Unternehmen

Vietnamesischer Autobauer wertvoller als BMW und Mercedes

Lesezeit: 2 min
16.08.2023 18:11  Aktualisiert: 16.08.2023 18:11
Der Börsenwert des vietnamesischen Auto-Herstellers VinFast an der Nasdaq ist höher als der von BMW und Mercedes - obwohl das Unternehmen Verluste schreibt.
Vietnamesischer Autobauer wertvoller als BMW und Mercedes
Der Autohersteller VinFast aus Vietnam wird an der Börse höher bewertet als BMW und Mercedes. (Foto: dpa)
Foto: Andrej Sokolow

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktie des vietnamesischen Elektroauto-Start-ups VinFast lag zum Börsenschluss der Nasdaq am Dienstagabend bei 37,06 Dollar und damit deutlich über dem Preis von 10 Dollar, der vereinbart worden war, als sich der Automobilhersteller mit einer Zweckgesellschaft (Spac) zusammenschloss, um an die Börse zu gehen. Damit lag der Börsenwert des Unternehmens bei über 85 Milliarden Dollar, was es deutlich wertvoller macht als BMW und Mercedes.

Der Gründer von VinFast, der vietnamesische Milliardär Pham Nhat Vuong, besitzt etwa 99 Prozent der Aktien, sodass nur ein sehr kleiner Teil der Aktien für den Börsenhandel zur Verfügung steht. Nach früheren Rücknahmen konnten nur 1,3 Millionen Spac-Aktien gehandelt werden, und Analysten zufolge wechselten am Dienstag nur Aktien im Wert von 185 Millionen Dollar den Besitzer.

VinFast wurde vor sechs Jahren gegründet und ist eine Einheit des größten privaten vietnamesischen Mischkonzerns Vingroup. Sein Börsendebüt war deutlich erfolgreicher als bei anderen E-Auto-Startups, die in den USA mithilfe von Spacs an die Börse gegangen waren, darunter Lordstown Motors und Faraday Future. Diese hatten Schwierigkeiten, mehr Geld aufzubringen und in einigen Fällen Fahrzeuge auszuliefern, berichtet die Financial Times.

Viele dieser Unternehmen waren "weniger bereit", erklärte dies VinFast-Chefin Le Thi Thu Thuy in einem Interview. "Wir haben vor fünf Jahren mit der Herstellung von Fahrzeugen begonnen, und wir haben 20.000 E-Fahrzeuge auf der Straße. Wir haben alle Schritte von der Produktentwicklung bis zur Lieferkette durchlaufen." VinFast werde in den nächsten Jahren profitabel sein und habe in Vietnam bereits die Gewinnschwelle erreicht, fügte sie hinzu.

VinFast hat die Produktion von benzinbetriebenen Autos eingestellt und konzentriert sich auf E-Autos, um weltweit in die Fußstapfen Wettbewerbern wie Tesla und BYD zu treten. Noch hat das Unternehmen Schwierigkeiten, in den USA Fuß zu fassen. Es hat ein Netz von Ausstellungsräumen an der Westküste aufgebaut und im vergangenen Monat den ersten Spatenstich für eine Fabrik in North Carolina gesetzt.

Doch die Ambitionen des Unternehmens wurden durch Probleme wie Fragen zur Fahrzeugsicherheit und zur Finanzierung seiner rasanten Expansion gebremst. Der Gründer des Unternehmens musste in diesem Jahr 2,5 Milliarden Dollar in sein Unternehmen schießen. Nach den ersten Auslieferungen in den USA im Dezember musste VinFast einen umfangreichen Rückruf durchführen, nachdem die Behörden vor einem Softwarefehler gewarnt hatten.

In diesem Jahr scheiterte ein geplanter Börsengang zunächst. Stattdessen entschied sich der vietnamesische Konzern in der Folge für eine Fusion mit dem in Hongkong ansässigen Blankoscheck-Unternehmen Black Spade Acquisition und gegen die Aufnahme von Fremdkapital. Die Nettoverluste von VinFast beliefen sich im ersten Quartal auf 14,1 Milliarden Dong (588 Millionen Dollar) gegenüber nur 9,7 Milliarden Dong im gleichen Quartal des Vorjahres.

Am Mittwoch verzeichnete die Aktie von VinFast an der Nasdaq starke Turbulenzen. Der Aktienkurs fiel vorübergehend auf 25 Dollar, bevor er sich wider über den Schlusstag vom Vortag deutlich über die Marke von 37 Dollar erholte. Damit ist das Unternehmen, obwohl es Verluste schreibt, an der Börse weiterhin wertvoller als BMW und Mercedes, aber auch als Ford, General Motors und Stellantis.

 


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...