Wirtschaft

Japan wird sich nicht aus russischem Öl-Projekt zurückziehen

Japan wird russischen Energieträgern nicht den Rücken kehren.
06.11.2022 09:00
Lesezeit: 2 min
Japan wird sich nicht aus russischem Öl-Projekt zurückziehen
Japans Premierminister Fumio Kischida. Das Land wir weiterhin am russischen Sachalin-Projekt teilnehmen. (Foto: dpa) Foto: Luong Thai Linh/Pool

Japans Regierung ruft japanische Unternehmen auf, ihre Beteiligung am russischen Ölprojekt „Sachalin 1“ fortzuführen. Man habe die Mitglieder des japanischen Konsortiums gebeten, an dem Engagement festzuhalten, um die Energiesicherheit des Landes zu gewährleisten, sagte der Industrieminister am Dienstag, wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet.

Er habe sich mit Führungskräften der Sakhalin Oil and Gas Development Co (SODECO), jenem Konsortium japanischer Firmen, das 30 Prozent der Anteile an dem Projekt hält, getroffen und den Wunsch der Regierung in Tokio übermittelt, sagte Industrieminister Yasutoshi Nischimura.

Die Regierung in Tokio kontrolliert selbst 50 Prozent der Anteile an SODECO. Die andere Hälfte befindet sich im Besitz des Itochu-Konglomerats, Marubeni und der Japan Petroleum Exploration Co.

„Sachalin-1 ist extrem wichtig für Japans Energiesicherheit, weil es eine wertvolle Quelle außerhalb des Nahen Ostens ist“, wird Nischimura von Reuters zitiert. Aus der Golfregion bezieht Japan rund 95 Prozent seines Rohöls. Der Bezug von Öl aus dem Fernen Osten Russlands stellt für Tokio damit eine strategisch wichtige geografische Diversifizierungs dar.

Der Chef von Itochu wies vor einigen Monaten in einem Interview mit der Financial Times darauf hin, dass sich Japan anders als westliche Staaten in Nordamerika, Ozeanien oder Europa keine Importverbote gegen russische Energieträger leisten könne, weil ansonsten die Energiesicherheit bedroht sei.

Russlands Präsident Wladimir Putin erließ im vergangenen Monat ein Dekret zur Gründung einer neuen Betreibergesellschaft für das ehemals von Exxon Mobil geführte Projekt und ermächtigte den Kreml, zu entscheiden, ob ausländische Aktionäre Anteile an Sachalin-1 behalten könnten. Exxon hat Russland inzwischen vollständig verlassen, nachdem Moskau seine Beteiligung an dem Projekt „einseitig gekündigt“ hatte.

Die japanische Regierung ermutigt die SODECO-Firmen nun, an der neuen russischen Betreibergesellschaft teilzunehmen. An Sachalin 1 nahmen außer den japanischen Firmen bislang auch Indiens ONGC Videsh und der russische Rosneft-Konzern teil.

Vor Beginn des Ukraine-Krieges lag die Förderkapazität des Projektes bei etwa 220.000 Barrel (ein Barrel entspricht 159 Litern) Rohöl pro Tag. Derzeit ist die Förderung an dem Standort auf der Insel Sachalin beinahe zum Erliegen gekommen.

Japan hält auch an Sachalin 2 fest

Angesichts der nicht unbedeutenden Abhängigkeit von russischen Energieträgern hatte Tokio bereits vor einigen Monaten darauf gedrängt, dass japanische Unternehmen auch ihre Anteile am Sachalin 2-Projekt behalten sollen. Daraufhin hatten sowohl Mitsubishi als auch der Mitsui-Konzern eine Verlängerung der Beteiligung an dem Sachalin 2-Projekt vertraglich festgelegt.

Während Sachalin 1 auf die Ölförderung zugeschnitten ist, wird am Sachalin 2-Feld Erdgas gefördert und zu Flüssiggas (liquified natural gas – LNG) weiterverarbeitet. Japan importiert etwa 10 Prozent seines Bedarfs an LNG aus Russland, wobei dem Sachalin-Projekt hierfür eine überragende Bedeutung zukommt.

Darüber hinaus war Russland im Vorjahr mit einem Marktanteil von über 11 Prozent Japans zweitgrößter Kohlelieferant und 3,6 Prozent allen importierten Rohöls stammten aus Russland. Nach Indien und China gilt Japan als der weltweit drittgrößte Konsument von Kohle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Venezuela-Manöver: Maduro reagiert auf US-Flugzeugträger in der Karibik
12.11.2025

Während die USA ihren größten Flugzeugträger in die Karibik schicken, reagiert Venezuela mit einem massiven Militärmanöver....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grüner Wasserstoff aus Dänemark: Export nach Deutschland eröffnet Chancen für die grüne Transformation
12.11.2025

Dänemark produziert grünen Wasserstoff im Überfluss, doch der heimische Markt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...