Ratgeber

Geldanlage in einem ETF: Sind Multiasset-ETFs sinnvoll?

Multiasset-ETFs enthalten Vermögenswerte aus mehreren Anlageklassen. Das reduziert den Verwaltungsaufwand für Anleger. Macht daher ein Investment Sinn?
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20.08.2023 11:32
Aktualisiert: 20.08.2023 11:32
Lesezeit: 3 min
Geldanlage in einem ETF: Sind Multiasset-ETFs sinnvoll?
Mischfonds investieren in mehrere Anlageklassen gleichzeitig – etwa Aktien, Anleihen und Rohstoffe. (Foto: iStock.com/filmfoto) Foto: filmfoto

Mischfonds sind nach den Aktienfonds die zweitbeliebteste Fondsart. Private und institutionelle Anleger aus Deutschland investierten zum ersten Quartal 333 Milliarden Euro in entsprechende Publikumsfonds, wie Zahlen des Fondsverbands BVI zeigen. Die Fonds halten Vermögenswerte aus mehreren Anlageklassen, etwa Aktien und Anleihen. Davon versprechen sich Anleger eine stabilere Wertentwicklung.

Indes gibt es nicht bloß aktiv gemanagte Mischfonds, sondern auch entsprechende passive ETFs, auch Multiasset-ETFs genannt. Bei diesen Produkten fallen im Gegensatz zu den aktiven Pendants keine Ausgabeaufschläge an und die laufenden Kosten (TER) sind deutlich niedriger.

Außerdem ist der Verwaltungsaufwand geringer als bei einem Portfolio aus mehreren Einzel-ETFs. Etwa müssen sich Anleger nicht um regelmäßiges Rebalancing der Anlageklassen kümmern.

Weniger transparent und teurer

Der Honorar-Finanzanlagenberater Thomas Vollkommer ist dennoch kritisch. „Ich würde Privatanlegern nicht zu Multiasset-ETF raten“, schreibt der Berliner auf ANG-Anfrage. Einzel-ETFs auf Aktien, Anleihen und gegebenenfalls Rohstoffen würden eine transparentere Asset Allocation bieten, die nach den Bedürfnissen des Anlegers ausgerichtet werden könne. Zudem verursachten Multiasset-ETFs „eher höhere Kosten“.

Nach Beobachtung von DWN liegt die TER im Bereich von 0,25 bis 0,5 Prozent. Geht man von einer Gesamtkostenquote von 0,15 Prozent für ein Portfolio aus Einzel-ETFs aus, können die Vermögensunterschiede auf lange Sicht beträchtlich sein.

Wer zum Beispiel 500 Euro pro Monat in günstige Einzel-ETFs einzahlt, der hat nach 30 Jahren ein Endvermögen nach Steuern von 427.754 Euro. Annahmen sind dabei eine Nominalrendite von 6 Prozent pro Jahr sowie Abgeltungssteuer und Soli von 26,375 Prozent (inklusive 30 Prozent Teilfreistellungsquote und Sparerpauschbetrag von 1000 Euro).

Bei einem Multiasset-ETF mit einer TER von 0,25 Prozent bleiben am Ende – unter gleichen Annahmen – 7378 Euro weniger (Nettoendvermögen von 420.376 Euro). Bei einer TER von 0,4 Prozent sind es sogar 18.142 Euro weniger (409.612 Euro).

Unter steuerlichen Aspekten sind Multiasset-ETFs laut Vollkommer „nicht effizient“. Wenn die Aktienquote unter 50 Prozent liegt, können Anleger gar nicht oder nur teilweise von Steuernachlässen profitieren. Bei Fonds mit einer Aktienquote von mindestens 50 Prozent sind 30 Prozent der Erträge steuerfrei. Bei einer Aktienquote zwischen 25 und 50 Prozent sinkt die Teilfreistellungsquote auf 15 Prozent.

Ein weiterer Nachteil: Wer unbedingt Liquidität benötigt und den Notgroschen auf dem Bankkonto bereits aufgebraucht hat, kann nicht direkt auf den liquiden Portfolio-Teil zugreifen. Er muss Anteile an dem Multiasset-ETF verkaufen und verringert somit auch sein Aktienvermögen. Wer hingegen Einzel-ETFs hält, kann die Aktien behalten und bloß Anteile am Geldmarkt-ETF verkaufen oder auf sein Kontoguthaben zugreifen, falls er den liquiden Teil auf einem Bankkonto geparkt hat. So ist er nicht gezwungen, Aktien zu einem eventuell ungünstigen Kurs zu veräußern.

Welche Multiasset-ETFs gibt es?

Wer den geringen Verwaltungsaufwand von Multiasset-ETFs dennoch schätzt, sollte laut Honorarberater Vollkommer auf die Kosten achten. Die TER sollte „maximal 0,25 Prozent“ betragen, erklärt der Berliner. „Der Aktienanteil sollte gemäß Anlagerichtlinie größer als 50 Prozent sein, damit eine Teilfreistellung der Erträge wie bei Aktienfonds stattfindet.“

Außerdem solle die Asset Allocation transparent und fest sein. Aktive Multiasset-ETFs, die etwa die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen im Zeitablauf verändern, seien keine gute Wahl. Die Kosten seien „unnötig hoch“ und aktives Management bringe in effizienten Märkten keinen Mehrwert.

In Deutschland bieten Blackrock und Vanguard mehrere Multiasset-ETFs an, die mit einer TER von 0,25 Prozent relativ geringe Kosten aufweisen. Dabei variiert die Aktienquote je nach ETF. Das restliche Fondsvermögen besteht aus global diversifizierten Staats- und Unternehmensanleihen unterschiedlicher Laufzeiten. Alle ETFs sind Dachfonds, die über ein Dutzend weiterer Wertpapiere und ETF-Anteile halten.

Vanguard führt insgesamt vier sogenannter „Life Strategy“-ETFs mit einer Aktienquote am Auflagetag von 20, 40, 60 und 80 Prozent. Blackrock bietet drei „ESG Multi-Asset“-ETFs an, bei denen mindestens 80 Prozent des Portfolios nach ESG-Kriterien gefiltert sind. Die Aktienquoten lagen am Tag der Auflage bei 30, 55 und 80 Prozent. Die ETFs der beiden Vermögensverwalter bilden den Aktien-Teil über kapitalisierungsgewichtete Indizes von MSCI und FTSE ab, etwa den FTSE All-World.

Die TER von Dach-ETFs umfasst auch die Verwaltungsgebühren der ETF-Anteile im Fondsvermögen. Bei den Fonds handle sich um Dachfonds mit einer Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent pro Jahr, erklärt ein Vanguard-Mitarbeiter auf DWN-Nachfrage. „In dieser TER sind alle laufenden Kosten enthalten.“

Daneben gibt es beispielsweise einen ETF von Lyxor, der neben 60 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen auch eine Rohstoffbeimischung von 10 Prozent enthält. Die Kosten sind allerdings mit 0,45 Prozent deutlich höher (Ausschütter, physische Replikation, Fondsvermögen: 180 Mio. Euro, ISIN: DE000ETF7011).

Eine Auflistung aller Multiasset-ETFs finden Anleger auf den Vergleichsportalen JustETF und ExtraETF.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.
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Elias Huber

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

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