Politik

Fukuschima-Kühlwasser: Japan will Fisch und Meeresfrüchte testen

Die Entsorgung des Kühlwassers aus der Atomruine in Fukuschima rückt näher. Doch trotz der Billigung des Plans durch die Internationale Atomenergiebehörde bestehen weiter Sorgen. Die Regierung will diese durch Tests von Meeresfrüchten entkräften.
11.08.2023 11:45
Aktualisiert: 11.08.2023 11:45
Lesezeit: 2 min
Fukuschima-Kühlwasser: Japan will Fisch und Meeresfrüchte  testen
Das Kernkraftwerk Fukuschima Daiichi. (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Japan will nach dem umstrittenen Beginn der Einleitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukuschima Meeresfrüchte täglich auf radioaktives Tritium hin testen. Die Testergebnisse wolle die Fischereibehörde innerhalb von zwei Tagen veröffentlichen, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei Asia am Freitag.

Vor der voraussichtlich gegen Ende dieses Monats beginnenden Verklappung wird das Wasser gefiltert. Das radioaktive Isotop Tritium kann das technische System aber nicht herausfiltern. Das Wasser soll daher stark verdünnt werden. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) besteht keine Gefahr für Mensch und Umwelt.

Im AKW Fukuschima Daiichi war es 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die zerstörten Reaktoren müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden, das in Tanks gelagert wird. Dort lagern inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen. Laut dem Betreiberkonzern Tepco geht allmählich der Platz auf dem Gelände aus.

Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks. Daher hatte die Regierung beschlossen, dass das belastete Wasser über einen eigens hierzu in den Pazifischen Ozean gebauten ein Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet wird. Die Verklappung wird schätzungsweise rund 30 Jahre in Anspruch nehmen.

Nachbarländer wie China und örtliche Fischer sind gegen das Vorhaben. Die Fischer befürchten etwa Umsatzeinbußen. Laut japanischen Medien versprach die Regierung dem Verband der Fischereigenossenschaften der Präfektur Fukuschima 2015, dass sie keine Entsorgung des Wassers ohne das Einverständnis der betroffenen Parteien vornehmen werde. Die Regierung bemüht sich daher um Aufklärung. Dazu sollen auch die geplanten Tests dienen. Japans Fischer meiden laut Nikkei Asia freiwillig Gebiete im Umkreis von zehn Kilometern zur Atomruine.

Tepco will das Wasser so verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entsprechen würde. Japans Atomaufsichtsbehörde hatte kürzlich grünes Licht gegeben.

Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen für Mensch und Umwelt seien «vernachlässigbar». Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...