Geldmarktfonds verloren in der Finanzkrise 2008 das Vertrauen der Anleger. Zuvor hatten die Deutschen über 100 Milliarden Euro in den Fonds geparkt, die in Zinspapiere mit einer durchschnittlichen Laufzeit von maximal einem Jahr und in Bankguthaben investieren.
Manche Fonds hatten riskante Wertpapiere gekauft – etwa Anleihen von Lehman Brothers. Die Fondsanteile wurden mit teils zweistelligen Abschlägen gehandelt. Das war enorm viel für eine Anlage, die normalerweise relativ geringe Renditen abwirft und besonders schwankungsarm sein soll. In den Folgejahren schrumpften die Mittel auf bis zu 9 Milliarden Euro im Jahr 2017.
Aufgrund der rasanten Zinserhöhungen der Zentralbanken erlebten die Fonds aber ein Comeback: Geschäftsbanken gaben die Zinssteigerungen bloß sehr langsam weiter, während Geldmarktfonds sofort höher rentierten. Das Mittelaufkommen aus Deutschland wuchs denn auch laut dem Fondsverband BVI auf 32 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals.
„Fonds gegenüber Bankeinlagen im Vorteil“
Der Honorar-Finanzanlagenberater Michael Schiffer rät gegenüber DWN zum Kauf von Anteilen. „Generell sehe ich Geldmarktfonds für Mittel, die über die erforderliche Liquidität zu kurzfristigen Zahlungszwecken hinausgehen, gegenüber Bankeinlagen im Vorteil“, erklärt der Lenggrieser und fügt hinzu: „Auch bei Einlagen unter 100.000 Euro.“
Geldmarktfonds würden als Sondervermögen zählen, erklärt Schiffer. Geht die Depotbank pleite, fließen die Fondsanteile nicht in die Insolvenzmasse der Bank. Kontoguthaben haften hingegen für Schulden der Bank.
Zwar soll die gesetzliche Einlagensicherung verhindern, dass Ersparnisse unter 100.000 Euro pro Kunde und pro Bank im Ernstfall im Feuer stehen. Aber: „In Expertenkreisen ist man sich uneinig darüber, ob die Einlagensicherung hält, wenn gleichzeitig, zum Beispiel in einer Bankenkrise, mehrere größere Banken in die Insolvenz gehen“, erklärt Schiffer.
Außerdem spare sich der Anleger Zeit, weil er nicht nach den besten Kontozinsen suchen oder mehrere Konten bei verschiedenen Banken verwalten müsse. In Zeiten steigender Zinsen würden sich die Geldmarktfonds rascher an das höhere Zinsniveau anpassen, während der Fondsmanager bei fallenden Zinsen Kursgewinne mitnehmen könne.
Langfristig gesehen rentierten kurzfristige Zinspapiere indes relativ schwach. Laut dem „Global Investment Returns Yearbook 2023“ betrug die annualisierte Rendite von Schatzwechseln – also von sehr kurzlaufenden Staatsanleihen – nach Abzug der Inflation 0,4 Prozent pro Jahr. Die Forscher untersuchten Daten zu 35 Industrie- und Schwellenländern von 1900 bis 2022.
Fremdwährungen beimischen
Besonders schwach lohnten sich Schatzwechsel aus Deutschland. Die inflationsbereinigte Rendite betrug über die gesamten 123 Jahre -2,4 Prozent pro Jahr. Zwei Weltkriege und Phasen hoher Inflation sorgten für Verluste. Von 1973 bis 2022 betrug die reale Rendite hingegen 1,3 Prozent. Den Totalausfall in den Jahren 1922 und 1923 aufgrund der Hyperinflation rechneten die Forscher nicht ein.
Der Finanzwissenschaftler Hartmut Walz rät aufgrund der Möglichkeit von Katastrophenszenarien, dem liquiden Portfolioteil Fremdwährungsanleihen beizumischen. Walz schlug gegenüber DWN ein Portfolio aus 80 Prozent Euro-Geldanlagen und 20 Prozent Fremdwährungen vor, wobei jede Fremdwährung zwischen 5 und 8 Prozent Gewicht am gesamten liquiden Portfolio haben solle.
Dafür eigneten sich Anleihen des jeweiligen Staates mit einer Restlaufzeit von drei bis vier Jahren, erklärte der Professor. „Der Nachkauf der Staatsanleihen ist in wenigen Minuten erledigt.“
Auch Honorarberater Michael Schiffer rät zu Fremdwährungen, allerdings über global diversifizierte Geldmarktfonds. „In der Praxis empfehle ich als ,dauerhafte Liquiditätsreserve’ ein individuell abgestimmtes Portfolio verschiedener Geldmarkt- und Rentenfonds mit unterschiedlichen Laufzeiten mit globaler Ausrichtung und unterschiedlicher Duration.“ Manche Experten raten dabei eher zu Staatsanleihen und sehen Unternehmensanleihen kritisch.
Schiffer empfiehlt derweil ein Direktinvestment in Bundesanleihen nicht zur dauerhaften Geldanlage. Anleihen machten nur Sinn, wenn der Anleger das Geld in zwei oder drei Jahren wieder brauche, etwa zur Sondertilgung eines Darlehens. „Hier würde ich bei den aktuellen Konditionen für Festgeld mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei einem Zins von aktuell 3,55 Prozent wahrscheinlich sogar eher zum Festgeld raten.“
Welche Geldmarktfonds gibt es?
Anleger können auf aktiv gemanagte Geldmarktfonds oder Geldmarkt-ETFs setzen. Die Kosten sind in etwa gleich hoch. Das Angebot ist bei den Geldmarkt-ETFs allerdings sehr klein: In Deutschland ist laut der Seite JustETF gerade einmal ein ETF zugelassen, der über mehrere Euro-Länder streut, ein Fondsvermögen über 100 Millionen Euro aufweist und die Wertpapiere aus dem Index tatsächlich kauft (physische Replikation).
Der ETF von Amundi läuft auf den Index „FTSE Eurozone Government Bill 0-6 Month Capped“ (ISIN: FR0010754200). Dieser enthält Staatsanleihen von mehreren Euro-Ländern mit einer maximalen Restlaufzeit von sechs Monaten. Den größten Anteil haben Anleihen aus Frankreich (32 Prozent), gefolgt von Deutschland (23 Prozent), Italien (20 Prozent) und Spanien (12 Prozent).
Wem der Anteil der Südländer zu hoch ist, könnte eine Bundesanleihe mit 2 bis 3 Jahren Restlaufzeit kaufen und etwaige Kursverluste aufgrund von Zinserhöhungen bis zur Endfälligkeit aussitzen. Eine weitere Alternative könnte ein Geldmarktfonds mit Fremdwährungen als Beimischung sein. Die laufenden Kosten (TER) des Amundi-ETF betragen 0,14 Prozent pro Jahr (Thesaurierer, 48 Positionen, Fondsvermögen: 328 Mio. Euro).
Ein aktiv verwalteter Geldmarktfonds ist beispielsweise der „Pictet-Sovereign Short-Term MM EUR I“ (ISIN: LU0366536638). Dieser weist ebenfalls eine Kostenquote von 0,14 Prozent pro Jahr auf. Allerdings kann ein Ausgabeaufschlag von bis zu 5 Prozent einmalig beim Kauf anfallen, wenn Anleger Anteile über einen Vermittler anstatt über die Börse erwerben. Der Fonds investiert in Zinspapiere von Staaten und öffentlichen Einrichtungen aus Industrieländern.
Dabei stammen 29 Prozent der Papiere aus Deutschland. Der Rest kommt unter anderem aus Kanada (21 Prozent), von supranationalen Einrichtungen (21 Prozent), Australien (6 Prozent) und Dänemark (5 Prozent). 93 Prozent des Fondsvermögens steckt in Wertpapieren von Emittenten mit Triple-A-Rating und 96 Prozent hat eine Laufzeit von 90 Tagen oder weniger (Thesaurierer, Fondsvermögen: 1,5 Mrd. Euro).
Über Vergleichsplattformen wie Onvista können Anleger nach weiteren Fonds suchen und dabei nach Kriterien wie Fondsvermögen, Ausschüttungsart, Region und Währung filtern.