erhielte demnach große Geldsummen von seinen Geschäftspartnern, im Gegenzug bekämen diese den Kontakt zu Joe Biden sowie legal protections, also Rechtsschutz gegen Anwälte und Sanktionen.

Gestützt wurden diese Vorwürfe damit, dass Joe Biden mehrfach mit seinem Sohn Hunter telefonierte und diesen auch besuchte, während er mit hochrangigen Geschäftsleuten und Politikern zusammen war. Doch Biden bestreitet eine Verwicklung in die Geschäfte seines Sohnes, er sei stets im Kontakt mit ihm, würde aber nur über alltägliche Dinge reden, sowohl mit Hunter, als auch mit dessen Geschäftspartnern.

Doch Archer sagt indessen aus, dass Joe Biden von allen Beziehungen seines Sohnes mit dessen Geschäftspartnern gewusst habe. Mehr noch, er habe mehrstündige Dinnerparties organisiert und dort intensive Kontakte zu hochrangigen Oligarchen und Politikern gepflegt. Zwar ist Archers Aussage noch vorsichtig, bisher vermeidet er es, den genauen Inhalt der Gespräche zwischen Joe Biden und den Geschäftspartnern seines Sohnes wiederzugeben. Dies könnte sich aber ändern, wenn Archer sich zu weiteren belastenden Aussagen hinreißen lässt.

Ein Glücksfall für Trump?

Drogen, Affären, Waffenbesitz und das Engagement in dubiosen Firmen — Hunter Biden gilt als eine der schillerndsten und tragischsten Persönlichkeiten im Umfeld der amerikanischen Politik. Der 53-jährige Yale-Anwalt sieht sich gegenwärtig mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung und des unerlaubten Waffenbesitzes konfrontiert, doch die Aussagen Archers könnten ihn und vor allem seinen Vater ernsthaft in Bedrängnis bringen. Wenn herauskommt, dass sowohl Hunter als auch Joe ihre politische Macht für Geschäftszwecke missbrauchten, dürfte das eine besonders empfindliche Niederlage für die Familie Biden und die Demokraten darstellen.

Denn auch die dritte Anklage gegen Trump wird mittlerweile als Ablenkungsmanöver gewertet. „Es scheint, als ob jedes Mal, wenn wir neue Informationen über die korrupten Geschäftsabschlüsse der Biden-Familie erfahren, Bidens zweistufiges Justizministerium erneut gegen Präsident Trump vorgeht“, so Kevin McCarthy, Sprecher des Repräsentantenhauses.

Klare Beweise für Korruption und Amtsmissbrauch vonseiten des ehemaligen Vizepräsidenten würden hingegen eine ungeheuerliche Reaktion vonseiten der Amerikaner nach sich ziehen, die bereits jetzt mehrheitlich unzufrieden mit Joe Biden sind. Ob die Anklage Trumps daran etwas ändern kann, ist fraglich. So gibt sich McCarthy optimistisch: „Jeden Tag arbeiten die Republikaner im Repräsentantenhaus daran, die Biden-Regierung zur Rechenschaft zu ziehen – sei es bei der Überwachung der Verwendung Ihrer Steuergelder oder bei der Aufdeckung weiterer Beweise für ein zweistufiges Justizsystem. Wir werden nichts unversucht lassen.“

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Virgil Zólyom

                                                                            ***

Virgil Zólyom, Jahrgang 1992, lebt in Meißen und arbeitet dort als freier Autor. Sein besonderes Interesse gilt geopolitischen Entwicklungen in Europa und Russland. Aber auch alltagsnahe Themen wie Existenzgründung, Sport und Weinbau fließen in seine Arbeit ein.

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