Im zentralafrikanischen Gabun hat das Militär wenige Tage nach der Präsidentenwahl geputscht. Minuten nachdem die Wahlkommission Präsident Ali Bongo am Mittwoch zum Sieger ausrief, erklärte ihn eine Gruppe ranghoher Offiziere im Fernsehen für abgesetzt. Die Wahl sei nichtig, hieß es. Staatliche Institutionen seien aufgelöst und die Grenzen geschlossen.
In der Hauptstadt Libreville gingen Hunderte Menschen auf die Straßen und feierten. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich verurteilte den Putsch. Am Abend erklärte ein Militärsprecher im Fernsehen General Brice Oligui Nguema, ehemaliger Befehlshaber der Präsidentengarde, zum Chef einer Übergangsregierung.
Bongos Familie regiert das ölreiche Land mit 2,3 Millionen Einwohnern seit 56 Jahren. Dem Militär zufolge wurde der 64-Jährige Ali Bongo unter Hausarrest gestellt. Auch sein Sohn Noureddin Bongo Valentin und andere Personen seien wegen Korruption und Verrats festgenommen worden.
In einer im Internet verbreiteten Botschaft sagte Bongo ebenfalls, er und seine Familie seien festgenommen worden. Er sei in seiner Residenz. "Ich weiß nicht, was passiert", erklärte er auf Englisch. "Ich möchte eine Botschaft an alle unsere Freunde in der ganzen Welt senden und ihnen sagen, dass sie Lärm machen sollen." Die Echtheit des Videos wurde von BTP Advisors bestätigt, eine PR-Agentur, die mit Bongo im Wahlkampf zusammengearbeitet hatte.
Kritiker werfen Bongo vor, den Ölreichtum des Landes nicht zugunsten der Bevölkerung zu nutzen. Nach seinem umstrittenen Wahlsieg 2016 waren Unruhen ausgebrochen, 2019 blieb ein Putschversuch erfolglos.
Putsch-Serie in Afrika
Der neue Militärputsch ist der achte in West- und Zentralafrika seit 2020. Zuletzt hatte die Armee im Niger die Macht übernommen, davor in Mali, Guinea, Burkina Faso und im Tschad. Mehrere dieser Staaten sehen sich mit radikalen Islamisten-Aufständen konfrontiert, was auf Gabun nicht zutrifft. Der Putsch dürfte auch die Sorgen Frankreichs in der Region verschärfen. Die Truppen der ehemaligen Kolonialmacht sind inzwischen aus Mali und Burkina Faso ausgewiesen worden. In Gabun sind etwa 350 Soldaten stationiert.
Das Ergebnis der Wahl dort müsse respektiert werden, sagte ein Regierungssprecher in Paris. Ministerpräsidentin Elisabeth Borne erklärte, die Lage werde genau beobachtet. UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Putschversuch. Er forderte alle Beteiligten auf, "Zurückhaltung zu üben, einen inklusiven und bedeutungsvollen Dialog zu führen und sicherzustellen, dass Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte vollständig geachtet werden", erklärte sein Sprecher. Die USA zeigten sich besorgt.
Die EU-Verteidigungsminister sollten sich mit der Lage in Gabun befassen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, man werde auf die Vorgänge in Gabun genauso reagieren wie auf die in Niger. Allerdings hatte die EU sehr unterschiedlich auf den Putsch dort reagiert, wie Borrell selbst in einem Schreiben an die Mitgliedsstaaten vor einigen Tagen einräumte. EU-Diplomaten hatten Differenzen mit Frankreich bestätigt.
Gabun, das von vielen Beobachtern als Diktatur eingestuft wird, stand bislang unter westlichem Einfluss. So ist der von Frankreich kontrollierte und an den Euro gebundene CFA Franc die Landeswährung und der Staat ist Mitglied im britischen Commonwealth of Nations.
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Gabun ist zudem Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Es fördert etwa 200.000 Barrel pro Tag. Zu den dort tätigen Unternehmen gehört unter anderen TotalEnergies und Perenco. Das französische Bergbauunternehmen Eramet, das in Gabun Manganerz fördert, stoppte zunächst die Produktion. Sie werde am Donnerstag wieder aufgenommen, hieß es am Abend. Die Aktien von TotalEnergies Gabon und Maurel et Prom gaben zeitweilig um mehr als 20 Prozent nach. Etwa 30 Handelsschiffe warfen vor der Küste Gabuns den Anker.
Das Auswärtige Amt teilte mit, die Ereignisse in Gabun mit Sorge zu verfolgen und die Lageentwicklung in enger Abstimmung mit den Partnern zu beobachten. Der Krisenstab der Bundesregierung sei am Mittwoch im Auswärtigen Amt zusammengetreten. Deutsche Staatsangehörige würden gebeten, die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu befolgen und sich insbesondere in die Krisenvorsorgeliste Elefand einzutragen.