Politik

Merkel kritisiert Timoschenkos „Gewalt-Phantasien“

Lesezeit: 1 min
26.03.2014 15:02
Die deutsche Regierung hat Julia Timoschenkos Aufruf zur Gewalt gegen Russen kritisiert. In einem abgehörten Telefonat hatte die ukrainische Politikerin gefordert, in Russland dürfe nicht einmal verbrannte Erde übrig bleiben. Angela Merkel und die EU haben Timoschenko seit vielen Jahren unterstützt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesregierung hat Julia Timoschenko nach Berichten über Verbalattacken gegen die russische Minderheit im Land gerügt. In einem abgehörten Telefonat hatte die ukrainische Politikerin unter anderem gesagt, sie sei bereit, sich „eine Kalaschnikow zu schnappen und diesem Arschloch [Putin] in den Kopf zu schießen“.

„Bei aller Opposition zum russischen Vorgehen auf der Krim und bei allen Meinungsverschiedenheiten auch ganz grundsätzlicher Art gibt es natürlich doch Grenzen in Sprache und Denken, die nicht überschritten werden dürfen“, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. „Gewaltbilder, Gewalt-Phantasien liegen weit jenseits dieser Grenzen.“

Mehrere Medien hatten zuvor über ein abgehörtes Telefongespräch Timoschenkos berichtet, in dem sie gefordert habe, die 8 Millionen Russen in der Ukraine mit einer Atombombe auszulöschen. Außerdem soll sie darüber phantasiert haben, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu erschießen.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter hat Timoschenko das Gespräch bestätigt. Die Aussage über die russische Minderheit sei jedoch manipuliert worden (mehr hier).

Die Bundesregierung setzt sich bei der neuen Regierung in Kiew seit Wochen dafür ein, dass sie den Osten des Landes mit seinen vielen russischstämmigen Bürgern nicht vernachlässigt oder schlechter behandelt. Dies hat Ministerpräsident Arseni Janzenjuk inzwischen auch in einer Rede zugesagt.

„Gerade in der aktuellen Krise müssen sich alle Bevölkerungsteile, alle Regionen in der Arbeit dieser ukrainischen Regierung wiederfinden“, sagte Seibert. Es gehe um die Stabilisierung der Ukraine und um Versöhnung. Dabei sei jegliche Eskalation zu vermeiden.

Der Präsident der Ukraine Viktor Janukowitsch hatte im November die Verhandlungen um ein Assoziierungsabkommen mit der EU platzen lassen. Denn die EU bestand auf Timoschenkos Freilassung, der ukrainische Präsident lehnte dies ab.

Seit ihrer Freilassung durch die neue ukrainische Regierung im Februar ist Timoschenko von der EU unterstützt worden. Vor allem die europäischen Konservativen von Angela Merkel haben Timoschenko und den Ex-Boxer Vitali Klitschko eine Bühne geboten (hier). Die beiden forderten immer wieder ein härteres Eingreifen des Westens in der Ukraine.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Nato-Ziele: Trump und der mögliche Nato-Kurswechsel in der Ukraine
04.12.2024

Könnte Donald Trump ein Ende des Ukraine-Kriegs herbeiführen? Der Nato-Generalsekretär warnt vor Friedensverhandlungen, die unter Druck...

DWN
Finanzen
Finanzen Ist bei VW, BMW und Mercedes der Lack ab? Deutsche Auto-Aktien im Sinkflug – was das für Anleger bedeutet
04.12.2024

Deutsche Autobauer stehen unter Druck: VW streicht Stellen, BMW ruft Modelle zurück, Opel kämpft mit der Konkurrenz im eigenen Konzern...

DWN
Politik
Politik Bitcoin im Wahlprogramm der AfD: Wie die politische Debatte Deutschland erreicht
03.12.2024

Bundestagswahl 2025: Die Kryptowährung Bitcoin glänzt mit Rekordwerten. Grund genug für die Alternative für Deutschland (AfD), mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...

DWN
Politik
Politik Warum sich Ungarn „Viktor Donald Scholz“ wünscht - und eine Zeitmaschine
03.12.2024

Ungarn hat im Sommer die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – ist jedoch ausgegrenzt und weitgehend isoliert. Nicht erst seit dem...