Wirtschaft
Anzeige

Europas wirtschaftliche Sorgenkinder

Deutschland ist wieder der „kranke Mann Europas“ und auch Ungarn steckt in großen Schwierigkeiten. Die Probleme der Länder sind total unterschiedlich – und doch sehr ähnlich zugleich. Ein Artikel über strukturelle wirtschaftliche Probleme und wie man sie mit Sicherheit nicht lösen wird.
21.09.2023 11:47
Lesezeit: 2 min

Während sich der Rest der Welt von der Coronakrise erholt, läuft es in Europa noch nicht so rund. Besonders zwei Länder entpuppen sich als große Sorgenkinder und sind zuletzt sogar in eine Rezession geschlittert: Deutschland und Ungarn.

Deutschland wieder der „kranke Mann Europas“

Beginnen wir mit der Bundesrepublik. Dort verschlimmern Inflation, hohe Energiepreise und eine verfehlte Wirtschaftspolitik eine ohnehin angespannte Lage. Die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast aller OECD-Staaten, Überregulierung und lähmende Bürokratie. Produktivitätskrise, rückständige Digitalisierung, Fachkräftemangel, Überalterung und Rentenlücke. Deutschlands Probleme sind groß und zahlreich. Und was macht die Ampel-Regierung in einer solchen Gemengelage? Die plant halbherzige steuerliche Entlastungen für Verbraucher und Firmen sowie Anreize für grüne Investitionen ab 2024 (wenn es längst zu spät sein könnte) und ergeht sich ansonsten gerne in Floskeln zum angeblich soliden Zustand der Wirtschaft.

Uralte planwirtschaftliche Rezepte – die scheitern

Wie die deutsche Führung vertraut auch die Orban-Regierung planwirtschaftlichen Eingriffen. Um der massiven Lebensmittel-Verteuerung entgegenzuwirken, setzte man unter anderem auf beliebte Maßnahmen wie Exportstopps für Getreide und Preiskontrollen für ausgewählte Nahrungsmittel (etwa Mehl, Zucker, Eier und Fleischprodukte). Anfang August wurde der Zwangsrabatt für bestimmte Grundnahrungsmittel von 10 auf 15 Prozent erhöht. Die Geschäfte sind verpflichtet, die Preise für betroffene Güter um diesen Prozentsatz im Vergleich zum Vormonat zu senken.

Kurzfristig ist es eben politisch populär, Preisstopps zu verhängen. Teure Wahlgeschenke zu verteilen, ist auch beliebt. Um seine Wiederwahl im Frühjahr 2022 zu sichern, gewährte Orban unter anderem Senioren eine 13. Monatsrente, befreite Bürger unter 25 von der Einkommenssteuer und beschloss Steuerrückerstattungen für Familien. Die Geldgeschenke in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro sind nachfragewirksam in die Wirtschaft zurückgeflossen und wirkten preistreibend.

Zudem muss das Ganze irgendwie finanziert werden. Und dennoch setzen sich sowohl Deutschland als auch Ungarn ambitionierte Ziele. Bis 2030 will Orban die Wirtschaftsleistung verdoppeln. Auch Deutschland hat mit der ambitionierten Energiewende Großes vor. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Realitäten kann man das in beiden Fällen als reines Wunschdenken einordnen.

Nur wenn zwei Nationen, die an sich die besten Voraussetzungen haben sollten, bereits derartig fehlkalkulieren, was passiert dann mit dem Rest der EU?


DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...