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Fonds auswählen: Wie aussagekräftig sind Fondsratings?

Lesezeit: 3 min
31.08.2023 17:31  Aktualisiert: 31.08.2023 17:31
Anleger orientieren sich vor allem an Ratings, um einen Investmentfonds auszuwählen. Doch wie aussagekräftig sind die Bewertungen von Morningstar und Co.?
Fonds auswählen: Wie aussagekräftig sind Fondsratings?
Sollte man einen Fonds mit hohem Rating kaufen? (Foto: iStock.com/http://www.fotogestoeber.de)
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Nicht bloß Kreditratingagenturen wie Moody’s oder Fitch vergeben Ratings, sondern es gibt auch Fondsratings von Unternehmen wie Morningstar, Lipper oder Feri. Bewertet wird allerdings nicht die künftige Ausfallwahrscheinlichkeit eines Wertpapiers, sondern die Wertentwicklung und Kursschwankung von Investmentfonds in der Vergangenheit.

Es wird also die historische Performance verglichen, die nicht zwingend Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zulässt. Manchmal werden auch qualitative Kriterien wie die Erfahrung und Qualität des Fondsmanagements einbezogen.

Außerdem handelt es sich etwa bei Lipper und Morningstar um ein relatives Ranking. Ein bestimmter Anteil der Fonds bekommt also immer die beste Bewertung. Kreditratingagenturen vergeben hingegen ein absolutes Rating: Theoretisch kann es sein, dass kein Wertpapier das Top-Ranking bekommt, wenn kein Emittent die Anforderungen erfüllt.

Anleger orientieren sich an Fondsratings

Studien stellten wiederholt fest, dass sich Anleger sehr stark an Fondsratings orientieren. Etwa erklären laut einer Studie aus dem Jahr 2021 Fondsratings und die vergangene, absolute Rendite viel besser die Höhe der Mittelzuflüsse in Investmentfonds als die risikobereinigte Rendite, die auch Kursschwankungen berücksichtigt.

Fonds mit gutem Rating erhielten besonders hohe Zuflüsse, berichten die US-Forscher. Besonders einflussreich waren demnach die Morningstar-Sterne-Ratings.

Laut einer weiteren Studie von Forschern aus Portugal und Spanien erhielten Fonds, die Morningstar mit vier oder fünf von maximal fünf Sternen bewertete, Mittelzuflüsse von 459 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019. Bei Fonds mit drei Sternen oder weniger zogen die Anleger hingegen 1,1 Billionen US-Dollar ab.

Der Finanzprofessor Hartmut Walz ist indes kritisch. Vergangenheitsperformance habe „keinerlei indikative Funktion“, erklärt er gegenüber DWN. Informationseffiziente Märkte würden bloß Zufallsgewinner hervorbringen, die aber im Laufe der Zeit wieder vom Markt eingeholt würden.

Der Honorar-Finanzanlagenberater Michael Ritzau betrachtet auf Vergangenheitsperformance beruhende Fondsratings als „nahezu nutzlos“. Diese führten in die Irre, solange die Kosten nicht in die Bewertung einfließen würden, die eine hohe Vorhersagekraft für die künftige Wertentwicklung hätten.

„Zwar gibt es Hinweise, dass unter den Fonds mit der besten Wertentwicklung wenige sind, die ihre Outperformance nicht nur dem Zufall (Glück) zu verdanken haben“, schreibt Ritzau auf DWN-Anfrage. „Allerdings ist dieser Effekt sehr gering, kann nicht vom Zufall unterschieden werden und wird dominiert vom Kriterium Kosten.“

Studien kommen zu gemischten Ergebnissen

Laut den Forschern aus Spanien und Portugal kommen die bisherigen Studien bei Aktienfonds zu gemischten Ergebnissen. Einige Autoren finden Hinweise auf eine anschließende Outperformance von Fonds, die ein besseres Rating von Morningstar erhalten. Andere finden keine empirischen Belege dafür.

Ein Grund für die widersprüchlichen Ergebnisse könnte sein, dass Morningstar im Zeitablauf die Berechnungsweise der Ratings verändert hat. Inzwischen werden die laufenden Kosten stärker berücksichtigt.

Michael Ritzau kritisiert in seinem Buch „Die große Fondslüge“ aus dem Jahr 2016 das Werben für Fonds mit Ratings scharf. Dazu interviewte er auch den US-Finanzwissenschaftler und Nobelpreisträger William Sharpe. Dieser hielt gegenüber Ritzau die laufenden Kosten für „das einzige, was mit einiger Zuverlässigkeit vorhersagt, welche Investmentfonds in der Zukunft am besten abschneiden werden“.

Laut Sharpe trägt eine Handelsstrategie, die in der Vergangenheit erfolgreich gewesen sei, den Keim des eigenen Scheiterns in sich. Marktteilnehmer würden nämlich erfolgreiche Strategien kopieren. „Das wird den Preis der Wertpapiere, die Bestandteil dieser Strategie sind, nach oben treiben, während Wertpapiere, die nicht Teil der Strategie sind, billiger werden“, sagte Sharpe. „Deshalb wird die Strategie oder Prozedur aufhören zu funktionieren.“

Es gebe daher kaum einen Fondsmanager, der es schaffe, den Markt dauerhaft zu schlagen. Sogar Warren Buffet habe einige schlechte Jahre gehabt. „In die topbewerteten aktiv gemanagten Fonds zu investieren, ist eine Wette“, sagte Sharpe weiter.

Laut dem Buch von Ritzau verfolgen Fondsgesellschaften und Fondsratingagenturen gemeinsame Geschäftsinteressen. Die Ratingagenturen verdienten ihr Geld damit, Fondsratings und andere Fondsdaten zu vermarkten. Zwar würden die Fondsgesellschaften die Ratings nicht in Auftrag geben, aber sie könnten Lizenzen von den Ratingagenturen erwerben, um die Bewertungen im Verkauf einzusetzen.

Die Ratingagenturen wollen Ratings, die ausschließlich auf Vergangenheitsperformance basieren, nicht als Kaufempfehlung verstanden wissen. Etwa sagte der Chefredakteur der deutschsprachigen Seiten von Morningstar, Ali Masarwah, im März 2021 gegenüber dem Finanzanlagenvermittler Envestor: „Wir empfehlen unser Sterne-Rating aber ausdrücklich nicht als Tool zur Auswahl eines konkreten Fonds.“

Morningstar sieht das Sterne-Rating bloß als „eine Ausgangsbasis für weitergehende Analysen“, wie es auf der Internetseite heißt. Mehr Voraussagekraft gibt Morningstar dem weniger verbreiteten Analyst Rating, das wesentliche Änderungen wie einen Managerwechsel berücksichtige und daher „eine zukunftsgerichtete Aussage über die Qualität eines Fonds“ treffe.

Auch Lipper versteht seine Ratings nicht als Kaufempfehlung. Auf der Internetseite heißt es: „Lipper Ratings stellen weder eine Investitionsberatung dar, noch gelten sie als Verkaufs- bzw. Kaufempfehlung für Wertpapiere oder Anlageinstrumente für beliebige Marktsegmente.“

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 


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