Unternehmen

Audi-Managerin: Chipkrise wird noch Jahre anhalten

Die deutsche Autoindustrie muss sich darauf einstellen, dass die Halbleiter-Krise noch Jahre anhalten wird, sagt Audi-Vorständin Renate Vachenauer - trotz der Ansiedlung von Chip-Konzernen.
13.08.2023 14:26
Aktualisiert: 13.08.2023 14:26
Lesezeit: 2 min

Nach Ansicht der Audi-Vorständin Renate Vachenauer muss sich die deutsche Autoindustrie trotz der Neuansiedlung von Chip-Konzernen dauerhaft auf Herausforderungen einstellen. Indes hat Bundeskanzler Olaf Scholz Warnungen vor einem wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands deutlich zurückgewiesen. Es gebe einen Widerspruch zwischen den Warnungen und der Realität.

Die im Vorstand des Ingolstädter Autobauers für Beschaffung zuständige Managerin sagte der Augsburger Allgemeinen: "Die Halbleiter-Krise werden wir erst mittel- bis langfristig lösen, wenn also auch in Europa deutlich mehr Chip-Fabriken in Dienst gehen. Das dauert Jahre, schließlich geht es um Milliarden-Investitionen. Die Chip-Krise verschwindet nicht 2024."

Vachenauer fügte hinzu: "Wir begrüßen auf alle Fälle die Großinvestitionen in Halbleiter-Produktionsanlagen." Neben dem US-Konzern Intel will nun auch der Chip-Riese TSMC aus Taiwan ein Werk in Deutschland bauen. Vachenauer verwies darauf, dass weltweit zu wenige Halbleiter produziert würden. "Hier gibt es viele Methoden, diesen Schmerz zu lindern. Natürlich besteht die Möglichkeit, das Angebot zu erhöhen. Das wird aber eine Weile dauern."

Autohersteller könnten sich aber auch, was die Vielfalt von Chips betrifft, selbst beschränken und nicht mehr so viele unterschiedlichen Halbleiter in Steuergeräten einsetzen. Vachenauer erläuterte: "Heute stecken bis zu 8000 verschiedene Chips in einem Fahrzeug. Das macht die Lage kompliziert. Wir müssen viele Stellhebel betätigen, um die Halbleiter-Versorgung zu stabilisieren und uns zum Teil auch am Broker-Markt eindecken."

Im Kampf gegen die Halbleiter-Krise hat die Bundesregierung in den vergangenen Monaten die größten Auftrags-Chiphersteller der Welt mit Subventionen in Milliardenhöhe umworben. Chiphersteller wie die amerikanische Intel und die taiwanesische TSMC haben in diesem Jahr Pläne zum Bau von Fabriken in Magdeburg beziehungsweise in Dresden angekündigt.

"Gerade entscheidet sich, dass die Halbleiterindustrie in Europa überwiegend in Deutschland stattfinden wird", sagte Scholz am Donnerstagabend bei einem Bürgerdialog in Erfurt mit Blick auf Milliardeninvestitionen etwa des taiwanischen Konzerns TMSC. Intel sorge in Magdeburg sogar für die größte Einzelinvestition in Europa. Deutschland habe tolle Ingenieure, weshalb man zuversichtlich bleiben könne.

Es würden zudem viele neue Batteriefabriken oder klimaneutrale Stahlwerke gebaut. "Einige machen schlecht, was uns stark gemacht hat", kritisierte Scholz zudem mit Hinweis auf die Exportwirtschaft. Als Exportnation werde man mit betroffen, wenn andere Staaten schwächelten. Es gebe aber kein deutsches Konjunkturprogramm, das den Absatz etwa in China oder Vietnam steuern könne.

Scholz setzte sich erneut dafür ein, einseitige Abhängigkeiten abzubauen. Das müssten alle im Blick haben, mahnte er. "Das bedeutet, dass alles ein bisschen teurer wird", fügte er mit Hinweis darauf hinzu, dass Firmen mehrere Lieferanten suchen müssten. "Wenn wir es etwas sicherer haben wollen, wird es ein wenig teurer." Im Großen und Ganzen finde in der Industrie schon ein Umdenken statt, aber leider nicht überall. Anweisen könne er die Firmen aber nicht. (Reuters/gu)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...