Technologie

Japan steigt in großem Stil in die Atomkraft ein

Lesezeit: 1 min
22.12.2022 10:53
Japan steigt in großem Stil in die Atomkraft ein, um seine Energieversorgung zu sichern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Japan setzt in der globalen Energiekrise verstärkt auf Atomkraft. Eine am Donnerstag von der Regierung beschlossene Richtlinie sieht eine Verlängerung der Laufzeit bestehender Meiler über die bisherige Begrenzung auf 60 Jahre hinaus vor. Zudem sollen Reaktoren der nächsten Generation gebaut werden, die langfristig die alten ersetzen sollen.

Damit kehrt die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt vollends vom vorübergehenden Atomausstieg ab, der nach dem Super-GAU im Atomkraftwerk Fukuschima Daiichi im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunami eingeleitet worden war.

„Wir müssen die Kernenergie voll ausschöpfen“, hatte Ministerpräsident Fumio Kischida dieser Tage als Devise ausgegeben. Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern und Stromengpässe vermeiden. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen: bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß auf Null reduziert werden.

Zwar sollen auch die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, doch zugleich wird die Nutzung der Atomkraft ungeachtet der Gefahr durch Erdbeben und der Fukuschima-Katastrophe als unerlässlich angesehen.

Nach Fukuschimahatte Japan sämtliche Meiler im Lande heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Die Regierung will nun die Zeit der Zwangspause den Betreibern anrechnen. Damit dürfte ein AKW dann sogar 70 Jahre fortbestehen. Für 27 abgeschaltete Reaktoren haben die Betreiber die Genehmigung zum Wiederanfahren beantragt. 17 Reaktoren haben die Sicherheitsauflagen erfüllt, zehn Meiler davon wurden bereits wieder ans Netz genommen.

Am Dienstag hatte ein Gericht die Forderung von Anwohnern des AKW Mihama zurückgewiesen, den dortigen mit mehr als 40 Jahren ältesten laufenden Reaktor wegen Sicherheitsbedenken abzuschalten. Zur Finanzierung von Investitionen in Dekarbonisierungsprojekte sieht die neue Richtlinie „grüne Transformations“-Anleihen über etwa 20 Billionen Yen (143 Milliarden Euro) vor.

Die Regierung schätzt, dass in den nächsten zehn Jahren öffentliche und private Investitionen von über 150 Billionen Yen in diesem Bereich erforderlich sein werden. Japan will bis 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...